Vermächtnis eines goldenen Zeitalters


Die heilende Wirkung des Ginkgobaumes ist in der westlichen, vor allem aber in der chinesischen Medizin anerkannt. In der traditionellen und der Volksmedizin Chinas werden seit Jahrhunderten Extrakte von Nüssen und Samen des Ginkgobaumes z.B. bei Erkrankungen der Atemwege, des Unterleibes und der Verdauung angewendet. Auszüge der Blätter helfen bei Wunden, Hautflecken und Frostbeulen. Auch in der europäischen Schulmedizin gewinnt seine heilende Wirkung an Bedeutung. Nachgewiesen werden konnten zwei Inhaltsstoffe in den Blättern, die bei Störungen der Hirnleistung, z.B. Vergesslichkeit, und bei Gefäßverengung Abhilfe schaffen. Darauf hat Dr. Eva-Maria Schneider, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität zu Köln, hingewiesen.

Ginkobäume können sich gut an verschiedene Wetterverhältnisse anpassen. Auch gegen Feuer, Schädlinge und Schadstoffe sind sie relativ resistent. In Hiroshima waren Ginkgobäume die ersten Pflanzen, die ein Jahr nach dem Atombombenabwurf trotz der verheerenden Brände wieder Leben zeigten und damit ein Zeichen der Hoffnung setzten.

Symbolischen oder integrativen Wert als „Vermächtnis eines goldenen Zeitalters“ hat der Ginkgo zuweilen bei gesellschaftlichen Anlässen. Sein Blatt wird z.B. als Ehrenzeichen verliehen, oder Ginkgobäume werden bei wichtigen Anlässen gepflanzt.


Von dem Wunderbaum aus dem fernen Osten kamen gegen Ende des 17. Jahrhunderts zunächst nur Berichte in die westliche Welt. Die ersten Pflanzen erreichten Europa dann in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit dem botanischen außergewöhnlichen Ginkgobaum beschäftigen sich seitdem Wissenschaftler wie Schriftsteller.

Einer der ältesten Bäume Deutschlands (1796) steht z.B. im Schlosspark Dyck im Rheinland. Heute werden Ginkgobäume vor allem an städtischen Straßen angepflanzt. Dabei werden männliche Bäume bevorzugt, da die weiblichen Ginkgobäume im Herbst übelriechende, weiche Früchte abwerfen.

Charles Darwin nannte den Ginkgo ein „lebendes Fossil“. Im Grunde ist er seit 7 Millionen Jahren ausgestorben. In China konnte eine einzige Art überleben. Der Ginkgo hat in der Holzstruktur Merkmale von Nadelbäumen, pflanzt sich aber auf dieselbe Art fort wie Farne. Die häufig gelappten, gespaltenen oder herzförmigen Blätter haben sich seit Urzeiten kaum verändert, wie Funde von Blattfossilien zeigen.

In der Literatur ist Johann Wolfgang von Goethe der bekannteste deutsche Dichter, der den Ginkgo verewigt hat. Das Gedicht „Gingo biloba“ (1815) widmete er Marianne von Willemer. Goethe fügte dem Gedicht zwei Ginkgo Blätter eines Baumes aus dem Park des Heidelberger Schlosses bei. Dort waren sich beide vorher begegnet. Das Gedicht beschreibt das Ginkgo Blatt als Symbol für die Doppelsinnigkeit allen Seins, ein Motiv aus der antiken Mythologie, das auch häufig in der modernen Literatur verwendet wird. Außerdem sieht Goethe das zweilappige Blatt als Symbol für seine Beziehung zu Marianne und ihre Trennung. Das Gedicht erschien im Band „Westöstlicher Divan“, den Goethe nach dem Vorbild orientalischer Dichtung schrieb.

Ein modernerer deutscher Schriftsteller, der sich mit dem Ginkgo befasste ist Peter Härtling. In seinem Gedicht „An den Ginkgo vor der Tür“ thematisiert er den Doppelsinn und das Wachstum des Baumes. In der Literatur dient der Ginkgo einerseits dekorativen Zwecken, andererseits als Symbol für Mahnung und Erinnerung an menschliche Vernunft, für besondere Naturkräfte oder allgemein für den fernen Osten.

Der Ginkgo, auch Entenfußbaum, oder Fächerblattbaum genannt, bekam seinen Namen durch einen Schreib- oder Lesefehler bei der Wiedergabe des japanischen Wortes „ginkyo“. Versuche diesen Fehler durch Umbenennen zu beheben, waren wegen der botanischen Prioritätsregel erfolglos.

Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Klaus Bergdolt unter der Telefonnummer 0221/478-5266, der Fax-Nummer 0221/478-6794 und der Email-Adresse bergdolt@uni-koeln.de zur Verfügung.
Unsere Presseinformationen finden sie auch im Internet unter: http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html

Media Contact

Gabriele Rutzen idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ist der Abrieb von Offshore-Windfarmen schädlich für Miesmuscheln?

Rotorblätter von Offshore-Windparkanlagen unterliegen nach mehrjährigem Betrieb unter rauen Wetterbedingungen einer Degradation und Oberflächenerosion, was zu erheblichen Partikelemissionen in die Umwelt führt. Ein Forschungsteam unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts hat jetzt…

Per Tierwohl-Tracker auf der Spur von Krankheiten und Katastrophen

DBU-Förderung für Münchner Startup Talos… Aus dem Verhalten der Tiere können Menschen vieles lernen – um diese Daten optimal auslesen zu können, hat das Münchner Startup Talos GmbH wenige Zentimeter…

Mit Wearables die Gesundheit immer im Blick

Wearables wie Smartwatches oder Sensorringe sind bereits fester Bestandteil unseres Alltags und beliebte Geschenke zu Weihnachten. Sie tracken unseren Puls, unsere Schrittzahl oder auch unseren Schlafrhythmus. Auf welche Weise können…