Messung des Blutzuckers durch einen Blick ins Auge

Strahlengang für die Messung der Glukosekonzentration in der Vorderkammer des Auges, wobei die Reflexion an der Linsenvorderfläche (Position 3) genutzt wird. In Position X befindet sich eine Infrarotlichtquelle. Grafik: Schrader


Millionen Diabetiker leiden darunter, dass sie zur Zuckerbestimmung bis zu sieben Mal täglich aus ihren Fingerkuppen Blut entnehmen und sich ebenso oft Insulin unter die Haut spritzen müssen. Wissenschaftler von der Universität Würzburg wollen nun ein sehr elegantes Verfahren entwickeln, um Diabetikern das Leben zu erleichtern: Der Blutzucker soll durch einen Blick ins Auge gemessen werden. Erste Tests waren bereits erfolgreich.

In den vergangenen 40 Jahren wurden unzählige Versuche unternommen, den Gehalt an Blutzucker (Glukose) automatisch zu registrieren. Doch Glukosesensoren, die man in den Körper von Versuchstieren einpflanzte, wurden innerhalb weniger Tage von Narbengewebe umgeben und fielen aus. Andere Systeme, bei denen durch die Haut gemessen werden sollte, scheiterten an ihrer Überempfindlichkeit gegen Temperatur- und Feuchtigkeitsänderungen.

Ein Forscherteam an der Universität Würzburg untersucht nun, wie man nach der Einstrahlung von Licht in die Vorderkammer des Auges die Konzentrationen von Stoffwechselprodukten und Medikamenten im Körper bestimmen kann. Das Projekt läuft unter der Leitung von Dr. Wolfgang Schrader, Oberarzt an der Augenklinik, und von Prof. Dr. Wolfgang Kiefer vom Institut für Physikalische Chemie. Gefördert wird es von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Die Würzburger Wissenschaftler haben ihr neues Untersuchungsverfahren bereits patentiert. Die Konzentrationsmessungen erfolgen mit spektrometrischen Methoden: Das in der Vorderkammer des Auges reflektierte Licht wird spektral zerlegt und mit hochempfindlichen Aufnahmesystemen registriert. Dabei erhalten die Forscher ein Spektrum, das einen „Fingerabdruck“ des jeweils untersuchten Stoffes liefert, diesen also eindeutig identifiziert. Um die Konzentration des Stoffes zu ermitteln, wird das Spektrum mit Standards verglichen, die in einer Computerdatenbank abgelegt sind.

Unter anderem versucht die Forschergruppe an der Universitätsaugenklinik, nach der Einstrahlung von unsichtbarem infrarotem Licht in die Vorderkammer des Auges den Glukosegehalt im Auge zu bestimmen. Versuche an einem Modell haben belegt, dass eine Messung im normalen Konzentrationsbereich möglich ist. Erste Tests an Versuchspersonen waren ebenfalls erfolgreich: Die am Auge gemessenen Konzentrationen erlaubten den Rückschluss auf die Konzentrationen des Blutzuckers.

Dr. Schrader: „Bevor aber zuckerkranke Patienten eine automatische Selbstmessung von Glukose durchführen können, ist noch umfangreiche Entwicklungsarbeit zu leisten.“ Diese Arbeit wird mit Sicherheit von der Hoffnung zahlreicher Diabetiker begleitet – wie etwa von dem Patienten Carl, der am 9. November 1999 in einem Internet-Gesprächskreis sinngemäß folgendes schrieb: „Als 1966 meine Zuckerkrankheit diagnostiziert wurde, wurde mir an einer führenden US-Universitätsklinik angekündigt, dass in den nächsten fünf Jahren ein System im Körper eingepflanzt werden könne, das automatisch die notwendigen Insulinmengen abgibt. Nun, 33 Jahre später, hoffe ich immer noch, dass so etwas wirklich herauskommt.“

Weitere Informationen: Dr. Wolfgang Schrader, T (0931) 201-5605 oder 201-5610 (Sekretariat), Fax (0931) 201-2400, E-Mail:
w.schrader@augenklinik.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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