Forschung über Erkrankungen des Nervensystems wird gestärkt
Erkrankungen des Nervensystems sind durch einen Ablauf von Prozessen charakterisiert, die von einer ursächlichen zellulären Fehlfunktion hin zu einem komplexen Krankheitsbild führen. Diese Abläufe sind bislang, abgesehen von wenigen Ausnahmen, nicht vollständig aufgeklärt. Vor diesem Hintergrund startete am 1. Juli 2000 an der Universität Würzburg der Sonderforschungsbereich 581 „Molekulare Modelle für Erkrankungen des Nervensystems“.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den neuen Würzburger Sonderforschungsbereich (SFB) in den ersten drei Jahren seines Bestehens mit rund acht Millionen Mark. Sprecher des SFB ist der Grundlagenforscher Prof. Dr. Michael Sendtner, der auch die Klinische Forschergruppe „Neuroregeneration“ leitet, stellvertretender Sprecher ist der Kliniker Prof. Dr. Klaus Toyka, Direktor der Neurologischen Klinik der Universität.
Die Zahl der Genmutationen, die mit Krankheiten des Nervensystems in Verbindung gebracht werden, steige Jahr für Jahr an, so Prof. Sendtner. Bei der Forschung, der sich die Mitglieder des SFB widmen, spielen deshalb die Krankheitsmodelle eine wichtige Rolle, bei denen die Auswirkungen solcher Gendefekte untersucht werden. Diese können sich zum Beispiel darin äußern, dass Proteine nicht mehr richtig funktionieren und der Zellstoffwechsel gestört wird.
Bislang wurde die primäre Auswirkung der Mutationen vor allem an Einzelzellen oder im Gewebeverbund erforscht, zum Beispiel an Hefezellen oder bei Maus und Fruchtfliege. Dabei habe sich gezeigt, so Prof. Sendtner, dass die verwendeten Modelle auch ein großes Potenzial für die Untersuchung von komplexen Krankheitsprozessen besitzen: Mit ihnen ließen sich nicht nur die primären, sondern auch die darauf folgenden Schritte der Krankheitsentstehung ergründen.
Zunächst sollen deshalb im neuen SFB molekulargenetisch genau charakterisierte Tiermodelle etabliert werden. Dann gilt es die Frage zu klären, ob sie sich als Stellvertreter für entsprechende Erkrankungen des menschlichen Nervensystems eignen. Später sollen Untersuchungen an Zell- und Organkulturen sowie molekulargenetische Forschungen zur Genregulation mit einbezogen werden. All dies geschieht natürlich mit Blick auf mögliche neue Therapiemöglichkeiten.
Der SFB will Brücken schlagen von der molekularen, zellbiologisch orientierten Grundlagenforschung hin zum Verständnis des vielschichtigen Ablaufs von Krankheitsprozessen. Weil dies nur interdisziplinär erfolgen kann, verbindet er Arbeitsgruppen, die mit verschiedensten Methoden an Modellsystemen für neurodegenerative und neuroimmunologische Vorgänge arbeiten.
Beteiligt sind Teams aus den Kliniken für Neurologie und Psychiatrie sowie aus den Instituten für Virologie und Immunbiologie, Anatomie und Humangenetik, Medizinische Strahlenkunde und Zellforschung. Auch die Fakultät für Biologie ist dabei, und zwar mit den Lehrstühlen für Genetik und Zoologie I (Zell- und Entwicklungsbiologie).
Der SFB gliedert sich in zwei große Projektbereiche: Zum einen geht es um die molekularen Mechanismen entzündlicher Erkrankungen des Nervensystems, zum anderen um degenerative Prozesse im Nervensystem. Hiermit wird laut Prof. Sendtner ein breites Krankheitsspektrum abgedeckt, das von der Multiplen Sklerose über Neuropathien, Motoneuronerkrankungen und die Huntingtonsche Krankheit bis hin zu Demenzprozessen, also dem Nachlassen der geistigen Fähigkeiten, und anderen komplexen psychiatrischen Erkrankungen reicht.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Michael Sendtner, T (0931) 201-5767, Fax (0931) 201-2697, E-Mail:
sendtner@mail.uni-wuerzburg.de
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