Dermato-Endokrinologie: Falten, Flecken, Pickel – Hormone beeinflussen die Haut

Beeinflusst wird sie auch durch Hormone. Diese bescheren uns beispielsweise Hautalterung, Akne oder Hirsutismus, das Bartwachstum bei Frauen. Sie kann jedoch noch mehr: Sie stellt auch Hormone her.

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) weisen anlässlich einer aktuellen Publikation zur Dermato-Endokrinologie auf die Komplexität der Hormonvorgänge in der Haut hin und sprechen sich für eine interdisziplinäre Forschung und Behandlung aus.

Die menschliche Haut hat eine Fläche von 1,5 bis 2 m² und ein Gewicht von 3,5 bis 10 kg. Damit ist sie das größte und schwerste Organ des Menschen. Seit einigen Jahren interessieren sich Dermatologen immer mehr für die Haut als ein Organ mit komplexen endokrinen Eigenschaften.

Ob Akne, Hautalterung oder „Damenbart“ – die Fächer Dermatologie und Endokrinologie treffen hier aufeinander. Professor Dr. med. Christos C. Zouboulis, Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Immunologisches Zentrum am Städtischen Klinikum in Dessau erklärt:

„Am Beispiel der Akne lässt sich die Wechselwirkung von Haut und Hormonen gut veranschaulichen. Während man früher Bakterien und Ernährung als Ursachen in den Blick nahm, weiß man heute, dass Androgene, also männliche Sexualhormone, die auch bei der Frau vorkommen, und Stresshormone die Entstehung der Akne beeinflussen.“ Mitesser, die Zunahme des Talgdrüsenvolumens und die Talgproduktion werden durch das Sexualhormon aber auch durch Gehirnhormone stimuliert, so der Experte aus Dessau.

Für die Behandlung von Akne, schlaffer Haut oder Damenbart haben diese Erkenntnisse eine große Bedeutung. Professor Dr. med. Stefan Bornstein, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden: „Die gemäßigte Akne und der Hirsutismus lassen sich häufig gut mit Antiandrogenen behandeln. Und Östrogene wirken positiv auf die Struktur und Funktionen der Haut vor allem bei Frauen in den Wechseljahren.“ Um die Haut dicker, elastischer und feuchter zu machen, wird das Östrogen lokal auf der Haut angewendet.

Die Wirkung von Hormonen auf Haut und Haare kennt man schon länger. Professor Dr. med. Roland Kaufmann, Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Frankfurt/Main und Präsident der DDG erklärt: „Hormone werden in besonderen Hautzellen aktiviert oder inaktiviert. Sie binden sich an Rezeptoren in der Haut oder interagieren mit ihnen. In der Haut gibt es Rezeptoren für Peptid- und Neurohormone, Steroid- und Schilddrüsenhormone.“ Neu ist die Erkenntnis, dass Hormone auch in der Haut produziert werden. „Verglichen mit den eigentlichen endokrinen Drüsen wie Schilddrüse oder Nebenniere handelt es sich allerdings um geringe Mengen“, erklärt Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE. Nach dem Erlöschen der Eierstockfunktion stellt die Produktion der weiblichen Hormone, der Östrogene, im Unterhautfettgewebe allerdings einen relevanten Anteil dar, wenn auch die Östrogenspiegel nach dem Wechsel insgesamt sehr niedrig sind. Dreißig verschiedene Hormone und Hormongruppen sind in den Zellen der Haut und des Unterhautfettgewebes aktiv, weiß Professor Zouboulis. Darunter sind auch schmerzlindernde Beta-Endorphine oder ein Hormon, das die Hautpigmentierung fördert.

Die Haut ist eine Hormondrüse, da sind sich die Experten einig. „Wie sich Haut und Hormone wechselseitig beeinflussen und welchen Anteil die ‚Eigenproduktion‘ am gesamten System hat, muss jedoch noch weiter erforscht werden“, bilanziert Professor Schatz. Hautärzte und Hormonexperten werden also in der neuen Disziplin der Dermato-Endokrinologie gemeinsam forschen.

Literatur:
Zouboulis C. C. und Bornstein S. R.: Haut und Hormone: Aktuelles aus der Dermato-Endokrinologie. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2013: 138 (31/32); S. 1561–1563.

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931-984
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