Freiburger Ärzteteam bietet neue Methode für Patienten mit wiederholtem Gefäßverschluss an
Ein Ärzteteam des Universitätsklinikums Freiburg setzt mit der "koronaren Brachytherapie" eine neue Methode klinisch ein, die Engstellen von Herzkranzgefäßen auf Dauer beseitigt. Internationale wissenschaftliche Studien haben die Wirksamkeit dieser Methode zuletzt bestätigt.
Traditionelle Verfahren wie die Ausweitung von Herzkranzgefäßen zur Behandlung der Angina pectoris und Vorbeugung des Herzinfarktes sind heutzutage Standardmaßnahmen. Mehr als 160.000 Koronareingriffe werden jährlich in Deutschland durchgeführt, davon wird bei mehr als 50% aller Interventionen eine Stent-Implantation, d.h. der Einbau einer Gefäßstütze aus Metall, vorgenommen. Die Koronarintervention führt jedoch in etwa 30% aller behandelten Patienten innerhalb eines Jahres zu einer erneuten Einengung an der Stelle, die zuvor behandelt wurde. Die Mediziner sprechen von einer Rezidivstenose. Vor allem Diabetiker und Patienten mit kleinen Herzkranzgefäßen sind davon betroffen.
Ein Ärzteteam des Universitätsklinikums Freiburg hat nun die Möglichkeit, diese Rezidivstenose dauerhaft zu verhindern. Bei dieser Methode, der "koronaren Brachytherapie", handelt es sich um eine lokale Bestrahlung der Gefäßwand durch einen Katheter, der im Anschluss an deren Ausweitung ("Dilatation") in das Herzkranzgefäß vorgeführt wird. Die Bestrahlung erfolgt durch Beta-Teilchen und dauert ca. 3-5 Minuten. Die Strahlung hat eine Eindringtiefe von nur wenigen Millimetern. Bei der Anwendung dieser Methode im Herzkatheterlabor sind der Kardiologe, der Strahlentherapeut und der Strahlenphysiker anwesend. Die Aufgabe des Strahlentherapeuten ist es, die Dosis anhand der anatomischen Verhältnisse zu berechnen, während dem Strahlenphysiker die Aufgabe zu kommt, die Sicherheit des verwendeten Systems zu gewährleisten. Damit wird erreicht, dass das Zellwachstum gehemmt wird und das Herzkranzgefäß dauerhaft offen bleibt.
Die Methode wird seit dem Oktober 1999 an der Universität Freiburg in klinischen Studien getestet und seit Anfang des Jahres routinemäßig angeboten.
Große, internationale Studien wie die WRIST- und die START-Studie haben in der Zwischenzeit gezeigt, dass mit dieser Methode eine deutliche Reduktion der Restenoserate um 40% erzielt werden kann. Alle großen Studien, nicht zuletzt die Anfang diesen Jahres in der renommierten Zeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlichen Ergebnisse zeigen, dass die koronare Brachytherapie eine sichere und effektive Methode zur Verbesserung der Langzeitergebnisse nach Dilatation ist.
Die Behandlung beschränkt sich momentan auf die Patienten, die bereits an einer Restenose nach Dilatation im Stentbereich leiden. Weitere Studien an der Universität Freiburg prüfen derzeit, inwieweit die Indikation zur koronaren Brachytherapie auch auf andere Patienten mit Koronareinengungen ausgedehnt werden kann. Eine wesentliche zusätzliche Maßnahme im Anschluss an die koronare Brachytherapie ist die spezielle medikamentöse Nachbehandlung dieser Patienten. Patienten, die eine koronare Brachytherapie erhalten, benötigen für 6 mindestens Monate die Kombination von zwei anti-thrombotisch wirkenden Substanzen, Aspirin und Clopidogrel, die täglich eingenommen werden müssen. Die Patienten der Universität Freiburg, die eine koronare Brachytherapie erhalten, werden in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Im Rahmen dieser routinemäßigen Behandlung wurde eigens eine spezielle "Restenose-Ambulanz" eingerichtet, in der Patienten nach Brachytherapie betreut werden. Darüber hinaus können hier alle Patienten Rat suchen, die Probleme nach interventionellen Eingriffen an den Herzkranzgefäßen haben (Dienstags 10-12 Uhr, Tel: Frau Henze: 0761-270-3376).
Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Bode
PD Dr. Christoph Hehrlein
Medizinische Universitätsklinik
Kardiologie
Hugstetterstr. 55
79106 Freiburg
Tel.: 0761 / 270-3441
Fax: 0761 / 270-3200
E-Mail: hehrlein@med1.ukl.uni-freiburg.de
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