25 Millionen Mark für Hepatitis-Netzwerk
MHH-Professor Michael P. Manns ist Sprecher des bundesweiten Netzes
Am vergangenen Freitag fiel die Entscheidung: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit 25 Millionen Mark das „Kompetenznetz Hepatitis“ (HEP-NET). Damit sollen ab dem Spätsommer 2001 über fünf Jahre die bundesweite Erforschung der Leberentzündungen durch Viren unterstützt sowie einheitliche Diagnose- und Therapiestandards entwickelt werden. Auch epidemiologische Daten werden im HEP-NET gesammelt. Erstmals ist es in Deutschland gelungen, alle namhaften Experten – rund 120 – auf dem Gebiet der Hepatitis zusammenzuführen. Neben den Forschern an Unikliniken werden auch Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte und Patienten-Selbsthilfegruppen eingebunden. Sprecher des Netzwerkes ist Professor Dr. Michael P. Manns, Direktor der Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH); 14 Wissenschaftler aus fünf Abteilungen der MHH sind beteiligt. Dem Vorstand des HEP-NET gehören außer Professor Manns noch Professor Dr. Michael Roggendorf, Universität Gesamthochschule Essen, und Professor Dr. Hans P. Dienes, Universität Köln, an.
Die virusbedingte Leberentzündung ist eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. In Deutschland sind bis zu einer Million Menschen an einer chronischen Virushepatitis erkrankt, verursacht durch die Viren Hepatitis C, B und D. Sie schädigen die Leber und führen zu einer schwelenden Entzündung. Das Organ baut sich in narbiges Bindegewebe um, eine Leberzirrhose, und kann ohne Behandlung schließlich versagen. Eine weitere Gefahr: Es entsteht Leberkrebs – das Hepatozelluläre Karzinom (HCC).
Mit Medikamenten wie Ribavirin und dem Zellhormon Interferon-a lässt sich heute die Hepatitis C bei der Hälfte der Patienten ausheilen. Die Zerstörung der Leberzellen ist in diesen Fällen gestoppt. Für alle anderen bleibt als letzte Möglichkeit die Organtransplantation. Ein Viertel der rund 600 Patienten, die in Deutschland pro Jahr eine Spenderleber erhalten, leiden an einer chronischen Hepatitis C. Ebenfalls ein Problem ist das Hepatitis-B-Virus (HBV). Zwar gibt es einen wirksamen Impfstoff, der vor einer Ansteckung schützt. Jedoch ist bislang weder bekannt, wie viele Menschen in Deutschland davon betroffen sind, noch weiß man, welche Therapieform die optimale ist, da Erkrankte ganz unterschiedlich auf die Behandlung ansprechen.
Eine übergreifende Zusammenarbeit von Klinikern, Grundlagenforschern, der Industrie und Patientenorganisationen ist demnach dringend notwendig. Als Austauschzentrale fungiert der so genannte Central Information Officer, Dr. Klaus Adelhard von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Hier werden später alle wichtigen Informationen eintreffen und entsprechend weitergeleitet. In einer Serum- und DNA-Bank in Essen werden die Blutproben der Patienten gesammelt, in einer Gewebebank in Köln sollen Leberproben und die Ergebnisse der feingeweblichen mikroskopischen Untersuchungen lagern. Im „Study House“, einem virtuellen Forum, werden Studien geplant und durchgeführt, überwacht und ausgewertet. Dies betrifft vor allem Therapiestudien des HEP-NET.
Durch Fortbildungen, Infoveranstaltungen und regelmäßig aktualisierte Seiten auf der Homepage des Netzwerks werden die Ergebnisse der Untersuchungen an Krankenhäuser, Patienten und niedergelassene Ärzte weitergegeben. Gleichzeitig werden diese Ärzte Patienten und Daten in die Studien einbringen. Das geschieht zunächst in einer Modellregion „West“ (Ruhr und Rheinland), 2002 kommt die Region „Ost“ hinzu (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg). Sollten diese Kooperationen positiv verlaufen, folgen die Regionen „Süd“, „Süd-West“ und „Nord“.
Die BMBF-Förderung wird im Jahr 2006 auslaufen. Bis dahin möchten die Beteiligten eine Deutsche Leberstiftung gegründet haben, um das Netzwerk fortzuführen. Entsprechende Organisationen aus den USA und Großbritannien, die „American Liver Foundation“ und der „British Liver Trust“, wollen dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen und eine Patenschaft übernehmen.
Fragen beantworten gern der Sprecher des HEP-NET, Professor Michael P. Manns, Telefon: (0511) 532-3305, und der wissenschaftliche Sekretär Dr. Markus Cornberg, Telefon: (0511) 532-3157, E-Mail: hep-net@mh-hannover.de
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