Mit VR-Technologie gegen Schmerzen

Beim Projekt ReliefVR werden VR-Technologie und physiotherapeutische Übungen zur Behandlung von Rückenschmerzen kombiniert.
Bild: Julian Hölgert / Videoreality

Mitte Dezember 2021 startete das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt ReliefVR in eine rund zweijährige Erprobungsphase. Bei dem Vorhaben, an dem das Uniklinikum und die Universität Würzburg als wissenschaftliche Partner maßgeblich beteiligt sind, soll Virtuelle Realität zur Behandlung chronischer Schmerzen genutzt werden.

Ausgangspunkt ist der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2020 gestartete Wettbewerb für Soziale Innovationen „Gesellschaft der Ideen“. Seither wurden aus über 1.000 eingereichten Ideen in mehreren Schritten die neun überzeugendsten Projekte ausgewählt, die am 15. Dezember 2021 in eine bis zu zweijährige Erprobungsphase starten durften. Zu diesen zählt auch das Vorhaben ReliefVR. Dessen langfristiges Ziel ist es, ein medizinisches Produkt zu entwickeln, das Technologien der Virtuellen Realität (VR) dazu nutzt, neuronale Netzwerke im Gehirn so zu modifizieren, dass chronische Schmerzen möglichst dauerhaft gelindert werden.

Ideengeberin und Leiterin von ReliefVR ist Yevgenyia Nedilko von der Frankfurter Firma Videoreality GmbH. Die Firma ist auf die Produktion innovativer VR-Anwendungen und -Erlebnisse spezialisiert. Als wissenschaftliche Partner des Projekts fungieren das Zentrum für Interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) des Uniklinikums Würzburg und der Lehrstuhl für Psychologie I der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Ziel: Eine veränderte Körperwahrnehmung

Das geplante Behandlungskonzept sieht vor, dass Schmerzpatientinnen und -patienten eine VR-Brille aufsetzen und sich daraufhin in der virtuellen Welt anwesend fühlen. „Sie sollen zunächst das Gefühl haben, einen virtuellen Körper oder Avatar zu besitzen, der sich an der gleichen Position wie ihr echter Körper befindet“, schildert Yevgenyia Nedilko. Anschließend wird diese Sichtweise so verändert, dass eine außerkörperliche Erfahrung entstehen kann. „Wir vermuten, dass auf diesem Weg eine Veränderung der Körperwahrnehmung möglich ist“, sagt Prof. Dr. Heike Rittner. Laut der Leiterin des ZIS lässt sich dadurch bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen wahrscheinlich ein Zustand erreichen, in dem der empfundene Schmerz reduziert und der schmerzfreie Bewegungsgrad erhöht ist.

„Auf dieser Basis können speziell konzipierte Bewegungsübungen einen neuen, gesunden Lernprozess auslösen“, meint Dr. Ivo Käthner, der das Teilprojekt am Lehrstuhl für Psychologie I der JMU leitet und VR bereits seit mehreren Jahren in seiner Forschung zu Schmerz nutzt. Bewegungen, die aus Angst vor Schmerz im „echten Leben“ vermieden wurden, können in der Virtuellen Realität schmerzfrei durchgeführt werden – so die Vorstellung der Projektbeteiligten. „Im Endeffekt soll dieser Prozess dazu führen, dass die Patientinnen und Patienten auch ihren Alltag mit weniger Schmerzen bewältigen können“, hofft Prof. Rittner.

In der jetzt beginnenden, vom BMBF mit bis zu 200.000 Euro geförderten Erprobungsphase soll ein individuell angepasstes Übungsprogramm für Patientinnen und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen entwickelt werden. Bei gutem Verlauf soll im Jahr 2023 eine klinische Machbarkeitsstudie starten.

Digitale Auftaktveranstaltung am 26. Januar 2022

Für alle, die sich für weitere Details zu ReliefVR – und den anderen acht finalen Projekten des Wettbewerbs für Soziale Innovationen – interessieren, findet am 26. Januar 2022 ab 17:00 Uhr eine digitale Auftaktveranstaltung mit Podiumsdiskussionen statt. Anmelden kann man sich für den kostenlosen Live-Stream unter www.gesellschaft-der-ideen.de.

http://www.ukw.de

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Susanne Just Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Würzburg

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