Kunstherz "Heartmate II" rettet Leben
Bereits 19 Patienten an der MHH damit ausgerüstet / MINI-Maschine jetzt zertifiziert
Die Herztransplantation ist nach wie vor die effektivste Therapie eines Herzversagens. Doch seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Patienten in Deutschland verdoppelt, die auf ein neues Herz warten müssen. Die Zahl der Herztransplantationen ist in den vergangenen fünf Jahren aber konstant geblieben, weil Spender fehlen. Nur noch Patienten die bereits auf der Intensivstation behandelt werden haben eine Chance auf ein neues Herz. Selbst für sie kommt die Transplantation häufig nicht mehr rechtzeitig. Daher müssen Mediziner auf den Einsatz von „Kunstherzen“ zurückgreifen. Jetzt wurde das neue Kunstherzsystem Heartmate II in Europa zugelassen – übersetzt heißt Heartmate „Herzkumpel“. „Es sichert Menschen mit einer Herzschwäche das langfristige Überleben bei normalen Alltagsbelastungen“, sagt Privatdozent Dr. Martin Strüber, Leiter des Bereichs Transplantation der MHH-Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. „Wir sind einerseits froh, dass wir das System haben“, ergänzt Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der MHH-Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, „andererseits bedrückt uns aber, dass es nicht mehr Organspender gibt.“
Heartmate II wird bei den Patienten eingesetzt, die an einer akuten Herzschwäche leiden, aber keine Chance auf eine Transplantation haben. Im vergangenen Jahr konnten bei 26 Herztransplantationen in Hannover nur zwei Patienten von der Warteliste berücksichtigt werden, für 24 weitere Hochrisikopatienten war die sofortige Transplantation die letzte Rettungsmöglichkeit.
Und so funktioniert das Kunstherz: Mit Hilfe eines kleinen Propellers pumpt die implantierte, 350 Gramm schwere Mini-Maschine das Blut kontinuierlich aus der linken Herzkammer in die Körperschlagader und entlastet somit das Herz. Die Steuerelektronik tragen die Patienten an einem Gürtel in einem kleinen Kästchen außerhalb des Körpers. Die jeweils zwei 12-Volt-Akkus, die zur Stromversorgung nötig sind, können die Patienten in einem Schultergurt mit sich führen.
Knapp zwei Jahre testeten Herzchirurgen in den USA und in drei Transplantationszentren Europas, ob „Heartmate II“ europaweit zugelassen werden kann. Die Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der MHH ist das einzige Zentrum in Deutschland, das sich an der Studie beteiligte. Deren Chirurgen haben seitdem bei 19 Menschen Heartmate II implantiert. Seit dem Frühjahr bilden sie auch Kollegen aus anderen europäischen Kliniken weiter. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Heartmate II gemacht“, unterstreicht Dr. Strüber: „Das Gerät funktioniert zuverlässig, nach dem Einsetzen treten deutlich weniger Komplikationen auf, wie es beispielsweise bei dem Vorgängermodell der Fall war.“
Der wesentliche Fortschritt liegt darin, dass Patienten nun zu Hause mit diesem Gerät leben können. Zwar sind sie an eine Stromversorgung in Form von Akkus gebunden, können sich jedoch körperlich gut belasten und teilweise ihre Berufstätigkeit wieder aufnehmen.
Und auch die Patienten sind zufrieden „Die MHH hat mir das Leben gerettet“, sagt Peter Schwertfeger. Der 67-Jährige hat vor eineinhalb Jahren von Dr. Strüber in einer gut zweistündigen Operation das Kunstherz implantiert bekommen. „Vorher konnte ich wegen einer Herzschwäche fast gar nichts mehr machen“, erinnert sich Schwertfeger. Jetzt kann er regelmäßig in seinem Garten arbeiten. Mit seinen zwölf Akkus ist er bis zu 36 Stunden unabhängig von einer permanenten Stromversorgung. In den USA laufen Studien, mit dem Ziel, bei Patienten, die für eine Herztransplantation aus medizinischen Gründen nicht geeignet sind, das Kunstherz anstelle einer Transplantation einzusetzen.
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