Charité bietet neue Behandlung gutartiger Tumore der Gebärmutter. Embolisation lässt Myome schrumpfen

Bei der neugestaltete Yachtbrücke sind die unterschiedlichsten Steuerungs- und Navigationsgeräte vereinheitlicht - modernes Design dank einer neuen Software-Plattform. ©Fraunhofer TEG


Gutartige Tumore der Gebärmutter, sogenannte Myome, sind ein verbreitetes Leiden, das in Europa etwa ein Drittel, in Afrika sogar etwa die Hälfte aller Frauen befällt. Myome können je nach Größe und Lage entweder keinerlei Symptome verursachen oder aber Schmerzen hervorrufen, Druck auf benachbarte Organe ausüben oder zum Teil sehr heftige Blutungen auslösen und Ursache von Unfruchtbarkeit sein.
Zur Behandlung stehen mehrere Verfahren zur Verfügung. Wenn kein Kinderwunsch mehr besteht, die Patientin das Problem ein für alle mal los werden will oder aber der Tumor sehr groß ist, so wird oftmals die Gebärmutter chirurgisch entfernt. Möglich sind auch gebärmutter-erhaltende Eingriffe, bei dem nur die Myome, (meistens sind es mehrere), herausoperiert werden und Schwangerschaften nach dem Eingriff weiterhin möglich sind. Die Entfernung gelingt jedoch oft nur unvollständig, so das in 15-30Prozent der Fälle die Myomknoten wieder wachsen. Wenn sich die Frau kurz vor dem Klimakterium befindet, kann man durch Hormongabe den Beginn des Klimakteriums beschleunigen, denn mit dem Nachlassen der Produktion weiblicher Hormone (Östrogene) schrumpfen die Myome gewöhnlich und verursachen dann keine krankhaften Symptome mehr. Die Hormongabe ist jedoch nur eine Übergangslösung für eine Minderheit der betroffen Frauen und viele vertragen die Hormontherapie nur sehr schlecht.
Als Alternative, die insbesondere für Frauen attraktiv ist, die sich nicht operieren lassen wollen, kommt ein neues Verfahren in Betracht, die sogenannte "Embolisation". Sie ist jetzt erstmals in Deutschland von Dr. Thomas J. Kröncke am "Institut für Radiologie" der Charité angewandt worden zur Behandlung einer Patientin, die an starken Schmerzen und Blutungen litt, die durch Myome verursacht waren. Das Verfahren wurde 1990 in Frankreich entwickelt und wird seit 1995 dort und in anderen Ländern von Radiologen angewendet, so in USA, England und Österreich. Erfahrungen mit der Methode liegen bisher mit mehr als 10.500 Eingriffen vor.
Die Embolisation beruht auf der Tatsache, dass Myome in ihrem Wachstum von der Blutzufuhr abhängig sind und zugrunde gehen, wenn man die Blut zuführenden Gefäße blockiert. Bei der Gebärmutter zeigte sich, dass die Myome alle aus einem größeren Blutgefäß, der Arteria uterina, ernährt werden. Dichtet man die Äste der Art. uterina durch Einspritzen von Kunststoff (Polyvinyl) Kügelchen ab, so werden die Myome nicht mehr ernährt, sie schrumpfen innerhalb von Wochen bis Monaten und die Blutungen und Schmerzen hören auf. Der zur Embolisation verwendete Kunststoff ist seit Jahren als biologisch verträgliches Material in der Chirurgie und in der sogenannten Interventions-Radiologie eingeführt. (Das gesunde Gewebe der Gebärmutter wird nicht von der Blutversorgung ausgeschlossen, weil es noch von Ästen eines anderen Blutgefäßes, der Arteria ovarica, die den Eierstock durchblutet, versorgt wird). Da theoretisch auch Partikel "stromaufwärts" in die Arteria ovarica, gespült werden können, besteht ein geringes Risiko der Unfruchtbarkeit nach dem Eingriff. Aus diesem Grunde wird von den Experten der Charité eine abgeschlossene Familienplanung der Frau vorausgesetzt. Ein Nachteil des Verfahrens ist, dass der Eingriff unter Röntgen-Durchleuchtung durchgeführt werden muss. Die Strahlenbelastung liegt hierbei jedoch in einem Bereich, der mit anderen Röntgenuntersuchungen vergleichbar ist.
Technisch wird die Embolisation erreicht, indem unter örtlicher Betäubung ein Katheter (ein dünner Schlauch) in ein Blutgefäß von der Leiste der Patientin aus bis dorthin vorgeschoben wird, wo die Arteria uterina kleine Äste zur Versorgung des Myoms abgibt (Graphiken). Über den Katheter werden dann unter Röntgenkontrolle Polyvinylpartikel in die Arteria uterina eingebracht, die sich in den feinen Ästen festsetzen und sie dauerhaft blockieren "embolisieren".
Die Patientin, die Dr. Kröncke am 24.Oktober 2000 an der Charité mit der Embolisation behandelt hat, war 40 Jahre alt und litt unter sehr starken Regelblutungen sowie begleitenden Schmerzen, die durch zwei große Myome verursacht wurden. Eine Therapie mit Hormonen und zwei letztlich erfolglose Versuche der chirurgischen Entfernung ihrer Myome hatte sie bereits hinter sich. Der ständige Blutverlust hatte sie trotz Gabe von stützenden Eisenpräparaten blutarm (Hämoglobin von 8-10.0 g/dl) und wenig belastbar werden lassen. Zuletzt musste sie ihre beruflichen Termine so planen, dass sie nicht mit den Tagen der Regelblutung zusammenfielen.
Im Zusammenhang mit der Embolisation blieb die Patientin insgesamt drei Tage im Krankenhaus. Das Verfahren dauerte etwa zwei Stunden und wurde unter örtlicher Betäubung vorgenommen. Für die Einführung des Katheters in die Blutbahn war nur ein kleiner Schnitt von etwa einem Zentimeter Länge notwendig. Da jedoch nach der Embolisation wegen des plötzlichen Blutstops Schmerzen auftreten können, erhielt die Patientin Medikamente zur Schmerzlinderung, die sie sich selbst über eine kleine Pumpe auf Knopfdruck nach Bedarf verabreichen konnte.
Jetzt, ein halbes Jahr später, kann der Erfolg endgültig beurteilt werden. Der Patientin geht es gut. Sie hat keine Schmerzen mehr und schon nach zwei Monaten waren die Myome deutlich geschrumpft. Die Blutarmut ist behoben. Jetzt sind die Myome nur noch halb so groß, wie sich (durch eine Magnetresonanztomographie, MRT) in der Charité zeigen ließ. Die Regelblutungen haben sich normalisiert und die Patientin fühlt sich wieder voll belastbar.
Silvia Schattenfroh

Anmerkung: Die Patientin ist auf Anfrage zu Gesprächen bereit, Graphiken und MRT-Bilder können per e-mail übermittelt werden.

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Charité
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