Herz-Diagnose vor der Geburt: Für Kind und Eltern von Vorteil
Angeborene Herzfehler werden dank moderner Ultraschalldiagnostik immer häufiger bereits vor der Geburt entdeckt. Für betroffene Kinder ermöglicht das oft eine besser planbare und damit optimale Behandlung.
Denn Neugeborenenmedizin, Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie haben sich in den vergangenen Jahren erheblich weiterentwickelt. Für die Eltern ist die vorgeburtliche Diagnose eines Herzfehlers bei ihrem Kind zuerst meist ein Schock. Wenn sie von ihren Ärzten umfassend beraten werden, können sie sich jedoch frühzeitig besser auf die Situation nach der Geburt einstellen.
Den Eltern sollte in diesen Gesprächen bewusst werden, wie groß der Fortschritt in der Behandlung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern ist. Darauf weist die Deutsche Herzstiftung zum Tag des herzkranken Kindes am 5. Mai hin.
In Deutschland kommt etwa jedes hundertste Kind mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Vor der Geburt wird dieser mittels Ultraschall zum Teil bei der üblichen Schwangerschaftsvorsorge festgestellt, zum Teil bei der gezielten Abklärung einer Risikoschwangerschaft. „Ein erhöhtes Risiko für einen angeborenen Herzfehler beim Kind besteht, wenn ein solcher bereits bei der Mutter, dem Vater oder einem anderen Kind in der Familie vorgekommen ist“, erklärt Prof. Dr. med. Renate Oberhoffer, Kinderkardiologin im Deutschen Herzzentrum München und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung. Weitere Risikofaktoren seitens der Mutter sind Diabetes (auch Schwangerschaftsdiabetes), Viruserkrankungen (wie Röteln) in der Frühschwangerschaft, bestimmte rheumatische Erkrankungen, die Einnahme von Medikamenten wie Lithium sowie Mehrlingsschwangerschaften.
Eine genauere Herzdiagnostik beim Ungeborenen ist auch angezeigt, wenn im Ultraschall eine erhöhte Nackentransparenz (Nackenverdickung) beim Kind sichtbar ist oder andere Auffälligkeiten wie etwa Chromosomenanomalien festgestellt wurden. „In der Mehrzahl der Fälle“, so Prof. Oberhoffer, „ermöglicht eine spezielle Ultraschalluntersuchung des kindlichen Herzens, die fetale Echokardiographie, entweder einen Herzfehler auszuschließen oder ihn zuverlässig zu erfassen.“ Wurde ein Herzfehler diagnostiziert, dann sollten der weitere Verlauf der Schwangerschaft, die Geburt und die unmittelbare Zeit danach von einem erfahrenen Team mit Ärzten aus verschieden Disziplinen begleitet werden.
Interdisziplinäre Beratung der Eltern
Wenn werdende Eltern erfahren, dass ihr Kind mit einem Herzfehler zur Welt kommen wird, bedeutet das in den meisten Fällen eine schwere seelische Belastung. „In dieser Situation ist es für die Eltern wichtig, möglichst bald ein ausführliches ärztliches Beratungsgespräch zu erhalten, um die Auswirkungen des Herzfehlers, die Prognose für das Kind und die Behandlungsmöglichkeiten besprechen zu können“, betont Prof. Dr. med. Michael Hofbeck, Kinderkardiologe an der Universitätsklinik Tübingen und ebenfalls Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Die Beratung sollte in einem spezialisierten Zentrum oder einer Schwerpunktpraxis stattfinden, damit sich Geburtshelfer, Kinderkardiologen und gegebenenfalls Neonatologen, Genetiker und Kinderherzchirurgen beteiligen können.
„Trotz der psychischen Belastung der Familie“, so Prof. Hofbeck, „hat die vorgeburtliche Diagnose eines Herzfehlers sehr viele Vorteile: Die Eltern können sich in Ruhe und frühzeitig informieren, Entscheidungen für die Zeit nach der Geburt treffen und z.B. auch Kontakt mit Elternorganisationen herzkranker Kinder aufnehmen. Vor allem aber kann durch eine entsprechende Planung das Kind vor, während und nach der Geburt optimal behandelt werden.“
Weitere Informationen im Internet unter: www.herzstiftung.de/kinderkliniken.php
7/2009
Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle
Dr. Klaus Fleck / Pierre König
Tel. 069/95 51 28-140
Fax: 069/95 51 28-345
E-Mail: koenig@herzstiftung.de
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