Analkarzinome: HIV-positive Männer sollten zur Früherkennung gehen
HIV-positive Männer, die Sex mit Männern haben, haben ein erhöhtes Risiko, an Analkarzinomen zu erkranken: Mehr als zwei Drittel der 446 Männer, welche Bochumer und Kölner Forscher über fast sechs Jahre beobachteten, hatten Vorstufen solcher Tumore, 2,5 % litten bereits an Analkrebs.
„Besorgniserregend ist vor allem, dass sich der Krebs innerhalb von weniger als neun Monaten aus den Vorstufen bildete“, sagt Prof. Dr. Norbert Brockmeyer,
Sprecher des Kompetenznetzes HIV/AIDS an der Klink für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, das die Studie unterstützte. Er empfiehlt HIV-positiven Männern, die Sex mit Männern haben, daher dringend regelmäßig zur Vorsorge zu gehen.
HPV löst Krebs aus
Häufig treten Anal-Karzinome in Verbindung mit einer Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) auf. „Dabei werden verschiedene Krebsarten durch verschiedene Virustypen begünstigt“, erklärt Prof. Dr. Alexander Kreuter, Leiter der Studie an der Dermatologischen Klinik. „Deswegen muss die jeweilige Behandlung auch daran angepasst werden.“ Vorausgegangene Analysen bestätigten, dass in ca. 70 % der Fälle der Krebs durch HPV16 ausgelöst wurde. Bei den HIV-positiven männlichen Patienten der Studie wurden 55 % auf HPV16 positiv getestet. „Alle bisherigen Untersuchungen belegen, dass eine Impfung vor HPV-Infektionen schützen kann. Somit ist sie auch hoch interessant für die Prävention von Analkrebs“, meint Prof. Kreuter.
Unbedingt zur Vorsorge gehen
Die Studie zeigte zudem, dass die Behandlungsoptionen bei HIV-positiven Patienten schlechter sind als bei HIV-negativen: Nebenwirkungen sind häufiger und auch die tumorfreie Überlebensrate ist niedriger. Dabei scheint es unerheblich zu sein, ob bereits mit einer Hoch-aktiven antiretroviralen Therapie begonnen wurde. Ein weiterer Risikofaktor an Analkrebs zu erkranken, ist das Rauchen. Die Studie zeigte, dass das Sterberisiko bei Analkrebs bei Rauchern deutlich höher lag als bei Nichtrauchern. Prof. Brockmeyer rät dringend zur Vorsorge: „Dadurch können wir Vorstufen früh erkennen, behandeln und so Tumore verhindern. Insbesondere HIV-positive Männer, die Sex mit Männern haben, sollten dieses Angebot in Anspruch nehmen.“
Größte Studie
Die Studie, die von Prof. Dr. Alexander Kreuter und Prof. Dr. Norbert Brockmeyer (RUB-Klinikum) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ulrike Wieland (Universitätsklinikum Köln) durchgeführt wurde, ist Deutschlandweit die erste prospektive Studie zu anale intraepitheliale Neoplasien (AIN) und Analkrebs und eine der größten, die bislang veröffentlich wurde.
Weitere Informationen
Prof. Dr. med. Norbert H. Brockmeyer, Prof. Dr. Alexander Kreuter, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-Hospital, Gudrunstraße 56, 44791 Bochum, Tel: 0234 509-3471, -3474, Fax: 0234 509-3472, -3475
n.brockmeyer@derma.de ; a.kreuter@derma.de
Redaktion: Meike Drießen
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit
Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.
Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…