Anzeichen einer Psychose zeigen sich in den Hirnwindungen

Die Anatomie unseres Gehirns kann Hinweise auf die Entstehung von Psychosen liefern. Vereinfachte Darstellung der kortikalen Faltung in verschiedenen Hirnregionen. Universität Basel / Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

Wird eine Psychose frühzeitig erkannt, verbessern sich die Chancen auf eine wirksame Behandlung. Trotz Fortschritten in der Diagnostik ist es aber bis heute nicht möglich, bei jungen Menschen mit ersten psychotischen Symptomen zuverlässig zu sagen, wer eine akute Psychose entwickeln wird und wer nicht.

Seit längerem wird vermutet, dass die Krankheit durch eine gestörte Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen von Nervenzellen verursacht wird. Solche Verbindungen zwischen Hirnregionen können mithilfe moderner bildgebender Techniken sichtbar gemacht werden.

Forscher der Universität Basel sind nun der Frage nachgegangen, ob sich bei Personen mit einem erhöhten Psychorisiko bereits Veränderungen in der anatomischen Struktur von Hirnnetzwerken erkennen lassen. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, der University of Western Ontario und des Lawson Health Research Institute in Ontario (Kanada).

Fokus auf Hirnwindungen

Dabei fokussierten sich die Forscher um den Neurowissenschaftler Dr. André Schmidt und den Psychiater Lena Palaniyappan auf die Hirnwindungen: Sie untersuchten, wie die Windungen von Hirnregionen miteinander interagieren und ob dieses Zusammenspiel bei den Risikopatienten beeinträchtigt ist.

Zudem prüften sie, wie präzis sich anhand der Windungskonnektivität vorhersagen lässt, welche der Risikopatienten an einer Psychose erkranken und welche nicht.

Verringerte Interaktion

Für ihre Studie untersuchten sie 44 gesunde Kontrollpersonen, 38 Patienten mit einer ersten psychotischen Episode, sowie 79 Personen mit erhöhtem Psychoserisiko, von denen später 16 Personen eine voll ausgeformte Psychose entwickelten. Die Nervenbahnen des Gehirns rekonstruierten sie mithilfe von Magnetresonanztomografie und Methoden der mathematischen Graphentheorie, mit der sich ein Netz aus Knotenpunkten beschreiben lässt.

Die Resultate zeigen: Im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe waren bei den Ersterkrankten und Risikopatienten mit einer späteren Psychose-Transition die Windungen der einzelnen Hirnregionen weniger gut miteinander integriert und stärker isoliert.

Zudem ergaben die Analysen, dass sich anhand dieses Verfahrens mit über 80% Sicherheit voraussagen liess, welche der Risikopatienten später an einer Psychose erkrankten und welche nicht.

Biomarker für die klinische Diagnose

«Unsere Resultate weisen darauf hin, dass solche Netzwerkanalysen eine individuelle Risikoprognose deutlich verbessern können», so Forschungsleiter André Schmidt. «Zukünftige Längsschnittstudien mit grösseren Stichproben sind nun nötig, um die prognostische Genauigkeit dieser Messung zu validieren.»

Originalbeitrag

Tushar Das, Stefan Borgwardt, Daniel J. Hauke, Fabienne Harrisberger, Undine E. Lang, Anita Riecher-Rössler, Lena Palaniyappan, André Schmidt
Disorganized Gyrification Network Properties During the Transition to Psychosis
JAMA Psychiatry (2018), doi: 10.1001/jamapsychiatry.2018.0391

Weitere Auskünfte

Dr. André Schmidt, Universität Basel / Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel, Tel. +41 61 325 59 29, E-Mail: andre.schmidt@unibas.ch

Media Contact

Cornelia Niggli Universität Basel

Weitere Informationen:

http://www.unibas.ch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…