Hormone unter Druck – Wie lassen sich tödliche Unfälle beim Tauchen verringern?
Forschung von UKBF und DLRG („Protois-Projekt“)
Gibt es eine Möglichkeit, die Zahl tödlicher Tauchunfälle zu verringern? Mit welchen Kriterien kann vorbeugend die ärztliche Untersuchung auf Tauchtauglichkeit verbessert werden? Klar ist, dass „Stresshormone“ eine wichtige Rolle spielen – aber deren Ausschüttung beim Tauchen ist noch nie untersucht werden. Das ändert sich nun.
Beim Tauchen dringt der Mensch in eine aufregende, aber auch gefährliche Welt ein. Aufregung steigert die Aktivität des vegetativen Nervensystems, das aus der Nebenniere Stresshormone freisetzt. Deshalb kann „Aufregung“ sehr gut über Hormon-Bestimmungen im Blut gemessen werden. Erregung hat ihren Sinn. Zu starke Erregung aber ist schädlich. Ein übermäßiger Anstieg von Stresshormonen erhöht das Risiko für das Herz-Kreislaufsystem und somit für plötzliche Todesfälle – auch beim Tauchsport.
Das Institut für Sportmedizin am Fachbereich Humanmedizin der FU misst nun erstmals Stresshormone beim Tauchen. Für das „Protois-Projekt“TM (benannt nach dem Meeresgott Proteus“) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Berlin haben sich 18 DLRG-Rettungstaucher aus Berlin und Brandenburg bereit erklärt, sich einen arteriellen Zugang am Handgelenk legen zu lassen und damit bis auf 44 Meter Tiefe zu tauchen, wo Ihnen arterielles Blut entnommen werden kann. Die Blutentnahmen finden direkt während der Tauchgänge im Tauchturm der DLRG-Berlin statt.
Ziel des Protois-Projektes ist es herauszufinden, in wie weit die Ausschüttung von Stresshormonen eine wichtige Messgröße zur Beurteilung der Tauchtauglichkeit ist. Möglicherweise kann daraus ein Gerät entwickelt werden, mit dem zum Beispiel die Herzfrequenz beim Tauchen „aus der Ferne“ (mit Hilfe eines telemetrischen Systems) beurteilt werden kann.
Das Herz-Kreislauf-System wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Ein wesentlicher Bestandteil des vegetativen Nervensystems ist das sympathoadrenerge System, das die Freisetzung von Stresshormonen (Katecholamine wie Adrenalin und Noradrenalin) reguliert. In der Studie der FU-Mediziner soll an geübten Tauchern der Effekt von akuter Belastung durch Tauchgänge auf die Sympathikusaktivierung untersucht werden. Jeder Taucher wird an drei verschiedenen Tauchprofilen (Heliox/Sauerstoff/Pressluft) im Tauchturm der Bundeslehr- und Forschungsstätte der DLRG in Berlin-Spandau teilnehmen. Für die Bestimmung von Katecholaminen sind über 300 Blutentnahmen notwendig. Die Taucher tragen während des Tauchganges ein Herzfrequenzmessgerät.
Ansprechpartner/Wiss. Studienleitung:
PD Dr. Günther Strobel
Institut für Sportmedizin der FU
Clayallee 229, 14195 Berlin
Tel.: (030) 81 81 25 73; Fax: 81 81 25 72
E-Mail: gstrobel@zedat.fu-berlin.de
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