Überschall-Beschichtung mit Präzision

Es sind oft die kleinen Erfindungen, die die Welt verbessern und stets lautet das Credo: je einfacher desto genialer. Dies gilt auch für die Verbesserung eines Beschichtungsverfahrens, das nun die Professur für Verbundwerkstoffe der TU Chemnitz als Patent verlassen soll.

Das sogenannte Hochgeschwindigkeitsflammspritzen kommt überall da zum Einsatz, wo belastete Bauteile vor Verschleiß und Korrosion geschützt werden sollen, sei es in Automotoren, auf Schaufeln von Flugzeugturbinen oder bei medizinischen Implantaten.

Um diese Bauteile beständig zu machen, werden sie mit einem Partikelstrahl beschossen, der bis zu 2.000 Meter pro Sekunde schnell und im Kern etwa 3.000 Grad Celsius heiß ist. Die so erzeugte hochverdichtete Beschichtung ist mit herkömmlichen Verfahren jedoch zuweilen recht ungleichmäßig auf dem Werkstoff verteilt, da die Partikelflamme aufgrund der enormen Geschwindigkeit und der Temperaturunterschiede zur umgebenden Luft eine peitschende Eigenbewegung an der Spitze entwickelt.

Dem entgegenzuwirken, machten sich die Chemnitzer Wissenschaftler Gerd Paczkowski und Christian Rupprecht unter Leitung von Prof. Dr. Bernhard Wielage zur Aufgabe und heraus kam eine denkbar simple, wie auch praktikable Lösung. Da der Partikelstrahl zur Kühlung der Spritzdüse stets von einem Gas (etwa Stickstoff bei Raumtemperatur) umgeben ist, konnte man diesen auch gleich zur Stabilisierung der Flamme nutzen.

So strömt das kühlende Hüllgas künftig mit einer Eigenrotation aus der Düse und verhindert durch den aufgeprägten Drehimpuls, dass der Flammstrahl ins Straucheln gerät. Die Vorteile des neuen Verfahrens liegen auf der Hand. Der Spritzstrahl wird durch die rotierende Hüllgasströmung stabilisiert und fokussiert und die darin befindlichen Partikel auf eine achsnahe Flugbahn gezwungen. Die Schichtqualität wird dadurch drastisch gesteigert, da die Partikel gleichmäßig da auftreffen, wo sie benötigt werden. Zudem kann der Brenner so in höheren Leistungsklassen betrieben werden, wodurch deutlich mehr Material pro Zeit verarbeitet werden kann als bisher.

Da der Chemnitzer Düsenaufsatz mit handelsüblichen HVOF-Brennern verwendet werden kann, haben namhafte Firmen bereits Interesse angemeldet. Die Erfinder der TU rechnen nun damit, dass sich das Verfahren als Standard durchsetzen wird.

Weitere Informationen erteilt Christian Rupprecht, Telefon 0371 531-35220, E-Mail christian.rupprecht@mb.tu-chemnitz.de.

Media Contact

Katharina Thehos idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-chemnitz.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Visualisierung der stabilen Atlantischen meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) über 60 Jahre

Stabilität bewahren – Studie zeigt, dass Golfstrom im Nordatlantik robust bleibt

Eine Studie der Universität Bern und der Woods Hole Oceanographic Institution in den USA kommt zu dem Schluss, dass die ozeanische Zirkulation im Nordatlantik, zu der auch der Golfstrom gehört,…

Foraminiferen nehmen Phosphat aus dem Meerwasser auf, um Verschmutzung zu reduzieren

Einzellige Helden: Die Kraft der Foraminiferen im Kampf gegen Phosphatverschmutzung der Ozeane

Sogenannte Foraminiferen sind in allen Weltmeeren zu finden. Nun hat eine internationale Studie unter der Leitung der Universität Hamburg gezeigt, dass die Mikroorganismen, von denen die meisten Schalen tragen, Phosphat…

Menschen vs Maschinen – Wer ist besser in der Spracherkennung?

Sind Menschen oder Maschinen besser in der Spracherkennung? Eine neue Studie zeigt, dass aktuelle automatische Spracherkennungssysteme (ASR) unter lauten Bedingungen eine bemerkenswerte Genauigkeit erreichen und manchmal sogar die menschliche Leistung…