Am besten kann es die Petersilie
Britta S. Kubens vom Institut für Immunologie der Universität Witten/Herdecke untersucht die Wirkung bestimmter Substanzen auf das Wanderungs- und Teilungsverhalten von Darmkrebszellen
In der Krebsforschung gibt es eine goldene Regel: Nicht der Primärtumor selbst ist meist lebensbedrohlich, sondern jene Zellen, die sich irgendwann aus ihm lösen und über die Blutbahn unkontrolliert auf Wanderschaft gehen. Dort, wo sie sich absetzen, bilden sie so genannte Metastasen, also Tochtergeschwulste.
Dementsprechend ringen Forscher in vielen aktuellen Projekten mit der Frage, wie man verhindern kann, dass Krebszellen überhaupt auf Wanderschaft gehen und sich dabei weiter teilen? Und welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Wanderung und der Teilung?
Mit letzterer Frage beschäftigt sich seit drei Jahren Dr. Britta S. Kubens vom Institut für Immunologie der Universität Witten/Herdecke. Wie so oft bei Grundlagenforschern, kam sie durch Zufall auf die Idee, diesen Zusammenhang etwas genauer unter die Lupe, bzw. das Mikroskop zu nehmen.
Zunächst pflanzte sie Darmkrebszellen in künstliches Gewebe und filmte ihr Verhalten mit einem Videomikroskop 15 Stunden lang. Dabei machte sie eine interessante Beobachtung: Wanderung und Zellteilung finden nicht etwa, wie noch in vielen Lehrbüchern beschrieben, nacheinander statt, sondern parallel: Denn bevor sich die Zelle zum Teilen gleichsam „hinsetzt“, bereitet sie ihre Spaltung während des Wanderns schon vor. Die Frage ist also, wie man schon während der Wanderung eingreifen kann um eine spätere Teilung zu verhindern?
Um das herauszufinden, experimentierte Kubens in einem zweiten Schritt mit verschiedenen Substanzen, die alle in verschiedenen Phasen des Zellzyklus eingreifen. Sie wollte damit herausfinden, an welcher Stelle dieses Kreislaufs welche Substanz die Wanderung und Vermehrung der Zellen am besten hemmt, wenn nicht sogar stoppt. Erstaunliche Ergebnisse erzielte sie dabei nicht mit chemischen „Bomben“, sondern durchweg mit Substanzen, die in Nahrungspflanzen vorkommen. Mit Mimosin, einem Stoff aus den Blättern und Samen des in Asien, Süd- und Mittelamerika sowie dem Pazifischem Raum vorkommenden Wunderbaums, reduzierte sie die Wanderung um 50 Prozent und konnte die Teilung fast ganz stoppen. Besser als Mimosin kann es zur Zeit nur noch das Apigenin – eine Substanz aus der heimischen Petersilie. Apigenin trifft die Zelle in ihrem kritischsten Moment: Im Augenblick nach der Verdopplung der DNA, aber noch vor ihrer endgültigen Teilung.
Auf der Liste der von Kubens noch nicht erforschten Substanzen stehen Derivate des Knoblauchs und der Zwiebel. Wenn sie mehr Aufschlüsse gewonnen hat über die Zusammenhänge von Wanderung und Teilung möchte die Forscherin auch verschiedene Stoffe kombinieren. Der Vorteil: Ein solcher Mix würde – zeitlich gestaffelt – in verschiedenen Phasen des Zellzyklus eingreifen.
Kontakt: Institut für Immunologie, 02302/669-177, E-Mail: bks@uni-wh.de
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