Alzheimer: Energiemangel als Risikofaktor?


Je älter der Mensch wird, desto weniger Energie steht seinem Gehirn zur Verfügung. An der Universität Würzburg wird erforscht, ob und wie sich ein Energiemangel in den Nervenzellen auf das Entstehen der Alzheimer-Krankheit auswirkt.

Das Problem der Alzheimer-Erkrankung wird mit der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung in den Industriestaaten immer drängender werden. Deshalb erfährt die Alzheimer-Forschung seit einigen Jahren eine immer stärkere Unterstützung. So auch durch die „Hirnliga e.V. – Liga zur Erforschung, Erkennung und Behandlung von Hirnleistungsstörungen“ mit Sitz in Nümbrecht (Nordrhein-Westfalen), die ein Projekt an der Universität Würzburg fördert.

Hierbei arbeitet PD Dr. Reinhard Schinzel vom Lehrstuhl für Physiologische Chemie I mit der Klinischen Neurochemie der Universitäts-Nervenklinik (Prof. Dr. Peter Riederer) und der Abteilung Neurowissenschaften des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung in Leipzig (PD Dr. Gerald Münch) zusammen. Die Wissenschaftler untersuchen die Auswirkungen eines Energiemangels auf zwei wichtige Vorgänge in Nervenzellen, die zu den charakteristischen Veränderungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten und damit zum Nachlassen der geistigen Fähigkeiten führen.

Einer dieser Vorgänge ist die Ablagerung von unlöslichen Eiweißbruchstücken im Gehirn. Die Ablagerungsstellen, „senile Plaques“ genannt, können als Entzündungsherde wirken und so benachbarte Nervenzellen schädigen. Die zweite Veränderung ist die Bildung von Eiweißfäden in den Nervenzellen: Diese Ablagerungen können durch eine chemische Reaktion mit Zuckern so vernetzt werden, dass sie unwiederbringlich verklumpen und das Funktionieren der Zelle behindern.

Die Würzburger Forscher wollen nun herausfinden, welchen Einfluss die Energieversorgung der Nervenzellen auf diese Prozesse hat. Als Modellsystem verwenden sie im Labor kultivierte Nervenzellen, in denen durch einen stufenweisen Entzug von Glukose ein Energiemangel ausgelöst wird.

Dr. Schinzel: „Zunächst untersuchen wir, ob die beiden für Alzheimer typischen Veränderungen durch den Energiemangel ausgelöst oder beschleunigt werden.“ Dies sei denkbar, weil die Schutzsysteme der Zellen viel Energie verbrauchen. Der Mangel könnte also ihre Funktion beeinträchtigen und die Anfälligkeit der Zellen für degenerative Prozesse erhöhen.

Zur Entwicklung von neuen Therapieansätzen solle zudem festgestellt werden, ob der Energiemangel und die durch ihn verursachten biochemischen Veränderungen durch die Zugabe von Arzneistoffen ausgeglichen werden können. Möglicherweise könnten solche Medikamente, die beispielsweise bereits zur Behandlung von diabetischen Nervenfunktionsstörungen zugelassen sind, auch den Ausbruch von Alzheimer verzögern.

Weitere Informationen: PD Dr. Reinhard Schinzel, T (0931) 888-4140, Fax (0931) 888-4150, E-Mail: schinzel@biozentrum.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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