Immuntoxin zerstört Prostatakrebszellen
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebsart des Mannes. Ist der Tumor auf die Prostata beschränkt, sind die Heilungschancen meist gut. Um die Behandlung bei fortgeschrittenen Tumoren zu verbessern, befassen sich Wissenschaftler intensiv mit der Entwicklung neuer Therapien. Ein Ansatz ist es, die Krebszellen immunologisch durch ein bakterielles Zellgift zu zerstören. An dieser Therapieoption arbeitet derzeit eine Gruppe des Universitätsklinikums Freiburg. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Forschungsprojekt mit 210.000 Euro.
Bei dem immunologischen Therapieansatz wird ein Zellgift aus Bakterien in den Tumor geschleust. Dieses bakterielle Toxin – ein giftiges Stoffwechselprodukt des Bakteriums Pseudomonas – legt bereits in geringer Konzentration den Stoffwechsel der Krebszellen lahm, so dass die Zellen absterben. Um das Gift gezielt in den Tumor zu befördern, koppeln die Wissenschaftler das Toxin mit Antikörpern der körpereigenen Abwehr. Diese Eiweißstoffe werden von Zellen des Immunsystems gebildet und binden an Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern und Zellen. Auch Prostatakrebszellen tragen auf ihrer Oberfläche spezifische Antigene, an welche die Antikörper binden. Eines dieser Antigene ist das so genannte prostataspezifische Membran-Antigen, kurz PSMA. Im Unterschied zum PSA (prostataspezifisches Antigen), welches im Blut nachgewiesen werden kann, ist das Membran-Antigen an der Oberfläche der Prostatazellen gebunden.
„Das PSMA ist als Zielstruktur für die Immuntherapie besonders geeignet, da es auf die Zellen der Prostata beschränkt ist und nicht auf anderen Körperzellen vorkommt“, erläutert Professor Dr. Ursula Elsäßer-Beile, Leiterin der Arbeitsgruppe Experimentelle Urologie an der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg. Ihrer Arbeitsgruppe ist es bereits gelungen, ein Immuntoxin aus Antikörper und bakteriellem Zellgift im Labor gentechnisch herzustellen, das eine hohe Bindung an das PSMA zeigt und seine giftige Fracht in die Prostatakrebszellen „entlädt“. Auch Tumorzellen, die nicht mehr auf die Prostata beschränkt sind – wie Metastasen in Lymphknoten oder Knochen – könnten durch das Immuntoxin zerstört werden.
Im Rahmen des von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojekts wird diese Immuntherapie jetzt für den Einsatz in der Klinik vorbereitet. Dabei soll insbesondere die Verträglichkeit des Immuntoxins verbessert werden. „Während solch eine Therapie bei anderen Tumoren wie dem Hodgkin Lymphom bereits angewendet wird, ist dieser Ansatz beim Prostatakarzinom neu“, erklärt die Projektleiterin. „Unser Ziel ist es, die Immuntherapie in Zukunft in Ergänzung zu Operation und Bestrahlung bei kleineren Tumoren und gegen Metastasen anzuwenden“, erklärt die Projektleiterin. „Wir gehen davon aus, dass diese Behandlungsmethode in etwa zwei bis drei Jahren in klinischen Studien eingesetzt werden kann.“
Projektnummer: 107309
Infokasten: Prostatakarzinom
Jährlich erkranken 48.650 Männer in Deutschland neu an einem Prostatakarzinom (Robert-Koch-Institut), etwa 11.000 sterben jährlich an dieser Krebserkrankung (Statistisches Bundesamt). Beim Prostatakarzinom werden langsam wachsende und aggressive, rasch metastasierende Verlaufsformen unterschieden. Wenn der Tumor auf die Prostata begrenzt ist, wird er operativ entfernt. Alternativ oder auch ergänzend zur Operation kann der Tumor bestrahlt werden. Haben sich bereits Metastasen gebildet, werden Medikamente eingesetzt, welche die Wirkung der männlichen Sexualhormone und damit das Wachstum der veränderten Zellen blockieren. Der „Blaue Ratgeber Nr. 17“ der Deutschen Krebshilfe erläutert allgemeinverständlich die Diagnose, Therapie und Nachsorge beim Prostatakrebs. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich bei der Deutschen Krebshilfe, Postfach 1467, 53004 Bonn, und kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.
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