Der informierte Patient wird zum mündigen Partner


Das Bayer Pharma Presseseminar fand in diesem Jahr zum 25. Mal im Hotel Lochmühle in Mayschoß an der Ahr statt. Journalisten, Gesundheitspolitiker und Ärzte diskutierten das Thema "Medizinkommunikation im neuen Jahrtausend". Dabei wurde deutlich, dass Fachleute und Medien den medizinischen Laien bei der Orientierung durch die Informationsflut helfen sollten. Nur so könne eine optimale Wissensvermittlung erreicht werden.

"Leider hindert uns das Heilmittelwerbegesetz daran, breiter über verschreibungspflichtige Medikamente zu informieren", sagte Dr. Franz-Josef Bohle, Unternehmenskommunikation Gesundheit der Bayer AG. Die Informationsmöglichkeiten im weltweiten Internet zeigten, wie renovierungsbedürftig dieses lokale Gesetz geworden sei. Die EU-Behörden hätten das Problem erkannt, so dass zumindest für Teilbereiche des Gesetzes eine Reform zu erwarten sei.

Auch für die Pharmaindustrie würden gut informierte und selbstbestimmt handelnde Patienten zunehmend zu Ansprechpartnern. Deshalb habe Bayer zusammen mit verschiedenen Patientenorganisationen Modelle für die Kommunikation entwickelt.

Der Dialog zwischen Fachleuten und medizinischen Laien habe Defizite, betonte der Pharmakologe Professor Dr. Martin Wehling, Universität Heidelberg. Die Kommunikation mit den Patienten werde vielfach nicht als Aufgabe der Hochschulmedizin angesehen. Es sei auch notwendig, dass Wissenschaftler einen intensiveren und professionelleren Kontakt zu den Journalisten pflegten. Nur so könne die Berichterstattung über die Hochschulmedizin verbessert werden.

Zu den ethischen Aspekten der Berichterstattung erklärte der Theologe Heinrich Graf Henckel von Donnersmarck, Düsseldorf, dass Journalismus auch immer Kritik an den bestehenden Zuständen beinhalten sollte. Donnersmarck dazu: "Wir müssen bei der ethischen Diskussion über die Gentechnik fragen, ob wir alles machen dürfen, wozu der Mensch technisch in der Lage ist."

Dr. Michael Kröher vom "manager magazin", Hamburg, zitierte eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group, in der eine Abkehr vom ungezielten Internetsurfen hin zu spezifischen Informationen von qualifizierten Anbietern und neutralen Quellen festgestellt wurde. Kröher forderte die Journalisten dazu auf, die Informationsflut zu begrenzen und dem Leser bei der Orientierung zu helfen.

"Die Ärzteschaft begrüßt die Tendenz zu mehr Information ihrer Patienten, sie wird sich dieser Herausforderung stellen", sagte Dr. Dieter Everz, Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz in Mainz und Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer. Die Arbeit des Arztes werde durch das medizinische Wissen der Patienten verändert. Deshalb sei bei der Suche nach der besten Behandlungsmethode eine partnerschaftliche Zusammenarbeit möglich.

Die Aufgabe des Medizinjournalisten sah der Vorsitzende des Seminars, Professor Dr. Christian Floto, ehemaliger Leiter der ZDF-Redaktion "Gesundheit und Natur", jetzt TU Braunschweig, in der Qualitätssicherung der Informationen. Dabei komme es darauf an, die Inhalte kompetent zu erfassen, kritisch zu beurteilen und neue Entwicklungen einzuordnen. Dies sei im Interesse der Patienten um so wichtiger, da Gesundheit keine Lobby habe. 

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