Zoom-Endoskopie: Darmkrebsfrüherkennung auf höchstem Niveau
Neue Endoskope mit maximaler Vergrößerungstechnologie machen kleinste Schleimhautveränderungen sichtbar
Trotz deutlich verbesserter diagnostischer Möglichkeiten werden bei der Darmspiegelung (Koloskopie) immer noch bis zu 20 Prozent der Tumorfrühformen übersehen. Ursache dafür sind vor allem kleine Polypen (unter fünf Millimetern Größe) und sogenannte flache Adenome, die rein videoendoskopisch nicht sichtbar sind, so Prof. Michael Jung, St. Hildegardis Krankenhaus, Mainz, auf einer von Olympus Optical Co. (Europa) GmbH veranstalteten Pressekonferenz im Rahmen der Medica 2001 in Düsseldorf. Gerade diese oft winzigen Adenome hätten, wenn sie nicht früh genug entfernt würden, die schlechteste Prognose für die betroffen Patienten. „Die Kombination endoskopischer Färbetechniken mit der Zoom-Endoskopie ermöglicht nun jedoch, selbst kleinste Veränderungen sichtbar zu machen und zu entfernen“, so Jung weiter.
Durch eine digitale Verbesserung der Bildqualität und die bis zu 150fache Vergrößerung ermöglicht die Zoom-Endoskopie eine detailgenaue Betrachung des untersuchten Schleimhautareals, ähnlich wie mit einem Mikroskop. Dadurch können die zahlreichen im Darm vorhandenen und häufig ähnlichen Veränderungen schon während der Untersuchung „rein optisch“ voneinander unterschieden werden. Jung wies darauf hin, dass durch Färbung und Zoom des endoskopischen Bildes bis 1 mm große Veränderungen exakt erfasst werden. Damit sei der entscheidende Schritt hin zur sogenannten optischen Biopsie gelungen.
Prof. Horst Neuhaus vom Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf fügte hinzu, dass dadurch die Zahl überflüssiger Gewebsproben reduziert werden könne. Neben mehr Sicherheit für den Patienten biete die Zoom-Endoskopie damit ein hohes Potential für Kosteneinsparungen.
Darmkrebs stellt in Deutschland die zweithäufigste Krebstodesursache dar. Jedes Jahr treten 52.000 Neuerkrankungen auf und etwa 30.000 Menschen versterben daran. Zur traurigen Bilanz, so Neuhaus weiter, kämen noch die damit verbundenen direkten und indirekten Kosten in Höhe von etwa 800 Millionen DM pro Jahr hinzu. Da bei rechtzeitiger Entdeckung eine Heilung dieser Tumorerkrankung in fast 100 Prozent möglich sei, bedeutet für Neuhaus der Einsatz neuer endoskopischer Techniken Darmkrebsprävention auf „höchstem Niveau“. Dem Patienten bieten sie eine schonendere Behandlung, dem Arzt eine Verbesserung der Diagnostik und dem Gesundheitssystem die Möglichkeit Kosten einzusparen.
Neben Polypen als Ursache und Ausgangsform eines Tumors werden, ausgelöst durch japanische Erfahrungen, seit 1998 vermehrt Veränderungen im Niveau der Darmwand und der Schleimhaut des Darmes untersucht. Für diese Krebsvorstufen wurde der Begriff „flaches bzw. eingesunkenes Adenom“ geprägt. Diese Adenome sind häufig nur wenige Millimeter groß und häufig ausschließlich an einer im Vergleich zur umgebenden Schleimhaut stärkeren Rötung zu erkennen. „Ihre geringe Größe darf jedoch nicht mit einem geringen Entartungspotenzial verwechselt werden“ erklärte Prof. Jung. „Im Gegenteil: Diese Adenome neigen früher als die in Polypen entstehenden Tumore zur Metastasierung.“ Eine Streuung der Tumorzellen kann schon bei einem Durchmesser von zum Teil nur vier Millimeter beobachtet werden. Dies verdeutlicht den Wert einer effektiven Früherkennung und endoskopischen Therapie der Adenome.
Beide Experten waren sich einig, dass die Zoomendoskopie in Verbindung mit Färbetechniken (Chromoendoskopie) zu mehr Qualität in der Spiegelung des Dickdarms beitrage und mittelfristig zur quantitativen Verbesserung der Diagnostik des kolorektalen Karzinoms führen könne. In Anbetracht des medizinischen Nutzens und der potentiellen Einsparungen forderten sie die Kostenträger im Gesundheitswesen auf, die Koloskopie in Verbindung mit den neuen Techniken (Zoom- und Chromoendoskopie) in ihren Leistungskatalog aufzunehmen.
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