Affenpockenviren relativ stabil auf Oberflächen

Oberflächen mit Alkohol-basiertem Desinfektionsmittel zu reinigen, ist ein guter Schutz vor Ansteckung.
© RUB, Marquard

Pockenviren sind dafür bekannt, dass sie in der Umgebung sehr lange infektiös bleiben können.

Eine Studie der Abteilung Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum hat gezeigt, dass es dabei sehr auf die Temperatur ankommt: Bei Raumtemperatur kann es bis zu elf Tage dauern, bis kein vermehrungsfähiges Affenpockenvirus mehr auf einer Edelstahloberfläche ist, bei vier Grad Celsius sogar bis zu einen Monat. Entsprechend ist es besonders wichtig, Oberflächen zu desinfizieren. Alkoholische Desinfektionsmittel wirken der Studie zufolge gut gegen Affenpockenviren. Desinfektionsmittel auf Wasserstoffperoxid-Basis hingegen sind nur unzureichend wirksam.

Das Team berichtet im Journal of infectious diseases vom 2. Mai 2023.

Wochenlange Beobachtung

Seit 2022 verbreitet sich das Affenpockenvirus vermehrt von Mensch zu Mensch. Auch wenn die Ansteckung vorrangig auf direktem Körperkontakt beruht, ist es möglich, sich über kontaminierte Oberflächen zu infizieren, beispielsweise im Haushalt oder in Krankenhauszimmern. „Von Pockenviren ist bekannt, dass sie in der Umgebung sehr lange infektiös bleiben“, erklärt Dr. Toni Meister aus der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität. „Für Affenpocken kannten wir die genauen Zeiten bislang aber nicht.“

Die Forschenden untersuchten sie daher, indem sie das Virus auf gereinigte Edelstahlplättchen auftrugen und diese bei verschiedenen Temperaturen aufbewahrten: Bei vier Grad, bei 22 Grad, was ungefähr Raumtemperatur entspricht, und bei 37 Grad. Sie ermittelten die Menge infektiöser Viren nach verschieden langen Wartezeiten zwischen 15 Minuten und mehreren Tagen bis Wochen.

Viren bleiben lange ansteckend

Unabhängig von der Temperatur änderte sich dabei in den ersten Tagen an der Menge infektiöser Viren nur wenig. Bei 22 und 37 Grad sank die Viruskonzentration erst nach fünf Tagen deutlich ab. Bei 37 Grad war bereits nach sechs bis sieben Tagen kein vermehrungsfähiges Virus mehr zu finden, bei 22 Grad dauerte es zehn bis elf Tage, bis keine Ansteckung mehr möglich war. Bei vier Grad sank die Virusmenge erst nach 20 Tagen stark ab, nach 30 Tagen bestand keine Ansteckungsgefahr mehr. „Das deckt sich mit der Erfahrung, dass man sich im Haushalt auch nach knapp zwei Wochen noch über Oberflächen mit Affenpocken anstecken kann“, so Prof. Dr. Eike Steinmann, Leiter der Abteilung Molekulare und Medinische Virologie.

Um die Ansteckungsgefahr bei einem Ausbruch zu verringern, ist deswegen die Desinfektion von Oberflächen besonders bedeutend. Die Forschenden testeten daher die Wirkung von fünf handelsüblichen Desinfektionsmitteln. Ergebnis: Mittel auf Alkohol- oder Aldehydbasis senkten die Ansteckungsgefahr zuverlässig. Ein Wasserstoffperoxid-basiertes Desinfektionsmittel inaktivierte das Virus in der Studie aber nicht ausreichend. „Unsere Ergebnisse stützen die Empfehlung der WHO, alkoholbasierte Oberflächen-Desinfektionsmittel anzuwenden“, so Toni Meister.

Förderung

Die Studie wurde gefördert durch die VIRus ALlianz (VIRAL) Nordrhein-Westfalen, Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW (Förderkennzeichen 323-8.03-151826), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Projekt VirBio, Förderkennzeichen 01KI2106).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Eike Steinmann
Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie
Medizinische Fakultät
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 28189
E-Mail: eike.steinmann@ruhr-uni-bochum.de

Originalpublikation:

Toni Lusie Meister, Yannick Brüggemann, Daniel Todt, Ronny Tao, Lisa Müller, Jochen Steinmann, Joerg Steinmann, Joerg Timm, Ingo Drexler, Eike Steinmann: Stability and inactivation of monkeypox virus on inanimate surfaces, in: Journal of infectious diseases, 2023, DOI: 10.1093/infdis/jiad127, https://academic.oup.com/jid/advance-article/doi/10.1093/infdis/jiad127/7147639

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

Media Contact

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

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