Studie an der Universitätsklinik Göttingen belegt Heilungserfolge durch Mentales Training

Hildesheimer Gesundheitstraining bewirkt Blutdrucksenkung und Funktionsverbesserung der Niere. Mentales Training in Kombination mit medikamentöser Therapie hat seine positive Wirkung auf Heilungsprozesse erneut unter Beweis gestellt.

Das Hildesheimer Gesundheitstraining (HGT) hat seine positive Wirkung auf Heilungsprozesse ein weiteres Mal bewiesen: Eine vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium geförderte Studie der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen und der Universitätsklinik Göttingen zeigt, dass die Teilnahme am Gesundheitstraining bei Patienten mit Bluthochdruck und Nierenschäden nicht nur zu einem signifikant niedrigeren Blutdruck geführt hat, sondern noch dazu zu einer signifikanten Funktionsverbesserung der durch den Bluthochdruck geschädigten Nieren. Dies verringert die Gefahr, dass die Nierenschädigung so groß wird, dass Menschen das schwere Schicksal erleiden, sich regelmäßig einer Dialyse (Nierenwäsche) unterziehen zu müssen.
Das Hildesheimer Gesundheitstraining ist ein psychologisches Gruppentraining von acht mal drei Stunden, das auch parallel zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden eingesetzt werden kann.

Von einem Team, bestehend aus Ilona Alisch, Martin Bargfeldt und Prof. Dr. Gerhart Unterberger von der FH Hildesheim und den Ärzten Prof. Dr. Gerhard Anton Müller, Dr. Egbert Schulz und Roland Sievers von der Universitätsklinik Göttingen wurde ein Form des Hildesheimer Gesundheitstrainings speziell für Menschen mit hohem Blutdruck und Nierenschädigung entwickelt und in dieser Studie klinisch getestet.

63 Patienten mit Bluthochdruck und Nierenschäden sind in eine Experimentalgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt worden. Beide Gruppen wurden in gleicher Weise medizinisch betreut, die Experimentalgruppe nahm zusätzlich über acht mal drei Stunden am Hildesheimer Gesundheitstraining teil, das Ilona Alisch leitete. Die Teilnehmer wurden zu Beginn der Studie, nach zwei Monaten und nach einem halben Jahr untersucht.

„Die Patienten, die am Hildesheimer Gesundheitstraining teilgenommen haben, konnten einem Teufelskreis entkommen“, schildert Prof. Dr. Gerhart Unterberger, „Bluthochdruck kann die Nieren schädigen und um die Unterfunktion auszugleichen, reagiert der Niere wiederum mit einer Erhöhung des Blutdrucks, was zu einem Teufelskreis führen kann. Durch unser Training konnte der Blutdruck bei Patienten, die medikamentös optimal eingestellt waren, deutlich gesenkt werden. Insbesondere nimmt der so genannte systolische Blutdruck langfristig hoch signifikant ab, und das auch in einer 24-Stunden-Messung.“ Besonderes Augenmerk legt Unterberger in diesem Zusammenhang auf ein weiteres Messergebnis: Auch die Schwankungsbreite des Bluthochdrucks nimmt signifikant ab, womit auch die Wahrscheinlichkeit von Folgeschäden an den inneren Organen sinkt.

Unter mentalem Training, so haben die Wissenschaftler der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen und der Universitätsklinik Göttingen zudem herausgefunden, verbessert sich auch der gesundheitliche Zustand der Nieren. Die Proteinurie (die Eiweißausscheidung – ein Maß für die Schädigung der Nieren) habe nach sechs Monaten ebenfalls hoch signifikant abgenommen und zwar um 23 Prozent der mittleren Proteinurie der einzelnen Person.

Dieser Effekt verringere die Gefahr, dass die Nierenschädigung so groß wird, dass Menschen das schwere Schicksal erleiden, sich regelmäßig einer Dialyse (Nierenwäsche) unterziehen zu müssen.
Aus der Tatsache, dass die Werte von Blutdruck und Proteinurie nicht in einem konstanten Verhältnis zueinander abgenommen haben, schließen die Wissenschaftler, dass beide Erfolge unabhängig voneinander durch das mentale Training – die suggestive Beeinflussung der Nierenfunktion – hervorgerufen werden.

Die Ausgangslage

Das Hildesheimer Gesundheitstraining ist ein Gruppenverfahren zur mentalen Heilungsförderung, das die Wechselwirkung zwischen dem Zentralnervensystem und dem Immunsystem berücksichtigt. Nach unterschiedlichsten Untersuchungen verdichten sich laut Unterberger die Belege dafür, dass die körpereigenen Heilungsprozesse durch Dauerhaltungen wie Depression und Hilflosigkeit massiv behindert werden. Auch Dauerstress sei der Gesundheit abträglich. Andererseits gebe es Hinweise, dass beispielsweise kurzfristige Spannungszustände wie Kampf- oder Fluchtsituationen oder sportliches Training die Leistungsfähigkeit des Immunsystems förderten. Die Zahl der so genannten natürlichen Killerzellen im Körper erhöhe sich dabei. Ebenso würden mehrmals täglich erlebte tiefe Entspannungszustände oder Trancen die Leistungsfähigkeit des Immunsystems nachweislich verbessern..
„Das Immunsystem ist zudem lernfähig“, sagt Unterberger. Mit Hilfe psychischer Verfahren könnten Sperren abgebaut und eine Anregung der Abwehr eingeleitet werden. Allergien wären beispielsweise die Folge ungünstiger Lernprozesse des Immunsystems und diese gelernte Abwehrreaktion auf harmlose Pollen ließe sich mental wieder verlernen. Heilung hinge nicht nur von einer optimalen medizinischen Versorgung im engeren Sinne ab, sondern auch davon, wie die psychische und die soziale Versorgung des Patienten gestaltet werde.

Das Hildesheimer Gesundheitstraining

Das Hildesheimer Gesundheitstraining wurde von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen entwickelt und unterscheidet sich deutlich von traditionellen Gesundheitstrainings, weil es den Focus von einer problemorientierten zu einer ziel- und lösungsorientierten Sichtweise verschiebt. Es verbindet Gruppenarbeit, Einzelberatung, Eigenarbeit und die Arbeit mit Medien. Dabei ist die „Einzelberatung in der Gruppe“ dadurch gekennzeichnet, dass die Klienten in weiten Bereichen parallel zueinander an ihren speziellen Fragen arbeiten können, und das ohne sie offenbaren zu müssen. Viele Verfahren und umfangreiche Materialien wurden für das Training neu entwickelt. Dazu zählen auch Trancen, die auch – als CD-Aufnahmen – die Effekte zwischen den Terminen und nach dem Training vertiefen.

Das Standardprogramm besteht aus acht Einheiten (zu je 150 Minuten), die den krankheitsspezifischen Erfordernissen des jeweiligen Indikationsbereiches angepasst wurden. Die Gruppen bestehen aus zehn bis zwölf Personen, die sich ein- bis zweimal die Woche treffen. In erster Linie werden weiterentwickelte Methoden des Neurolinguistischen Programmierens (NLP), der Verhaltenstherapie und der Hypnotherapie eingesetzt, bei denen es nicht vordringlich um die Analyse von psychischen Problemen, sondern um deren Bewältigung geht. Hypnotherapie und NLP gehen nicht den schwierigen und langwierigen Weg über logisches Denken und die bewusste Kontrolle. Statt dessen richten sie sich direkt an automatische und normalerweise nicht bewusste Programmierungen.

Das Hildesheimer Gesundheitstraining motiviert zu neuen Zielen und neuen Verhaltensmustern. Es macht Ressourcen wieder verfügbar und lässt sogenannte Krankheitsgewinne überflüssig werden. Die Teilnehmer können Behinderungen der Selbstheilung durch Stress und negative Emotionen abbauen und innere Heilungsmuster über Visualisierungen aktivieren.

Die Varianten

Da sich Krankheiten und ihre Heilungsvorgänge sowohl in ihrem psychosozialen Hintergrund als auch in ihren physiologischen Abläufen unterscheiden, wurde das mentale Training an die spezifischen Heilungsvorgänge angepasst. Beispielsweise ist bei Krebskranken die Anregung der körpereigenen Abwehr ein wichtiges Thema, bei Allergien hingegen die Dämpfung einer überschießenden Reaktion.

Aus diesem Grund haben die Wissenschaftler mehrere Formen des Trainings entwickelt, die auf die krankheits- bzw. heilungsspezifischen Besonderheiten der einzelnen Erkrankungen zugeschnitten sind. Bisher wurden Trainings für Menschen mit chronischen Rückenerkrankungen, mit Krebs, mit Allergien und Asthma entwickelt und jeweils erfolgreich klinisch getestet. Außerdem gibt es eine präventive Variante. Mit den jetzt diagnostizierten Erfolgen bei der Untersuchung für Patienten mit Nierenschäden hat die jüngste Studie die Wirksamkeit des Hildesheimer Gesundheitstrainings unterstrichen. „Das HGT kann Gesundheit und Lebensqualität langdauernd Erkrankter positiv beeinflussen und stellt so eine sehr effektive komplementäre Behandlungsmöglichkeit zur medikamentösen Therapie dar“, fasst Unterberger zusammen.

Die Trainer

Das Institut für Therapie und Beratung an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen bietet Fachkräften im Gesundheitswesen eine fundierte einjährige berufsbegleitende Ausbildung mit Zertifizierung zum „HGT-Gesundheitstrainer“ an. Hierbei werden theoretische und praktische Kenntnisse aus dem psychologischen und medizinischen Bereich ebenso vermittelt wie Didaktik, Gruppenarbeit, Flexibilität und Trainerkompetenzen. Bundesweit rund 50 HGT-Trainer wurden bisher ausgebildet. Weitere Informationen gibt es unter:

Institut für Therapie und Beratung
an der FH Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Prof. Dr. Gerhart Unterberger
Hohnsen 1, 31134 Hildesheim
05121 881 421
E-Mail: it@fh-hildesheim.de

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Sabine zu Klampen idw

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