Medikamentenversorgung zur Behandlung der Schlafkrankheit gesichert


Die internationale medizinische Hilfsorganisation ÄRZTE OHNE GRENZEN begrüßt das heute zwischen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Pharmaunternehmen Aventis unterzeichnete Abkommen, das die Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung der Schlafkrankheit sichert. Damit wird die Behandlung der Krankheit langfristig gewährleistet, nachdem im vergangenen Jahr bereits Bayer angekündigt hatte, zwei Präparate gegen die Schlafkrankheit wieder zu produzieren.

Das Abkommen legt eine Spende der Medikamente Eflornithin (DFMO), Pentamidin und Melarsoprol in ausreichendem Maße fest, um damit den weltweiten Bedarf der nächsten fünf Jahre zu decken. Darüber hinaus wird Aventis die WHO-Programme zur Erforschung und Behandlung der Schlafkrankheit finanziell unterstützen. Der Pharmakonzern hat sich zudem damit einverstanden erklärt, zukünftigen Herstellern Technologie und technisches Know How zur Verfügung zu stellen.

Die Organisation ÄRZTE OHNE GRENZEN, die sich seit mehr als zwei Jahren dafür einsetzt, dass vom Markt genommene unentbehrliche Arzneimittel wieder produziert werden, wird die fünf Medikamente in den betroffenen Ländern verteilen. "Dieses Abkommen bedeutet eine gute Nachricht für die Patienten und einen großen Schritt im Kampf gegen die Schlafkrankheit", sagte Dr. Bernard Pécoul, Direktor der Medikamenten-Kampagne von ÄRZTE OHNE GRENZEN. Laut Expertenmeinung kostet ein effektives Programm zur Kontrolle der Schlafkrankheit in Afrika jährlich 40 Millionen US Dollar. "Die Tatsache, dass die Spende von Aventis schätzungsweise bei fünf Millionen US Dollar pro Jahr liegt, verdeutlicht, dass internationale Spenden weiterhin notwendig sind, um die Krankheit in den Ländern südlich der Sahara kontrollieren zu können," sagte Pécoul.

Die Produktion des wirksamsten Medikaments gegen die Schlafkrankheit, Eflornithin, war 1995 von Aventis (damals Hoechst Marion Roussel) eingestellt worden, da das Medikament bei der Behandlung afrikanischer Schlafkrankheitspatienten nicht genug Profit abwarf. Jahrelanger internationaler Druck war nötig, um eine Lösung zur Wiederaufnahme der Herstellung zu finden. Dies ging einher mit der öffentlichen Aufmerksamkeit, die die Ankündigung des Pharmakonzerns Bristol-Myers Squibb (BMS) erzeugte, auf der Basis von Eflornithin eine Enthaarungscreme für Frauen, namens Vaniqa, auf den Markt zu bringen. BMS ist an der heute angekündigten Vereinbarung beteiligt, da BMS die Bereitstellung von Eflornithin im ersten Jahr mitfinanziert.

ÄRZTE OHNE GRENZEN behandelt seit 1985 Patienten mit Schlafkrankheit. Derzeit betreut die Organisation sieben Projekte zur Behandlung der Krankheit in Angola, Uganda, Kongo Brazaville, in der D.R.Kongo, der Zentralafrikanische Republik und im Sudan. Drei weitere Behandlungszentren sollen bis zum Ende des Jahres aufgebaut werden. Dank der Verfügbarkeit des neuen Medikaments können zudem betroffene Regierungen ihre Programme ausweiten.

Die Organisation weist darauf hin, dass die Herstellung anderer Medikamente und Impfstoffe zur Behandlung und Prävention von Krankheiten in ärmeren Ländern nicht eingestellt werden darf. "Es muss ein internationales Verfahren entwickelt werden, das die ausreichende Produktion von lebenswichtigen Medikamenten sicherstellt", sagte Pécoul.

Weitere Informationen:
Pressestelle,
Kattrin Lempp,
Petra Meyer,
Tel.: 030-22 33 77 00
www.aerzte-ohne-grenzen.de

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