Trotz Fleiß zuviel Schweiß: Rettungsanker-Op in der Universitäts-Hautklinik
Die Geschichte klingt einfach und vielen bekannt: ein Mann in seinen besten Jahren fing an, „entsetzlich“ zu schwitzen (etc.). Er trank viel Salbeitee, ließ sich die Achselhöhlen besprechen und probierte die ganze Deo-Palette. Trotzdem musste er sich mehrmals täglich waschen und umziehen; die Beeinträchtigung, auch beruflich war erheblich, das Leiden nahm zu.
So kam der 44-Jährige über seinen Hausarzt im Mai in die Spätsprechstunde der Uni-Hautklinik (jeden Dienstag, 17 – 20 Uhr), wo Prof. Dr. Michael Jünger, der Klinikchef, die stärksten Schwitzezonen nach einem Test markierte. Am Ende stand der Entschluss des Patienten zu einer Hyperhidrose-Operation durch Privatdozent Dr. Wolfgang Lehnert im Juni bei örtlicher Betäubung.
Seitdem bemerkt der „Erlöste“ keine Schweißbildung mehr, der stationäre Aufenthalt war kurz und zumutbar, die Schmerzen hinterher ganz gering. Von ihm stammt das Wort vom „Rettungsanker“.
Hyperhidrose-Operationen sind, so Prof. Michael Jünger, angezeigt, wenn konservative Behandlung keine Besserung der massiven „Hyperhidrosis axillaris“ erreicht und eine ordnungsgemäße Berufsausübung gefährdet ist. Der Operateur schneidet große Teile der Achselschweißdrüsen mitsamt der Haut aus oder/und lindert das Leiden durch Legen einer Kürettage oder andere geeignete Maßnahmen. Stunden vor dem Eingriff werden die Zonen im „Minorschen Schwitzversuch“ markiert. Nach der Op wird die Wunde vernäht, wird ein Sterilverband angelegt, werden die Achselhöhlen mit einem Wattebausch ausgefüllt und erhält der Patient/die Patientin einen Schulter-Achselverband. In der Regel sind zwei bis vier Tage Stationsaufenthalt mit relativ viel Bettruhe nötig. Die Fäden zieht der Arzt nach acht bis vierzehn Tagen; solange dauert auch die Arbeitsunfähigkeit.
Warum ein Mensch so für ihn selbst unangenehm stark schwitzt, hat viele mögliche Ursachen. Der Sommer ist das eine, psychische Belastungen sind ein anderes. Anstrengung in Beruf oder Sport, auch der Trainingszustand tragen bei ebenso wie Körpergewicht und familiäre Veranlagung. Man kann, wie geschrieben, viel versuchen. Manchmal ist eine Operation die aussichtsreichste Variante. Beschriebener Patient hat den Anker dankbar ergriffen und ist geheilt. Besprechungen sind bestenfalls noch mit dem Arzt nötig.
Informationen: Prof. Dr. med. Michael Jünger
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten
Universität Greifswald
Fleischmannstraße 44
17487 Greifswald
Tel. 03834-86-6769, Fax 03834-86-6772, E-Mail: juenger@uni-greifswald.de
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