Strahlen gegen Herztod: Ergebnisse der Herzkranzgefäß-Bestrahlung

Eine Strahlenbehandlung direkt im Anschluss an eine Erweiterung verengter Herzkranzgefäße mit dem Ballonkatheter reduziert das Risiko einer Wiederverengung von ungefähr 40 auf ca. 15 Prozent. Darum ist diese Methode inzwischen international auf dem Vormarsch – auch in Deutschland. Bislang wird sie nur dann eingesetzt, wenn ein Gefäßverschluss bereits eingetreten ist, um weitere zu verhindern. Doch inzwischen überprüfen die Strahlentherapeuten, ob auch jene Patienten davon profitieren, die sich erstmals einer Katheterbehandlung unterziehen müssen, berichten Experten auf der Jahresversammlung der DEGRO vom 8.-11. September in Hamburg.

Noch immer sterben mehr Menschen an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems als an bösartigen Tumoren. Herzkranzgefäß-Verengungen mit dem Risiko eines Herzinfarktes spielen dabei eine dominierende Rolle. Die Bestrahlung dieser Gefäße zur Vermeidung von Wiederverengungen nach Aufdehnung über einen liegenden Katheter (endoluminale Brachytherapie) ist die strahlentherapeutische Methode, die sich in den letzten Jahren am schnellsten über die ganze Welt verbreitet hat. Zahlreiche internationale Studien konnten die Wirksamkeit dieser Therapie nachweisen

Strahlende Katheter verhindern Stentverschluss

Das Prinzip der Therapie besteht darin, ein verengtes Herzkranzgefäß mit einem Ballonkatheter aufzudehnen, in die entsprechende Engstelle eine Kunststoff- oder Metallprothese (Stent) einzulegen und eine winzige Strahlenquelle über einen Katheter vor Ort in das Blutgefäß einzubringen. Dort kann dann über eine definierte Strecke eine genau berechnete Strahlendosis verabreicht werden. Überwiegend handelt es sich dabei bereits um den zweiten Versuch des Kardiologen, ein verengtes Herzkranzgefäß aufzudehnen, nachdem – trotz Stenteinlage – ein erneuter Gefäßverschluss (In-Stent-Restenose) aufgetreten war. Nachdem dies Verfahren in Amerika seit Jahren außerordentliche Popularität genießt, setzt es sich nunmehr auch in Deutschland zunehmend durch.
Auf dem diesjährigen DEGRO-Kongress stellen deutsche Strahlentherapeuten erstmals klinische Ergebnisse dieser neuen Behandlungsmethode vor.

Strahlentherapeuten und Kardiologen der Universitätsklinik Lübeck behandelten mit dieser Methode 48 Herzpatienten, die eine In-Stent-Restenose erlitten hatten. Nach einem halben Jahr war lediglich bei 13 Prozent der Patienten eine erneute Gefäßverengung eingetreten.

Ärzte des Städt. Klinikums Karlsruhe führten bei 44 Patienten nach erfolgter Stenteinlage und Wiederverschluss eine zweite Aufdehnung – diesmal mit Gefäßbestrahlung durch. Bei elf Patienten wurde nach sechs Monaten zur Kontrolle des Behandlungsergebnisses eine Röntgenkontrastdarstellung (Koronarangiographie) der Herzkranzgefäße durchgeführt. Nur bei einem Patienten zeigte sich ein erneuter Verschluss.

Am Universitätsklinikum Aachen wurden 28 Patienten mit Restenose nach Stenteinlage bestrahlt, davon zeigten 6 Patienten eine erneute Einengung und ein Patient einen kompletten Gefäßverschluss.

Auch in Chemnitz wurden erste Erfahrungen an 40 Patienten gesammelt und bis zu einem Jahr nachbeobachtet. Bislang traten nur drei behandlungsbedürftige Krankheitsrückfälle auf.

Herzkranzgefäßbestrahlung: schon beim ersten Eingriff?

Während die Restenose-Bestrahlung sich bereits weitgehend durchgesetzt hat, liegen über die Effektivität einer Bestrahlung gleich bei der ersten Aufdehnungsbehandlung bzw. Stenteinlage bislang nur wenige Daten vor. Dieser Anwendungsbereich wird darum auch in Deutschland inzwischen überprüft. In Erlangen wird derzeit systematisch untersucht, ob eine Bestrahlung bereits nach dem ersten Eingriff sinnvoll sein könne. Bei 15 Patienten, die ihren ersten Stent zur Behandlung einer Herzkranzgefäßverengung erhielten, wurde direkt im Anschluss an die Stenteinlage bestrahlt. Bislang trat bei keinem derart behandelten Patienten ein erneuter Verschluss auf.

Pressestelle:
PD Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl, Klinik für Strahlentherapie, Städt. Klinikum Karlsruhe
Tel. (0721)974-4001, Fax: (0721)974-4009, Handy: 0172 7326404
während des Kongresses: CCH, Am Dammtor, 20355 Hamburg, Saal 16
Tel. (040)3569-3340 oder 3569-3341, Fax (040)3569-3342

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Dipl. Biol. Barbara Ritzert idw

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