Leukämie: Wegweisende CML-Studie bestätigt auch Langzeittherapie
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist die zweithäufigste Form chronischer Leukämien. Bei dieser durch eine genetische Störung verursachten Erkrankung des blutbildenden Systems kommt es zu einer starken Vermehrung der weißen Blutkörperchen.
Neue Wirkstoffe, sogenannte Tyrosinkinase-Inhibitoren, hemmen zielgerichtet die Aktivität des veränderten Proteins, das in den Leukämiezellen die fortgesetzte Teilung auslöst. Diese Wirkstoffe verbesserten die Therapie der nur durch eine Stammzelltransplantation heilbaren CML grundlegend.
Wegweisende Studie für CML als Modellerkrankung
„Heute leben 83% der CML-Patienten auch zehn Jahre nach der Diagnose, das ist nahe an den Überlebensraten der Normalbevölkerung“ nennt Prof. Dr. Andreas Hochhaus, Direktor der Klinik für Innere Medizin II des UKJ, ein zentrales Ergebnis einer Langzeitauswertung der IRIS-Studiendaten. Die Studie war im Jahr 2000 gestartet worden, um die Wirksamkeit des Tyrosinkinase-Hemmers Imatinib mit der damaligen Standardtherapie, der Gabe des Immunstimulators Interferon alpha, zu vergleichen.
Das therapeutische Ansprechen und die Verträglichkeit von Imatinib waren so gut, dass die Mehrheit der Patienten der Interferon-Gruppe zu dieser Therapie wechselte und Imatinib der Standardwirkstoff zur Behandlung der CML wurde.
Die Nachverfolgung der Studienteilnehmer liefert nun wertvolle Daten zur Langzeittherapie. Andreas Hochhaus: „Der Wirkstoff ist auch in der Langzeitanwendung effektiv, so dass Patienten zehn Jahre und länger ohne CML-Symptome leben. Die IRIS-Studie hat auch gezeigt, dass sich in dieser Zeit keine kritischen Nebenwirkungen aufsummieren oder verstärken.“
Nicht zuletzt durch die Erfahrungen aus der IRIS-Studie ist die CML mit ihrer charakteristischen Mutation zur Modellerkrankung für Diagnostik und Therapie vieler Krebserkrankungen mit komplexeren genetischen Auslösern geworden. Erkenntnisse zur individuellen Tumorbiologie werden genutzt, um gezielt in die molekularen Tumormechanismen einzugreifen und so zu neuen Therapieansätzen zu führen.
Studie etablierte Standards für CML-Therapie und die Verlaufskontrolle
Die Wirksamkeit einer CML-Therapie zeigt sich an der Remission, dem Rückgang des Anteils der noch vorhandenen genetisch veränderten Blutkörperchen. Zu ihrer Bestimmung wurde für die IRIS-Studie eine quantitative molekulargenetische Analysemethode entwickelt, die inzwischen standardmäßig zur Verlaufskontrolle bei CML eingesetzt wird. Sinkt der Anteil der weißen Blutkörperchen mit der charakteristischen Mutation unter einen Schwellenwert, so gilt die Krankheit als komplett zurückgedrängt.
„Neuere Therapiestudien haben gezeigt, dass Patienten in tiefer Remission die Therapie sicher absetzen können. Das hat wichtige Folgen für die Lebensqualität und auch für die Therapiekosten“, betont Andreas Hochhaus, der in Jena die Deutsche CML-Allianz als Netzwerk aus universitären Zentren, niedergelassenen Hämatologen und Patientenvertretern koordiniert. „Dank der in der IRIS-Studie belegten erfolgreichen zielgerichteten Therapie der CML können wir uns jetzt Fragen widmen, die über die Überlebenssicherung hinausgehen. Das betrifft zum Beispiel bessere Abläufe in der CML-Behandlung und die sozialen und psychologischen Aspekte des Langzeitüberlebens mit der Erkrankung.“
Originalpublikation:
Hochhaus A, et. al. for the IRIS Investigators. Long-Term Outcomes of Imatinib Treatment for Chronic Myeloid Leukemia. N Engl J Med 2017, 376:917-927
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1609324
Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Hochhaus
Hämatologie und Internistische Onkologie, Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Jena
Tel: 03641/9324201
E-Mail: Andreas.Hochhaus@med.uni-jena.de
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