Strahlenbelastung durch Röntgenuntersuchungen – Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten
Die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG) nimmt Stellung zum Bericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS)und warnt for einer übertriebenen Strahlenfurcht. Gleichzeitig weist ihr Präsident darauf hin, dass die hohe Zahl von Röntgenuntersuchungen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern durch einen strukturellen "Fehler" im Gesundheitssystem gefördert wird.
Strahlenbelastung durch Röntgenuntersuchungen – Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.
Pressemitteilung der Deutschen Röntgengesellschaft
Datum der Mitteilung: 4. 8. 2000
In einer aus Anlaß der Publikation des Jahresberichtes 1999 des Bundesamtes für Strahlenschutz herausgegebenen Erklärung warnt die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG) vor einem gefährlichen Schüren der Strahlenfurcht. Ihr Präsident, Prof. Mödder (Düsseldorf), bestätigt die Aussagen aus dem Jahresbericht des BfS, weist aber auch darauf hin, daß die DRG schon seit Jahren die Öffentlichkeit und die Politiker auf einen strukturellen Mißstand im deutschen Gesundheitswesen hingewiesen habe, der für die hohe Anzahl von Röntgenuntersuchungen im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern und den USA verantwortlich ist.
"Wir haben konkrete Vorschläge für eine gesetzliche Regelung eingebracht, und fanden auch bei den Gesundheitspolitikern aller Parteien Verständnis und Zustimmung " so Mödder" aber geändert hat sich nichts." In nahezu allen anderen Ländern dürfen Röntgenuntersuchungen nur von Röntgenfachärzten, die eine entsprechende medizinische und strahlenkundliche Ausbildung absolviert haben, durchgeführt werden; in Deutschland dagegen ist es auch Ärzten anderer Disziplinen unter bestimmten Bedingungen erlaubt, selbst Röntgenuntersuchungen durchzuführen. Dies hat zur Konsequenz, daß z.B. in der Orthopädie und in der Inneren Medizin bis zu 80 % der Röntgenuntersuchungen nicht von speziell ausgebildeten Röntgenfachärzten durchgeführt werden.
Wenn die Diskussion um die Strahlenbelastung durch Röntgenuntersuchungen dazu führt, daß sich Patienten einer notwendigen Abklärung eines Tumorverdachtes aus Furcht vor den Röntgenstrahlen entziehen, sind die Folgen für die einzelnen Patienten und für das Gesundheitswesen in Deutschland fatal. Die technologische Entwicklung hat in den letzten Jahrzehnten zu einer stetigen Reduktion der Strahlenbelastung und gleichzeitig zu einer verbesserten Diagnostik geführt. Viele Erkrankungen können Dank der Verbesserung der Verfahren frühzeitig erkannt und behandelt werden. So erlaubt die Computertomographie, z.B. Tumoren, Gefäßverschlüsse und Folgen von Durchblutungsstörungen im Körper und im Zentralnervensystem früher und exakter zu erkennen, was die Behandlungskosten erheblich reduziert und die Lebensqualität zahlreicher Patienten verbessert.
Mödders Vorstandskollege Prof. Kauffmann, Heidelberg, weist ergänzend darauf hin, daß entgegen dem in der Pressemitteilung des BfS vermittelten Eindruck die Strahlendosis pro Röntgenuntersuchung seit Jahrzehnten kontinuierlich sinke. Die Computertomographie und die Angiographie seien jedoch bei Schwer- und Schwerstkranken ein zunehmend wichtiger Bestandteil der Behandlung geworden. Diese Verfahren sind bekanntlich strahlungsintensiver. Der Nutzen für den Patienten überwiege jedoch das Strahlenrisiko bei weitem.
Mödder nennt hierzu ein Beispiel, welches die Sorge der Ärzte verdeutlicht: "Nehmen Sie einen an Leukämie erkrankten Patienten, der sich einer Chemotherapie unterzieht. Während der Therapie ist dieser Patient extrem abwehrgeschwächt. Gerade die regelmäßige Abklärung der Lunge mit Hilfe der Computertomographie hilft, Krankheitserreger rasch zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Er wird damit einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt, aber der Gewinn für den Patienten ist eindeutig."
Nichtstrahlende Untersuchungsmethoden wie Ultraschalldiagnostik und Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT), deren verstärkten Einsatz der Präsident des BfS in seiner Pressekonferenz am 2. August vorschlug, gehören schon seit Jahren zur Routine in der Radiologie. Ein "flächendeckender" Einsatz der MRT verbietet sich schon aus medizinischen Gründen und würde die Kosten des Gesundheitswesen in astronomische Höhen treiben.
Für Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung
Prof. Dr. Ulrich Mödder, Düsseldorf, Tel. 0211 811 77 52
eMail: moedder@uni-duesseldorf.de
Prof. Dr. Horst Jung, Hamburg, Tel. 040 42803 35 93
eMail: biophys@uke.uni-hamburg.de
Dr. Kurt-Georg Hering, Dortmund, Tel. 0231 922 1600 oder 1601
eMail: k.g.hering@t-online.de
Prof. Dr. Günther Kauffmann, Heidelberg, Tel. 06221 56 64 10
eMail: guenter_kauffmann@med.uni-heidelberg.d
Deutsche Röntgengesellschaft, Bad Homburg, Tel. 06172 48 85 85
eMail: office@drg.de
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