Plaques in den Halsschlagadern
– eine zu wenig beachtete Schlaganfallursache
Ärzte des LMU Klinikums konnten in einer Studie zeigen, dass vulnerable nicht-stenosierende Plaques in der Halsschlagader eine wichtige Schlaganfallursache sind.
Schlaganfälle sind die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen und zweithäufigste Todesursache. Die Ermittlung des zugrundeliegenden Mechanismus (z.B. einer Engstelle in der Halsschlagader oder einer Embolie bei Vorhofflimmern) ist für eine effektive Behandlung essenziell. Jedoch bleibt die Schlaganfallursache auch bei ausführlicher Diagnostik in bis zu 30 Prozent der Fälle unklar.
Ein Team von Ärzten des LMU Klinikums unter Leitung von Prof. Martin Dichgans (Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung) und Prof. Tobias Saam (ehemals Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU Klinikums) konnte nun zeigen, dass bei fast einem Drittel der Patienten mit ungeklärter Schlaganfallursache sogenannte komplizierte Plaques in der dem Schlaganfall vorgeschalteten Halsschlagadern zu finden sind.
Dazu erhielten 234 Schlaganfall-Patienten an insgesamt vier Studienzentren (Universität Freiburg, Universität Tübingen, Technische Universität München und Ludwig-Maximilians-Universität München) eine hochauflösende, kontrastmittelverstärkte Plaque-Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MRT).
Es zeigte sich eine klare Assoziation zwischen komplizierten Karotisplaques und Schlaganfällen im abhängigen Gefäßgebiet bei Patienten mit einer unbekannten Schlaganfallätiologie. Die Wissenschaftler konnten zudem zeigen, dass eine Plaque-Einblutung das häufigste Merkmal für eine komplizierte Plaque ist. Damit lässt sich die ausführliche Plaque-Bildgebung im MRT erheblich vereinfachen: Es muss zukünftig lediglich auf eine mögliche Plaque-Einblutung untersucht werden – eine komplexe MRT-Untersuchung mit Halsspule und Kontrastmittel ist hierfür nicht notwendig.
Die Autoren der Studie sprechen sich dafür aus, die Plaque-Bildgebung mittels MRT in die klinische Routinediagnostik des Schlaganfalls aufzunehmen. Die erhobenen Befunde könnten Konsequenzen für die gezielte Behandlung nach einem Schlaganfall haben. Dies soll in weiterführenden Studien geklärt werden.
Das Studienergebnis ist vorab bereits online am 2. November 2020 (19 Uhr) im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht worden.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. med. Anna Kopczak
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachärztin für Neurologie
Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD)
LMU Klinikum München
Tel. +49 89 4400-46125
Fax +49 89 4400-46040
E-Mail: anna.kopczak@med.uni-muenchen.de
Originalpublikation:
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