Mit einer CD nach neuen Medikamenten suchen

Das "Schlaganfall-Info-Mobil" ist von Mai bis August 2001 in 40 deutschen Städten unterwegs. Die medizinischen Untersuchungsgeräte an Bord ermöglichen es dem beratenden Arzt, innerhalb von zehn Minuten das persönliche Schlaganfallrisiko zu ermitteln. Foto: Bayer AG


In diesem Jahr präsentiert sich die Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) auf der Hannover Messe vom 23. bis 28. April 2001 zusammen mit anderen Hochschulen und Unternehmen auf dem niedersächsischen Gemeinschaftsstand. Die GBF stellt den BioDisk-Synthesizer aus, ein Testverfahren zur Suche nach Molekülen für Diagnostik und Therapie.

Mit dem derzeit noch in der Entwicklung befindlichen Gerät sollen im Hochdurchsatz bis zu 40.000 verschiedene Substanzen gleichzeitig hergestellt und getestet werden. Im ersten Schritt werden die Substanzen auf einer speziellen CompactDisk (CD) aus Kunststoff schrittweise aufgebaut. Danach werden sie mit biologischen Analyseproben in Kontakt gebracht, also auf ihre Funktion getestet. Gegenüber vergleichbaren Verfahren zeichnet sich der BioDisk-Synthesizer durch das Format (CD) aus. Es ermöglicht durch seine kontinuierliche Drehbewegung und die mit über 100 Herz getaktete Dosiervorrichtung eine schnelle gezielte Verteilung der Substanzen auf der Oberfläche.

Ein Anwendungsgebiet für das Gerät ist die Suche nach biologisch aktiven Peptiden. Peptide sind kleine, aus mehreren Aminosäuren bestehende Eiweißmoleküle. Wissenschaftler verwenden sie , um biologische Vorgänge im Detail zu erforschen. Damit kann die CD genutzt werden, um Stoffe zu identifizieren, die zum Beispiel zur Früherkennung von Krankheiten oder als Medikamente eingesetzt werden können.

Das Verfahren hat die GBF im Rahmen eines vom BMBF geförderten Verbundprojektes gemeinsam mit der MediUm TECH GmbH und der Jerini Bio Tools GmbH in Berlin entwickelt. Zu sehen ist das Gerät auf dem niedersächsischen Gemeinschaftsstand in Halle 18, 1. Obergeschoss, Stand J09.

"Solche Verfahren – bekannter unter den Schlagwörtern kombinatorische Synthese und Ultra- Hochdurchsatz-Screening – haben in den letzten Jahren die Biowissenschaften erobert", erklärt Dr. Ronald Frank, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Erkennung der GBF. Besonders die Pharmaindustrie habe diese Technologien weiterentwickelt, um kostengünstig neue Medikamente mit geringem Zeitaufwand zu produzieren. "Anstatt Substanzen zu suchen, die im Repertoire der Natur vorkommen, synthetisieren wir Massen verschiedener Moleküle und überprüfen, ob diese eine gewünschte Funktion erfüllen", so Frank.

GBF-Forscher waren an der frühen Entwicklung zur kombinatorisch chemischen Synthese von Polypeptiden und Oligonucleotiden beteiligt. Die GBF hält zwei Patente, von denen sie eines vor kurzem an Jerini Bio Tools GmbH verkauft hat. Das junge Berliner Unternehmen baute das so genannte SPOT-Syntheseverfahren aus, um für seine Kunden Molekülbibliotheken zu erstellen. Gegen die Einsprüche von großen Firmen konnten die GBF-Patente erfolgreich verteidigt werden.

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

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Dipl.-Biol./Dipl.-Journ. Thomas Gazlig

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