Weltweit erste künstliche Leber für Kinder in Rostock entwickelt
Biotech- und Medizintechnik-Unternehmen TERAKLIN AG bringt im Sommer Fortentwicklung der Leberunterstützungstherapie MARS(R) auf den Markt
Das Rostocker Biotech- und Medizintechnik-Unternehmen TERAKLIN AG wird Mitte dieses Jahres die weltweit erste künstliche Leber für Kinder „MARSmini“ auf den Markt bringen. Damit hat die TERAKLIN AG das vor drei Jahren selbst erfolgreich eingeführte Verfahren MARS(R) auf die speziellen Anforderungen ausgerichtet, die bei der Behandlung von Kindern und Kleinkindern mit schwerem Leberversagen zu berücksichtigen sind.
„Wir sind froh, schon bald eine Therapie speziell für Kinder anbieten zu können“, sagte Teraklin Vorstandsvorsitzender Mathias Klingler heute in Rostock im Rahmen einer Veranstaltung des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern. „Viele Kinder mussten bisher sterben, weil die Wartezeit bis zur Transplantation einer geeigneten Leber nicht ausreichte.“ Durch die Entwicklung von MARSmini, so Klingler, wird sichergestellt, dass auch Kinder eine längere Wartezeit überbrücken können (bei Erwachsenen wurden bisher bis zu 100 Tage erreicht). Das neu entwickelte Gerät sorge dafür, dass der Anteil des Blutvolumens, das außerhalb des Körpers zirkuliert, nicht zu groß werde. Klingler: „Damit können bisherige Behandlungsrisiken wie Hypothermie (Unterkühlung) verhindert werden.“
Die Zahl der weltweit an schwerem Leberversagen erkrankten Kinder nimmt kontinuierlich zu. Das von der TERAKLIN AG 1999 eingeführte Therapiesystem MARS(R) (Molecular Adsorbents Recirculating System) ist eine weltweit einzigartige Methode in der Behandlung des akuten und chronischen Leberversagens. Es übernimmt die Entgiftungsfunktion der Leber außerhalb des Körpers, wenn diese so weit geschädigt ist, dass sie das Blut nicht mehr selbständig reinigen kann. Das Verfahren kann somit den Ausfall des Organs überbrücken und die Regeneration der geschädigten Leber unterstützen. Seit Einführung von MARS(R) vor drei Jahren hat es über 7.000 erfolgreiche Behandlungen bei mehr als 1.400 Patienten gegeben.
Die Funktion des MARS(R)Gerätes ähnelt dem Dialyseprinzip: Das Blut des Patienten wird in einen externen Kreislauf geleitet. Blut und Reinigungsflüssigkeit strömen aneinander vorbei und sind durch eine Membran getrennt. Deren Poren sind so fein, dass sie nur von eiweißgebundenen und wasserlöslichen Giftstoffen aus dem Blut durchdrungen werden können. In der Reinigungsflüssigkeit befindet sich genau das Transporteiweiß (das Albumin), welches im Körper die Entgiftungsfunktion übernimmt. Mit dessen Hilfe werden die mit Giftstoffen beladenen Eiweiße im Blut sozusagen „ausgetrickst“: Sie werden an die Membran „herangelockt“ und geben die Toxine frei. Die Giftstoffe wandern durch die Membran hindurch in die Reinigungslösung, wo sie an die Trägereiweiße gebunden werden. Die Eiweiße, die dem Körper erhalten bleiben sollen, lässt die Membran dagegen nicht durch. So werden die Giftstoffe selektiv entfernt und das gereinigte Blut wird – ohne mit dem Dialysat in Verbindung zu geraten – wieder zurück in den Körper geleitet. In einem zweiten Kreislauf wird die Reinigungsflüssigkeit von den Giftstoffen befreit und kann erneut zur Blutentgiftung eingesetzt werden. Dieser Prozess gewährleistet eine kontinuierliche Therapie und spart Behandlungskosten.
MARS(R) ist mit der Standard-Dialysetechnik kompatibel und kann dadurch in den meisten Intensiv- und Dialysestationen angewendet werden. Die Geräte sind inzwischen weltweit im Einsatz. Für den nordamerikanischen Markt soll die Zulassung bei der FDA (Food and Drug Administration der US-Regierung) noch in diesem Jahr beantragt werden.
Die 1998 gegründete TERAKLIN AG ist bisher in 25 Ländern weltweit geschäftlich tätig und unterhält Tochtergesellschaften bzw. Repräsentanzen in Frankreich (Lyon), England (Liverpool), Spanien (Barcelona), Polen (Warschau), den USA (San Diego) und China (Shanghai). Das Unternehmen beschäftigt 74 Mitarbeiter, davon 61 in Rostock und Hamburg. Im Jahr 2001 erwirtschaftete die TERAKLIN AG einen Umsatz von 5 Millionen Euro. Im November letzten Jahres wurde das Wissenschaftlerteam von Teraklin für die Entwicklung von MARS(R) für den Deutschen Zukunftspreis 2001 – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation – nominiert. Neben der Entwicklung, der Produktion und dem Vertrieb von MARS(R) arbeitet das Unternehmen außerdem an der Entwicklung eines medizinischen Bioreaktors für die Behandlung von Blutvergiftungen. Die erste klinische Anwendung dieses Therapiesystems wird noch in diesem Jahr erwartet.
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