Gentherapie zur Behandlung von Gehirnkrankheiten

RNS-Interferenz-Technik an Mäusen erfolgreich getestet

Die Gentherapie könnte Symptome von verheerenden Funktionsstörungen des Gehirns lindern. Dies berichtete die Forscherin Beverley Davidson von der Universität Iowa http://www.uiowa.edu/ im Rahmen einer Konferenz. Viele neurodegenerative Krankheiten entstehen, wenn das Gehirn Mutationsproteine aufbaut, die Symptome entwickeln, die sich fortlaufend verschlechtern. Diese Krankheiten, wie etwa die Huntington-Krankheit, von der circa 250.000 US-Amerikaner betroffen sind, sind in der Regel nicht heilbar.

Davidson und ihre Kollegen testeten die Therapie an Mäusen mit der Krankheit Spinocerebellare Ataxie des Typs 1, die zu einem Verlust der Bewegungsfähigkeit führt. Die Therapie hat die Fehler im betroffenen Gehirngewebe behoben und die physischen Symptome der Erkrankung beseitigt. Mit Hilfe der Gentherapie konnte zum ersten Mal eine Krankheit wie die Spinocerebellare Ataxie geheilt werden. Das ist auch das erste Mal, dass die Gentherapie eine so genannte dominante fortschreitende Funktionsstörung des Gehirns heilen kann. Derartige Krankheiten treten in Fällen auf, wo die Patienten eine defekte Kopie eines Gens von einem Elternteil geerbt haben. Die meisten Gentherapien arbeiten so, dass sie eine fehlende Gensequenz ersetzen. Aber bei dominanten Funktionsstörungen ist es die Mutantensequenz selbst, die das Problem hervorruft. Dadurch muss jede Therapie die Sequenz aktiv blockieren anstatt sie bloß zu ersetzen.

Für eine entsprechende Behandlung von betroffenen Mäusen hat Davidsons Team die so genannte RNS-Interferenz-Technik angewandt. Die Forscher isolierten einzelne Stücke des genetischen Materials, das die Mutationsgene bindet und blockiert. Diese haben sie dann in gekürzte Virus-Partikel verpackt und den Mäusen injiziert. Der verwendete Virus war ein adeno-zugehöriger Virus, der weder in Menschen noch in Mäusen eine Erkrankung hervorruft. Nach der Injektion verschwand das vom Mutationsgen produzierte Protein und den Mäusen ging es zunehmend besser.

Eine weitere Erkenntnis des Forschungsteams besteht darin, dass die RNS-Interferenz auch menschliche Zellen an der Produktion von Mutationsproteinen, die bei der Huntington-Krankheit gefunden wurden, hindert. Für diese Arbeit wurde ein anderer Virus verwendet, der dem HIV-Virus ähnlich ist, aber Katzen infiziert. Die Forscher haben alle infektiösen Teile des Virus entfernt und durch Stücke der therapeutischen RNS ersetzt. Davidson hofft darauf, dass ihre Technik bald als klinischer Versuch Anwendung findet: “Die Daten sind sehr vielversprechend.” Die Forscher hoffen, dass sie die RNS-Interferenz zur Behandlung von dominanten neurodegenerativen Krankheiten einsetzen können.

Media Contact

Marietta Gross pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.uiowa.edu/

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