Augenoperation verhindert Stürze – DOG empfiehlt Katarakt-Eingriff auch im hohen Alter
Der Eingriff mindert auch das Risiko, durch Stürze schwere Knochenbrüche zu erleiden. Dieser Vorteil war in einer aktuellen Studie bei über 80-Jährigen und chronisch Kranken am größten. Deshalb sollten sich nach Ansicht der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) auch hochbetagte Menschen eine vom Grauen Star getrübte Linse ersetzen lassen, wenn die Sehfähigkeit stark gemindert ist. Eine Altersgrenze für die Kataraktoperation gebe es nicht.
„Dass ein fortgeschrittener Grauer Star, auch Katarakt genannt, das Sturzrisiko erhöht, ist seit längerem bekannt und durch Studien belegt“, erläutert Professor Dr. med. Berthold Seitz, Präsident der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik Homburg/Saar.
Der Grund ist nicht allein die schlechtere Sehfähigkeit durch die getrübten Augenlinsen – auch der Gleichgewichtssinn hängt eng mit der Sehvermögen zusammen. Menschen mit Grauem Star haben deshalb zunehmend Schwierigkeiten, ihre körperliche Balance zu halten. „Mit fortschreitender Erkrankung werden sie im Stehen und Gehen unsicherer, so dass Stürze programmiert sind“, sagt Seitz. Im Alter geht ein solcher Sturz häufig mit einem Verlust an Mobilität und Unabhängigkeit einher. Mitunter werden Betroffene anschließend dauerhaft bettlägerig.
Die jetzt im amerikanischen Ärzteblatt JAMA veröffentlichte Untersuchung an mehr als 1,1 Millionen Senioren zeigt, dass eine Operation bei Katarakt das Risiko für eine gebrochene Hüfte deutlich senkt. So ging die Zahl der Oberschenkelhalsbrüche im ersten Jahr nach der Operation um 16 Prozent zurück, nach der Operation einer starken Linsentrübung blieben sogar 23 Prozent der Senioren von einem Sturz verschont. Ein gesundheitlicher Vorteil, der mit dem Alter der Senioren zunahm: Hochbetagte zwischen 80 und 84 Jahren erlitten zu 28 Prozent weniger Hüftfrakturen. Auch bei Menschen mit chronischen Erkrankungen konnte die Operation das Risiko deutlich senken.
Warum sich bei Grauem Star die Linse trübt, ist nicht abschließend erforscht. In 90 Prozent der Fälle, sind alte Menschen betroffen. Sie sehen zunehmend verschwommen, weniger scharf und reagieren empfindlich auf helles Licht. Jedes Jahr setzen Augenärzte in Deutschland mehr als 650 000 künstliche Linsen ein.
„Alter und Krankheiten sollten daher kein Grund sein, von vornherein auf einen Katarakt-Eingriff zu verzichten, wenn die Sehfähigkeit in Folge der Linsentrübung stark eingeschränkt ist“, erläutert Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG aus Frankfurt am Main. „Die Implantation einer Intraokularlinse ist eine sichere Operation mit einer hohen Erfolgsrate. Mehr als 90 Prozent aller Patienten können nach dem Eingriff wesentlich besser sehen, sofern keine weiteren Augenkrankheiten vorliegen.“ Der Eingriff wird ambulant durchgeführt. Er ist in der Regel auch bei Menschen mit Herzerkrankungen möglich.
Literatur:
Tseng VL, Yu F, Lum F, Coleman AL. Risk of fractures following cataract surgery in Medicare beneficiaries. JAMA 2012; 308: 493-501
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