Die Rolle von Autoantigenen bei der Entstehung von bösartigen Erkrankungen des Immunsystems
Eine Arbeitshypothese geht von einer permanenten Stimulation des Immunsystems durch sog. Autoantigene aus. Das sind körpereigene Substanzen, die vom Immunsystem als „fremd“ erkannt werden, und gegen die es eine Immunreaktion entwickelt.
Forscher der Universität des Saarlandes haben mehrere Autoantigene entdeckt, die in Patienten mit Plasmozytom in veränderter Form vorliegen. Ziel des aktuellen Forschungsprojektes ist es, auch bei anderen Erkrankungen des Knochenmarks solche Autoantigene zu identifizieren, die eine Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankungen spielen.
Neoplasien (Gewebsneubildungen) können jegliche Art von Geweben betreffen. Es gibt gutartige und bösartige Formen, die in allen Organen auftreten können, unter anderem auch im Blut bzw. im Knochenmark. Sind Zellen des Immunsystems betroffen, so entstehen daraus Lymphome oder Plasmozytome.
Eine der Theorien zur Entstehung dieser Krankheiten beruht auf der Annahme, dass das Immunsystem durch bestimmte Substanzen permanent stimuliert wird und dass sich durch diese Stimulation die Zellen des Immunsystem häufiger teilen, dabei genetische Defekte anhäufen und schließlich unkontrolliert wachsen. Solche stimulierenden Substanzen (Antigene) zu entdecken, steht im Mittelpunkt dieser Forschung. Das Team um Professor Michael Pfreundschuh konzentriert sich dabei auf die Antigene, die im menschlichen Körper vorkommen und das Immunsystem stimulieren, die sogenannten Autoantigene.
Zur Identifizierung solcher Autoantigene haben die Wissenschaftler ein Verfahren entwickelt, das solche Autoantigene dadurch erkennen lässt, dass das Immunsystem Antikörper gegen diese körpereigenen Substanzen entwickelt. „Wir benutzen deshalb Methoden der Gentechnik, um im Labor die entsprechenden Antikörper rekombinant, d.h. mit den Methoden der Gentechnik herzustellen, und mit diesen Antikörpern neue Autoantigene zu identifizieren, die für die chronische Antigenstimulation und somit für die Entstehung der Plasmozytome und Lymphome verantwortlich sind“, erklärt Professor Michael Pfreundschuh.
Dabei erwarten die Homburger Forscher sowohl vererbbare als auch erworbene Unterschiede zu finden. Die so gewonnenen Erkenntnisse können in Zukunft zur Frühdiagnostik und gegebenenfalls auch zur prophylaktischen Therapie genutzt werden.
Kontakt (Projektleitung):
Prof. Dr. med. Michael Pfreundschuh, Universität des Saarlandes, Telefon: +49 (0)6841 1623002, E-Mail: michael.pfreundschuh@uks.eu
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 140.000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Millionen Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.
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