Substrate aus Schafswolle sollen Torf im Gartenbau ersetzen

Im Forschungsprojekt „NaWaruN“ werden vom Institut für nachhaltige Wassersysteme und dem Institut für Materialwissenschaften sowie den Unternehmen Gartenbau Schinner und BWF Protec ein innovatives, nachhaltiges Substrat für den Gartenbau entwickelt.
(c) Hochschule Hof

Die Hochschule Hof arbeitet in einem neuen Forschungsprojekt an der Entwicklung nachhaltiger Substrate für die Pflanzenproduktion. Unter der Leitung von Dr. Harvey Harbach untersucht eine Forschungsgruppe gemeinsam mit regionalen und industriellen Partnern, wie Schafwolle als natürliches Material Torf und Plastik in der Produktion von Gemüsejungpflanzen ersetzen kann.

Das Projekt „Nachhaltige Wachstumsmedien für Hydroponik auf Basis von rundvernadelten Naturmaterialien“ (NaWaruN) hat das Ziel, ein innovatives Substrat zu entwickeln, das direkt in kommerziellen Systemen wie der Gemüseproduktion eingesetzt werden kann. Dabei sollen Materialien verwendet werden, die nicht nur nachhaltiger, sondern auch ressourcenschonend und regional verfügbar sind.

Ein besonderer Fokus liegt darauf, Torf und Plastik aus der Pflanzenproduktion zu verdrängen. Dr. Harvey Harbach betont: „Es ist das Ziel, mit unserer Forschung wertvolle Ressourcen zu bewahren und Naturmaterialien für neue Anwendungen nutzbar zu machen. Das Ziel einer torf- und plastikfreien Lebensmittelproduktion ist ein bedeutender Schritt in Richtung Nachhaltigkeit im Gartenbau.“

Schafwolle als natürliches Substrat

Die zentrale Innovation des Projekts liegt in der Verarbeitung von Schafwolle zu Substraten für die Pflanzenproduktion. In einem speziellen Verfahren, der Rundvernadelung, werden die Fasern der Schafwolle zu stabilen, nahtlosen Rohrstrukturen verarbeitet. Diese Rohre, die je nach Pflanzenart in unterschiedlichen Durchmessern und Längen hergestellt werden können, sollen als natürliches Substrat Plastik- und Torfbehälter ersetzen.
Das Institut für Materialwissenschaften (ifm) der Hochschule Hof entwickelt diese Schafwollsubstrate in Zusammenarbeit mit der Firma BWF Protec, einem Spezialisten für technische Filze. Alexandra Luft vom ifm sieht darin großes Potenzial: „Unser Wissen zu innovativen Textilien aus Naturmaterialien kann hier für ein globales Problem eingesetzt werden.“

Umweltprobleme durch Torf und Plastik

Torf wird seit Jahrzehnten im Gartenbau verwendet, hat jedoch erhebliche Umweltprobleme zur Folge. Der Abbau von Torf zerstört wertvolle Ökosysteme wie Moore, die bedeutende CO2-Speicher sind. Ungefähr 6 % der weltweiten CO2-Emissionen werden durch die Trockenlegung von Mooren verursacht. Auch der Einsatz von Plastiktöpfen in der Pflanzenproduktion ist aus nachhaltiger Sicht problematisch, da diese häufig nur einmal verwendet und nicht recycelt werden. Mit den neu entwickelten Schafwollsubstraten könnten diese beiden Materialien – Torf und Plastik – in der Pflanzenproduktion ersetzt werden.

Partner und Förderung

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) gefördert. Neben der Hochschule Hof und ihren beiden Instituten (inwa und ifm) sind der Gartenbaubetrieb Schinner sowie das Unternehmen BWF Protec zentrale Partner. Der Gartenbaubetrieb Schinner, ein Vorreiter in der nachhaltigen Modernisierung, unterstützt die Forschung mit seiner Expertise im Gemüseanbau und formuliert klare Anforderungen: „Leider gibt es derzeit keinen adäquaten Ersatz für Torf in der Gemüsejungpflanzenproduktion. Wir hoffen, dass dieses Projekt eine lösungsorientierte Alternative entwickelt.“

BWF Protec, ein Unternehmen mit langer Tradition in der Verarbeitung von Wollfilzen, bringt technisches Know-how in die Herstellung der Substrate ein. Das Projekt erweitert somit auch die Produktpalette des Unternehmens in Richtung nachhaltiger Anwendungen.

Zukunftsperspektiven

Mit den neuen Schafwollsubstraten könnte der Gartenbau in Deutschland ein Vorreiter bei der Nutzung nachhaltiger Materialien werden. „Die Zusammenarbeit der verschiedenen Partnerbündelt wissenschaftliche und industrielle Stärken, um eine wichtige Lücke in der nachhaltigen Lebensmittelproduktion zu schließen“, resümiert Dr. Harvey Harbach.

Bild: Im Forschungsprojekt „NaWaruN“ wird vom Institut für nachhaltige Wassersysteme und dem Institut für Materialwissenschaften sowie den Unternehmen Gartenbau Schinner und BWF Protec ein innovatives, nachhaltiges Substrat für den Gartenbau entwickelt (Bild: Hochschule Hof).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Harvey Harbach
+49 9281 409 – 4591
harvey.harbach(at)hof-university.de

Nachhaltige Pflanzenproduktion: Substrat aus Schafswolle soll Torf im Gartenbau ersetzen

Media Contact

Rainer Krauß Hochschulkommunikation
Hochschule Hof - University of Applied Sciences

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Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

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