Forscher bestätigen neue Genvariante für Adipositas
Fast fünfzig Prozent der Bevölkerung besitzen eine genetische Variante, die das Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit im Kindes- und Erwachsenenalter erhöht. Das hat das Forscherteam um Dr. Anke Hinney und Professor Dr. Johannes Hebebrand, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität Duisburg-Essen jetzt herausgefunden.
Sie analysierten bei 487 adipösen Kindern und 442 normalgewichtigen Kontrollen erstmalig insgesamt knapp 500.000 Genvarianten im menschlichen Erbgut und fanden dabei einen neuen „Dickmacher“ namens „rs1121980“. Gezielt hatten die Wissenschaftler nach Veränderungen gesucht, die bei Personen mit Übergewicht vermehrt auftreten und entdeckten dabei eine Erbgut-Veränderung im so genannten FTO-Gen, das maßgebliche für die Entwicklung von Übergewicht verantwortlich ist.
Zunächst wurde von mehreren internationalen Forschergruppen ein Zusammenhang dieses Gens mit der so genanntem Altersdiabetes, dem Typ 2 Diabetes mellitus, beschrieben. Es stellte sich aber bald heraus, dass dieser Zusammenhang nicht für Altersdiabetes, sondern für Übergewicht relevant ist. So konnte an insgesamt 38.759 Personen gezeigt werden, dass die mögliche Ausprägung der Genvariante „rs1121980“ mit einem 31 Prozent erhöhten Risiko verbunden ist übergewichtig zu werden. Die cirka 20 Prozent der Erwachsenen, die reinerbig für die Gen-Ausprägung sind, wiegen fast drei Kilo mehr als Personen, die diese nicht geerbt hatten.
Zu cirka 60 Prozent wird durch das Erbgut bestimmt, ob eine Person Übergewicht oder gar eine Adipositas entwickelt. Einige Gene, die das Gewicht regulieren, sind schon bekannt. „Die Rolle der Lebensumstände darf dabei natürlich auch nicht unterschätzt werden. Die Genvariante rs1121980 allein macht nicht dick“, stellt Prof. Hebebrand klar. „Erst durch die Kombination mit weiteren Genvarianten beziehungsweise Umweltfaktoren, wie geringer Bewegung und kalorienreicher Ernährung, kommt es zu einer starken Gewichtszunahme.“
Um weitere genetische Ursachen für Übergewicht und Adipositas zu identifizieren sollen die Untersuchungen weitergeführt werden. „An die Aufklärung der molekularen Mechanismen knüpfen wir die Hoffnung, letztendlich neue Therapien für Menschen mit Übergewicht entwickeln zu können“, erklärt Hebebrand, der auch das Adipositas-Netz koordiniert, das vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des nationalen Genomforschungsnetzes gefördert wird.
Die Ergebnisse der Untersuchung sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „PLos ONE“ veröffentlicht, einem Online-Journal der Public Library of Science zu wissenschaftlichen medizinischen Themen.
Weitere Informationen: Dr. Anke Hinney, Tel. 0201/959-7025, anke.hinney@uni-due.de
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