Lungentransplantation: Hoffnung für Patienten mit Mucoviszidose
Jena. (03.07.00) Zwei Wochen nach erfolgreicher Lungentransplantation verlässt der 13-jährige Thüringer Sebastian Tueckhardt heute die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sebastian leidet seit seiner Geburt an Mucoviszidose (Cystische Fibrose), der häufigsten erblichen Stoffwechselkrankheit in Mitteleuropa.
Allein in Deutschland leiden etwa 6.000 bis 8.000 Kinder und jugendliche Erwachsene daran. Kennzeichen der Mucoviszidose sind eine Eindickung der körpereigenen Sekrete, in deren Folge die betroffenen Organe (Lunge und Bauchspeicheldrüse) ihre Funktionsfähigkeit verlieren. Am Ende geht den Patienten im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus. Noch vor wenigen Jahren erreichten nur eine handvoll Patienten das Erwachsenenalter.
Der schwer kranke Sebastian wurde schon 1999 auf die Warteliste für eine Transplantation beider Lungenflügel genommen. Seine Betreuung erfolgte in der Wartezeit in Zusammenarbeit mit der Erfurter Klinik. Trotz dessen musste er mehrere Male in das Krankenhaus aufgenommen werden, weil wiederholte Lungenentzündungen auftraten. Er war seither nicht mehr in der Lage zur Schule zu gehen, obwohl er ein hoch intelligenter Junge ist.
Die Operation erfolgte am 17.06.2000, 9 Tage nach seinem Geburtstag. Freitagnacht wurde ein geeignetes Spenderorgan von Eurotransplant zugewiesen, so dass das Jenaer Team umgehend losflog, um das rettende Organ nach Jena zu bringen. Gleichzeitig begann die aufwändige Operation bei dem jungen Sebastian. Mit Eintreffen des Organs in Jena waren die operativen Schritte so weit vorangeschritten, dass unverzüglich die Organübertragung erfolgen konnte. Die beiden neuen Lungenflügel übernahmen sofort die Sauerstoffversorgung des Körpers des kleinen Patienten, so dass er schon bald von der künstlichen Beatmung entwöhnt wurde und die Intensivstation verlassen konnte.
Um ihm den Krankenhausaufenthalt zu erleichtern, nahmen die Ärzte auch seine Mutter auf, mit dem Ziel, den Heilungsverlauf zu beschleunigen. Jetzt, 15 Tage nach dem Eingriff kann der Junge nach Hause entlassen werden. Er freut sich schon, bald wieder zu Schule gehen zu können.
Mit der Etablierung eines Lungentransplantationsprogramms an der FSU unter Leitung von Prof. Dr. Thorsten Wahlers und seinen Mitarbeitern gibt es nun Hoffnung für die vielen jungen Mucoviszidosepatienten und deren Angehörigen in Thüringen und den umgebenen Bundesländern. Patienten wie Sebastian, die zuvor nur wenige Treppenstufen steigen konnten, ohne zu verschnaufen, wird mit der Transplantation ein weitgehend normales Leben ermöglicht. Auch wenn er lebenslang Medikamente einnehmen muss, die eine Abstoßung der Lunge verhindern, so wird sich sein Leben nicht wesentlich von dem seiner Altersgenossen unterscheiden.
Während die Verpflanzung von Nieren, Lebern und Herzen von vielen Zentren in Deutschland durchgeführt werden, können Lungentransplantationen nur an einigen wenigen hochspezialisierten Zentren (jährlich nur ca. 75 Operationen in Deutschland) durchgeführt werden. Darüber hinaus weist Prof. Wahlers darauf hin, dass die Lungentransplantation aber auch Hoffnung gibt für viele Patienten mit Lungenfibrose anderer Art und schwerem Lungenemphysem (Lungenüberblähung).
Seit Beginn des Transplantationsprogrammes für thorakale Organe an der Universität Jena im Dezember letzten Jahres konnten bereits sieben Herzen und drei Lungen transplantiert werden. In Verbindung mit künstlichen Unterstützungssystemen (Kunstherzen) ist somit eine ideale Versorgung von Patienten im Endstadium des Herz- und Lungenversagens möglich. Derzeit wartet ein Thüringer Patient mit einem „Kunstherz“ auf eine dringliche Herztransplantation.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thorsten Wahlers
Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchiriurgie der Universität Jena
Tel.: 03641/934801, Fax: 934802
E-Mail: herzchirurgie@med.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
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