Mit Radiofrequenz gegen Sodbrennen
Endoskopisches Verfahren wird an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in einer Langzeit-Studie untersucht
Erste Ergebnisse sind vielversprechend: Die endoskopische Radiofrequenz-Therapie scheint eine Alternative zu der bisherigen medikamentösen Behandlung bei Sodbrennen zu sein. Das Verfahren wurde von einem kalifornischen Unternehmen entwickelt und wird derzeit an mehreren europäischen Kliniken getestet. Die Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist eines der drei deutschen Zentren und hat europaweit die meisten Patienten behandelt: 25 Betroffene wurden bislang vom Team um Dr. Peter N. Meier versorgt. Das Ergebnis: Eine Behandlung reicht bei der Mehrzahl der Patienten aus, dass sie langfristig beschwerdefrei sind. Dies entspricht den Zahlen einer nordamerikanischen Studie mit 47 Patienten, bei der 87 Prozent der Betroffenen nach der Therapie keine Symptome mehr verspürten.
Was ist Reflux?
Zwischen Speiseröhre und Magen befindet sich ein Verschlussmechanismus, der wie eine Einbahnstraße arbeitet: Er lässt geschluckte Speisen oder Flüssigkeiten hindurch und hält nach der Passage den Mageninhalt zurück. Funktioniert der Verschluss nicht mehr, kann Magensäure in die Speiseröhre gelangen – dies wird medizinisch Reflux genannt. Typische Symptome sind Sodbrennen, saures Aufstoßen, Schmerzen hinter dem Brustbein und in selteneren Fällen auch Husten und Asthma.
Chronischer Reflux führt in der Speiseröhre zunächst zu einer Entzündung. Besteht der Rückfluss über längere Zeit, verändert sich die Speiseröhre – eine so genannte Barrett-Schleimhaut entsteht. Sie kann schlimmstenfalls zu Krebs führen.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Als Standardtherapie werden derzeit Medikamente eingesetzt: Sie hemmen die Produktion von Magensäure und verhindern dadurch indirekt, dass saurer Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt. Patienten müssen die Substanzen meist über einen langen Zeitraum einnehmen.
Eine zweite Möglichkeit ist die Operation – allerdings verbunden mit den Risiken einer Vollnarkose. Zudem sind die Langzeit-Ergebnisse unbefriedigend.
Was ist die Radiofrequenz-Therapie und wie funktioniert sie?
Die Radiofrequenz-Therapie ist ein endoskopisch kontrolliertes Verfahren. Zunächst dient eine Magenspiegelung dazu, sich ein genaues Bild zu machen. Anschließend wird ein biegsamer Schlauch in die Speiseröhre geschoben. Er ist halb so dick wie ein normales Endoskop. Am unteren Ende des Schlauches befindet sich ein aufblasbarer Ballon. Er wird genau am Übergang von der Speiseröhre zum Magen aufgepumpt, so dass er rundherum an der Speiseröhrenwand anliegt. Danach werden vier kleine Nadeln ausgefahren, die die Radiofrequenz-Energie auf das Gewebe übertragen – vergleichbar mit einer leichten Erwärmung, jedoch ohne dass Zellen zugrunde gehen. Dies wird in kurzen Abständen auf mehreren Höhen wiederholt. Während des Eingriffs schlafen die Patienten; sie erhalten kurz zuvor eine Beruhigungsspritze. Die Behandlung dauert nicht länger als 40 Minuten.
Was bewirkt die Radiofrequenz-Energie?
Die zugeführte Energie regt die Speiseröhrenwand an, neues Bindegewebe zu bilden. Dadurch engt sich der Raum im Speiseröhren-Magen-Übergang von innen ein. Gleichzeitig werden Nervenenden stillgelegt, die sonst durch kleine spontane Impulse immer wieder dazu führen, dass sich der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen öffnet.
Welche Komplikationen können auftreten?
Die möglichen Komplikationen entsprechen nahezu denen einer normalen Magenspiegelung. Dies können leichte Beeinträchtigungen des Wohlbefindens sein und Unverträglichkeitsreaktionen auf die verabreichten Medikamente. Auch treten sehr selten Entzündungen, Infektionen oder Blutungen der Speiseröhre auf. Des weiteren kann es am Tag der Therapie zu einem stärkeren Druckgefühl am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen kommen. Dies verschwindet meist innerhalb von 24 Stunden.
Wie geht es nach der Therapie weiter?
Zunächst müssen die gewohnten Medikamente acht Wochen lang weiter eingenommen werden, damit das neue Bindegewebe ausreichend Zeit hat sich zu bilden. Danach werden sie abgesetzt. Jetzt zeigt sich, ob der endoskopisch kontrollierte Eingriff den gewünschten Erfolg hat.
Im Rahmen der Beobachtung werden die Patienten, die mit dem Radiofrequenz-Verfahren behandelt wurden, über mindestens ein Jahr betreut. Sollten die Ergebnisse nach Abschluss der Untersuchungen auch weiterhin positiv sein, könnte das Verfahren regulär in der Therapie des Sodbrennens eingesetzt werden.
Weitere Informationen geben gern Dr. Peter N. Meier und Tina Nietzschmann aus der Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH, Telefon: (0511) 532-3302, E-Mail: Nietzschmann.Tina@mh-hannover.de
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