Klinische Studie zeigt: Antibiotika können gefährliche Komplikation der Mukoviszidose verhindern
Bei der Mukoviszidose, der in Europa am häufigsten vorkommenden angeborenen und bisher unheilbaren Stoffwechselkrankheit, ist die chronische Lungeninfektion durch Pseudomonas-Bakterien die am meisten gefürchtete Komplikation. Wissenschaftler des Essener Universitätsklinikums konnten jetzt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeine und Umwelthygiene der Universität Tübingen nachweisen, dass diese Infektion durch eine frühe Behandlung mit Antibiotika ausgeheilt werden kann. Durch konsequente Verhinderung dieser Infektion könnte die Lebenserwartung der Patienten erheblich steigen, berichtet das Fachblatt „The Lancet“ in seiner Ausgabe vom 22. September 2001 über die Ergebnisse einer klinischen Studie, die an der Essener Universitäts-Kinderklinik unter Federführung von Dr. Felix Ratjen entstanden ist.
15 Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 18 Jahren haben an dieser Studie teilgenommen. Konsequent inhalierten sie ein Jahr lang nach Erstbesiedelung ein Antibiotikum, das die chronische Infektion der Atemwege mit Pseudomonas-Bakterien verhindern sollte. Im Abstand von drei Monaten kontrollierten die Ärzte die Schleimproduktion vornehmlich in der Lunge. Bei Patienten mit Mukoviszidose oder – wie diese auch genannt wird – mit Cystischer Fibrose – lösen die sonst eher harmlosen Bakterien nach dem bisherigen medizinischen Standard eine chronische Lungenentzündung aus, eine der schwersten, kaum behebbaren Komplikationen. „Die Infektion durch Pseudomonas-Bakterien wird“, erläutert Felix Ratjen, „bei Mukoviszidose-Patienten mit zunehmendem Lebensalter zum Hauptproblem.“
Mit der jetzt abgeschlossenen Studie hat die Arbeitsgruppe von Dr. Ratjen eine frühere multizentrische Studie, an der das Mukoviszidose-Zentrum Essen ebenfalls beteiligt war, fortgesetzt. Damals konnte eine Reduzierung der Pseudomonas-Bakterien durch Antibiotika nachgewiesen werden. „Jetzt hat sich gezeigt, dass die Keime nicht nur unterdrückt, sondern permanent aus der Lunge entfernt werden können, so dass eine chronische Entwicklung der Infektion ausbleibt“, erklärt Dr. Ratjen.
Für die Behandlung mit dem Antibiotikum steht allerdings nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung. Frühzeitig und konsequent müsse sie vorgenommen werden, sagt Ratjen. Von einem Durchbruch in der Mukoviszidose-Therapie mag er nicht sprechen. Pseudomonas-Bakterien sind nicht die einzigen Keime, die bei dieser Stoffwechselkrankheit das Bronchialsystem infizieren.
Ratjen, F., Döring, G., Nikolaizik, W.: Eradication of Pseudomonas aeruginosa with inhaled tobramycin in patients with cystic fibrosis. Lancet 2001; 358: 983 – 984.
Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83 – 20 85
Weitere Informationen: Dr. Felix Ratjen, E-Mail: f.ratjen@uni-essen.de
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