Mit Druckluft die Umwelt sauber halten
Einsparungen von bis zu 50 Prozent möglich / Derzeit EU-weit rund 320 000 Kompressoren im Einsatz / Managementstrukturen komplex
Auf die Drucklufterzeugung entfallen in der Europäischen Union jährlich etwa 10 Prozent des industriellen Stromverbrauchs. Das entspricht über 80 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Trotz dieses hohen Wertes ist die Energieeffizienz vieler Druckluftanlagen ausgesprochen niedrig. Nun zeigt das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, dass Einsparungen von 50 Prozent möglich sind.
Nach der Erhebung, die die Fraunhofer-Wissenschaftler gemeinsam mit Partnern aus anderen Ländern durchführten, sind in der Europäischen Union derzeit rund 320 000 Kompressoren mit Leistungen zwischen 10 und 300 Kilowatt im Einsatz. Der Markt für Druckluftanlagen ist europaweit stabil, mit 1 bis 2 Prozent Wachstum in Italien, Griechenland und Spanien und einer Stagnation der Bestandszahlen in den übrigen EU-Ländern. Kompressoren sind sehr langlebige Investitionsgüter. So haben Geräte zwischen 90 und 300 Kilowatt eine durchschnittliche Lebensdauer von 16 Jahren. In dieser Zeit sind sie rund 56 000 Stunden in Betrieb.
Die Effizienz einer Druckluftanlage hängt sowohl von den einzelnen Komponenten als auch von der Auslegung der Gesamtanlage und deren Betrieb ab. Energieeinsparungen lassen sich am ehesten bei der Installation einer neuen Anlage realisieren. Häufig hilft es jedoch auch, Komponenten einer bestehenden Anlage zu ersetzen. Große Einsparungen lassen sich schließlich durch angemessene Wartung und durch regelmäßige Lecksuche und -beseitigung erzielen.
Im Durchschnitt belaufen sich die wirtschaftlichen und technischen Energieeinsparungen auf mehr als 30 Prozent, die im Laufe einer Zeitspanne von 15 Jahren erzielbar sind. Alle von den Fraunhofer-Forschern untersuchten technischen Maßnahmen haben Amortisationszeiten von weniger als drei Jahren. Die wichtigsten Maßnahmen sind dabei die Verminderung von Verlusten durch Leckagen, eine verbesserte Auslegung der Anlagen, der Einsatz von drehzahlvariablen Antrieben sowie die Wärmerückgewinnung.
Obwohl die zur Steigerung der Energieeffizienz in Druckluftanlagen notwendigen technischen Maßnahmen profitabler sind als viele andere Investitionen, werden sie aus organisatorischen Gründen häufig nicht umgesetzt. Das hat im Wesentlichen drei Gründe: Es gibt keine eindeutige Kostenstelle für die Drucklufterzeugung und -nutzung, es herrscht mangelndes Problembewusstsein und die Managementstrukturen sind zu komplex.
Da die Hemmnisse zur Umsetzung energieeffizienter Maßnahmen mehrheitlich auf organisatorische Faktoren zurückzuführen sind, orientieren sich mögliche Maßnahmen auf Veränderungen in der Organisation. Die Forscher schlagen daher verschiedene Maßnahmen vor: Angefangen von Werbekampagnen über Demonstrations- und Pilotvorhaben bis hin zu Steuern auf Energie oder auf CO2-Emissionen.
Die Autoren fassten die Maßnahmen als Handlungsempfehlung in zwei sich ergänzenden Programmen zusammen: Ein »Awareness Raising Programme« (Aufmerksamkeits-Programm) und ein »Economic and Regulatory Programme«, das stärker auf Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, Vorschriften, Subventionen und Steuern abhebt. Das Awareness Raising Programme umfasst dagegen Maßnahmen zur Information und zur Entscheidungsunterstützung. Von diesen beiden Programmen versprechen sich die Wissenschaftler zusammen Einsparungen von bis zu 24,7 Prozent oder rund 11 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Das entspräche einer Einsparung von mehr als 5 Millionen Tonnen CO2 bis zum Jahr 2015.
Die Studie erscheint Ende Februar im Log_x- Verlag, Stuttgart, und ist über den Buchhandel oder direkt beim Fraunhofer ISI zu beziehen (ISBN 3-932298-16-0). Die gedruckte Version hat 175 Seiten und kostet DM 78,–. Eine Online-Ausgabe ist zeitgleich im Internet unter www.isi.fhg.de/e/ verfügbar.
Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationsspolitik.
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