Sanfte Operationstechnik für kranke Herzen
Wo immer es möglich ist, greifen die Mediziner heute zu sanften Operationsmethoden. Wird beispielsweise die Gallenblase mit einer Bauchspiegelung minimal-invasiv entfernt, kann der Patient nach drei Tagen die Klinik wieder verlassen. Früher musste er mindestens zehn Tage im Krankenhaus bleiben. Auch in der Herzmedizin könnten bald sanfte Verfahren Einzug halten: Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF arbeiten zusammen mit dem Kardiologenteam um Prof. Hans-Reiner Figulla von der Universitätsklinik Jena an einer Operationstechnik, bei der die Aortenklappe minimal-invasiv über die Leistenschlagader eingesetzt wird. Zur Zeit erproben die Kardiologen an der Universitätsklinik Jena die neue Methode noch an einem Laboraufbau. Aber in wenigen Jahren könnte der Eingriff für alte und sehr schwache Herzpatienten, denen die lange und schwere Operation heute oft nicht mehr zugemutet werden kann, die Rettung sein.
Wie bisher verwenden die Mediziner eine gängige Bioprothese eine Schweineherzklappe. Diese wird mit hauchdünnem Nahtmaterial mit einer Gefäßstütze, dem Stent, vernäht. Um die etwa 28 Millimeter große Herzklappe in einem Katheter durch die Leistenschlagader durchführen zu können, muss diese mit dem Stent auf etwa acht Millimeter zusammen-gefaltet werden. Die komplizierte Struktur des Stents wurde im IOF zunächst am Rechner modelliert und in seiner Entfaltung simuliert. Im Ergebnis entstand ein ziehharmonikaähnliches Geflecht aus Spezialmetall, das sich, wenn es an der richtigen Stelle liegt, wie ein Regenschirm öffnet, die Schweineherzklappe aufspannt und sich in der Gefäßwand festkrallt. »Das Besondere an unserem Stent ist das Memory-Metall«, erklärt Dr. Volker Guyenot vom IOF. Memory-Metall lässt sich im gekühlten Zustand winzig klein zusammenfalten, ähnlich einem Textilgeflecht. Wird es wieder erwärmt, nimmt es binnen Sekunden seine richtige, vorher imprägnierte Form ein. »Die Ärzte führen zunächst einen Katheter in die Herzkammer und dehnen die defekte Herzklappe mit einem speziellen Ballon auf, um anschließend direkt die neue einsetzen zu können«, erklärt Dr. Markus Ferrari von der Universitätsklinik Jena die Operationstechnik. Durch eine Wechselschleuse werden Gefäßstütze und Implantat binnen weniger Minuten an Stelle der alten Klappe platziert.
Das Projekt war einer der Sieger im Innovationswettbewerb in der Medizintechnik INNOMEDT. Es wird deshalb in den nächsten drei Jahren zu 100 Prozent vom BMBF gefördert.
Ansprechpartner:
Dr. Volker Guyenot
Telefon: 0 36 41/8 07-2 01
Telefax: 0 36 41/8 07-6 04
E-Mail: guyenot@iof.fhg.de
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