ISS-Astronaut Luca Parmitano testet seine Haut im Weltraum mit Wittener Experiment „Skin B“
Am 28. Mai startet bei passendem Wetter der italienische ESA-Astronaut Luca Parmitano vom kasachischen Weltraumbahnhof in Baikonur zur Internationalen Raumstation ISS. Dort untersucht er in den kommenden Wochen und Monaten seine Haut innerhalb eines Experiments namens SKIN B der Universität Witten/Herdecke.
Prof. Dr. Ulrike Heinrich und Dr. Nicole Gerlach vom Institut für Experimentelle Dermatologie/DermaTronnier: „Mit speziellen Messmethoden prüfen wir den Feuchtegehalt und den Wasserverlust der Haut. Eine spezielle Kamera dokumentiert die Veränderungen der Hautoberfläche“, erklären sie den Ablauf. Die Geräte dazu befinden sich bereits seit ungefähr einem Monat im Weltraum, am 29. März hatte eine Sojusrakete mit dem „Koffer aus Witten“ wohlbehalten angedockt. Zusätzlich messen die Wissenschaftler der Uni Witten/Herdecke vor und nach dem Flug die kapillare Hautdurchblutung sowie die Ultrastruktur der Haut und ihre Elastizität.
„Bei dem Experiment geht es um reine Grundlagenforschung. Für weitere Langzeitmissionen im Weltraum sowie künftige bemannte Flüge zum Mars gilt es, Vorbereitungen zu treffen“. Trockene oder schuppige Haut und Juckreiz belasten – nach Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen – die Astronauten im Weltraum besonders: „Studien der amerikanischen Weltraumbehörde NASA zeigen, dass Hautprobleme weit vorne auf der Rangliste gesundheitlicher Probleme im All stehen. Dazu zählen auch Verzögerungen bei der Wundheilung und allergische Reaktionen auf Materialien. Allerdings wurden diese Veränderungen bislang noch nicht systematisch untersucht“, berichtet Dr. Katrin Stang, Projektleiterin im DLR-Raumfahrtmanagement. „Die Auswirkungen eines so langen Fluges wie zum Mars auf den Körper kennen wir noch nicht. Aber wenn sich an der Haut etwas verändern würde, wäre es dort am einfachsten zu messen und man kann rückschließen, dass sich auch Muskeln, Herz oder Lunge verändern könnten.“
Hautalterung im Zeitraffer
Bereits 2006 hatte das Institut ähnliche Messungen im Weltraum vorgenommen, damals mit einem deutschen Astronauten. Ergebnis: Die Haut war wie im Zeitraffer gealtert. Die Oberflächenstruktur, die sogenannte Hautfelderung, wurde gröber, die Elastizität nahm ab und tiefere Hautschichten alterten ebenfalls. „Das ging nach der Rückkehr auf die Erde schnell wieder zurück. Aber eine wissenschaftliche Aussage mit nur einem Experiment ist eher fragwürdig. Deshalb haben wir jetzt einen weiteren Astronauten unter Beobachtung und hoffen, dass bei weiteren Missionen bis 2015 noch vier weitere dazu kommen. Dann können wir schon eher etwas dazu sagen, wie die Haut sich verändert“, blickt Ulrike Heinrich in die Zukunft. Deshalb werden sie und Frau Dr. Gerlach auch im November 2013, nach der Rückkehr von Luca Parmitano, dessen Haut weiter untersuchen.
Die Instrumente für SKIN B wurden von der Kayser-Threde GmbH im Auftrag des DLR Raumfahrtmanagements umgebaut und für den Weltraumeinsatz vorbereitet. Die Europäische Weltraumorganisation ESA ist bei SKIN B für den Transport zur ISS, das Training der Astronauten und den operationellen Betrieb im Columbus-Modul verantwortlich. DermaTronnier wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, DLR Raumfahrtmanagement für die Durchführung des Vorhabens gefördert.
Weitere Informationen bei Prof. Dr. Ulrike Heinrich, 02302 2826-300, ulrike.heinrich@uni-wh.de
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