Spezielle Bestrahlungstechniken bei Prostatakrebs


Neben der Radikaloperation und der Hormontherapie haben sich bei der Behandlung von Prostatakrebs in den letzten Jahren auch verschiedene Bestrahlungstechniken etabliert. Um in jedem Fall individuell die optimale Therapieentscheidung treffen und die Behandlung auch vor Ort durchführen zu können, ist es wichtig, dass Zentren über das gesamte Behandlungsspektrum verfügen. An der Universität Münster konnten jetzt in Kooperation der Klinik für Strahlentherapie – Radioonkologie unter der Leitung von Prof. Dr. Normann Willich und der Klinik für Urologie unter der Leitung von Prof. Dr. Lothar Hertle sukzessive verschiedene spezielle Bestrahlungstechniken eingeführt werden. Vorgestellt werden die verschiedenen Behandlungskonzepte bei Prostatakrebs am kommenden Samstag, 18. November 2000, im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung im Lehrgebäude des Zentralklinikums der Universität Münster.

Bisher stand für Patienten, bei denen keine Operation durchführbar war oder die einen chirurgischen Eingriff ablehnten, die „konformale“ Bestrahlung der Prostata zur Verfügung. Diese moderne Kleinfeldtechnik der Bestrahlung von außen mit geringem Nebenwirkungsrisiko stellt auch weiterhin die Grundlage der Strahlentherapie dar. Um jedoch eine höhere Strahlendosis applizieren zu können und damit die Tumorkontrolle weiter zu verbessern, kann die Bestrahlungsserie von außen seit Frühjahr diesen Jahres durch eine so genannte Brachytherapie ergänzt werden. Bei diesem in Narkose durchgeführtem Verfahren erfolgt über Hohlnadeln eine Bestrahlung der Prostata von innen. Da gesundes Gewebe nicht durchdrungen werden muss, kann diese Bestrahlung mit erhöhter Dosis durchgeführt werden.

Als weitere Bestrahlungstechnik ist die „Seed-Implantation“ hinzugekommen: Ebenfalls unter Narkose werden dabei millimeterkleine radioaktive Kugeln über Hohlnadeln in die Prostata implantiert. Der Vorteil dieser Methode, die sich bei Patienten mit kleinen Prostatakarzinomen von vergleichsweise geringer Aggressivität eignet, liegt darin, dass die gesamte Strahlenbehandlung mit nur einer einzigen Applikation erfolgen kann. Darüber hinaus ist es auch möglich, die Behandlung ambulant durchzuführen. Wie bei der Brachytherapie kann auch bei diesem Bestrahlungsverfahren eine hohe Tumordosis bei vergleichsweise
geringen Nebenwirkungen erreicht werden. Insbesondere Impotenz und Inkontinenz, welche die Hauptprobleme bei der Radikaloperation darstellen, treten wesentlich seltener auf.

Wie Dr. Frank Witt von der Klinik für Strahlentherapie der Universität Münster betont, geht es nicht darum , neue Standards zu definieren. Dies sei auch gar nicht möglich, da die Radikaloperation bei Prostatakrebs unbestritten die Standardtherapie darstelle. Vielmehr sei jetzt die Möglichkeit geschaffen worden, für jeden Patienten aus der Vielfalt der Behandlungsmöglichkeiten optimal auswählen zu können.

Die von Dr. Ulrich Schäfer, leitender Oberarzt der Klinik für Strahlentherapie – Radioonkologie der Universität Münster, moderierte vierstündige Fortbildungsveranstaltung beginnt am Samstag, 18.November 2000, um 9 Uhr im Hörsaal L 30 im Lehrgebäude des Zentralklinikums. Veranstaltet wird sie von der Akademie für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Kassenärztlichen Vereinigung in Zusammenarbeit mit den Kliniken für Strahlentherapie/Radioonkologie und für Urologie der Westfälischen Wilhelms-Universität sowie dem Tumorzentrum Münsterland e.V.. Weiter Informationen sind im Internet unter http://medweb.uni-muenster.de/institute/radonk/prostata.htm erhältlich.

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Jutta Reising idw

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