Krankhafte Veränderungen der Darmschleimhaut gezielt erkennen
Ein neues Verfahren, die Endomikroskopie, macht beim Menschen krankhafte Veränderungen der Darmschleimhaut während der Untersuchung sichtbar und verhindert überflüssige Gewebeentnahmen. Außerdem wurden im Tiermodell erfolgreich Antikörper nachgewiesen, die einen gezielten Einsatz von Medikamenten ermöglichen.
Die Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) informiert auf der Fachtagung Viszeralmedizin vom 15. bis 18. September 2010 in Stuttgart über heutige und zukünftige Möglichkeiten des neuen Verfahrens.
Die Endomikroskopie ist ein Endoskop mit integriertem Mikroskop. Es wird im Dick- oder Dünndarm platziert und der Patient erhält intravenös ein Kontrastmittel verabreicht. Nach wenigen Minuten kann der gewünschte Bereich genau betrachtet werden. „Die Endomikroskopie kann auffällige Abschnitte der Schleimhaut noch während der Untersuchung identifizieren und gezielt Gewebe entnehmen“, erläutert Professor Dr. med. Ralf Kiesslich, Leiter der interdisziplinären gastrointestinalen Endoskopie am Universitätsklinikum Mainz. Das verbessert die Diagnose auf Grundlage des entnommenen Gewebes und vermindert Kosten, da Massen-Biopsien entfallen.
Patienten mit CED können vom endomikroskopischen Verfahren auch bei den regelmäßig stattfindenden Überwachungsuntersuchungen ihres Darmes profitieren. Bei bisherigen Verfahren entnehmen Ärzte Gewebeproben, um diese zu untersuchen. Gut ausgebildete Endoskopen können schon bei der Untersuchung mit Hilfe des eingebauten Mikroskopes krankhafte Veränderungen erkennen. Dazu gehören frühe Stadien von Dickdarmkrebs, für den Menschen mit langjähriger Colitis ulcerosa ein erhöhtes Risiko haben oder auch sogenannte Zellabschilferungen der Dünn- und Dickdarmschleimhaut. Dabei lösen sich einzelne Schleimhautzellen, die Barrierefunktion der Schleimhaut ist gestört und es können entzündliche Reaktionen folgen. „Die lokale Barrieredysfunktion kann nur mithilfe der Endomikroskopie live sichtbar gemacht werden“, erläutert Professor Kiesslich. Studien haben gezeigt, dass die Zellabschilferungen bei Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa häufiger auftreten.
Die Experten erhoffen sich von dem Verfahren, dass den chronisch kranken Patienten einige der vielen Gewebeentnahmen erspart bleiben. Ein weiterer Vorteil könnte zukünftig die Behandlung des CED verbessern: Im Tiermodell konnten bereits bestimmte Eiweißmoleküle endomikroskopisch nachgewiesen werden. Diese ermöglichen den gezielten Einsatz sogenannter Biologicals. Die biotechnologisch hergestellten Substanzen können Entzündungsprozesse gezielt stoppen und erreichen somit oft eine vollständige Symptomfreiheit.
Rund 300 000 Menschen sind in Deutschland an chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Darmes erkrankt. Gastroenterologen und Viszeralchirurgen diskutieren in mehreren Veranstaltungen des Kongresses Viszeralmedizin 2010, wie Diagnose und Therapie der bisher unheilbaren CED optimiert werden können. Unter anderem wird Professor Kiesslich über die Endomikroskopie und ihre Möglichkeiten informieren.
Terminhinweise:
Vorab-Pressekonferenz anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin
Mittwoch, 8. September 2010, 11:30 bis 12:30 Uhr, Turmforum im Hauptbahnhof Stuttgart, Konferenzraum
Pressekonferenz anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin
Donnerstag, 16. September 2010, 12:30 bis 13:30 Uhr, ICS Stuttgart, Messeclub
Sitzung Sektion Endoskopie
Endokmikroskopie
Donnerstag, 16. September 2010, 17:00 bis 18.15 Uhr, Saal C 1.2.2, ICS Stuttgart
mit den Themen:
• Endomikroskopie versus Pathologie
• In vivo Darstellung der Gefäßarchitektur zur Krebsfrüherkennung
• Endomikroskopie bei CED – Pathogenese live erleben
• Molekulare Bildgebung
• Endomikroskopie in Ösophagus und Magen
Akkreditierung für Journalisten:
Beate Schweizer
Pressestelle Viszeralmedizin 2010
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-295, Fax: 0711 8931-167
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