Wiederkehrender Enddarmkrebs ist vielfach operabel

In Tumorboards besprechen Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen die bestmögliche Behandlung für jeden einzelnen Patienten.
Thomas Albrecht / Uniklinikum Dresden

Zweitmeinung an großem Zentrum wichtig.

Bei fortgeschrittenen Tumoren im Enddarm (Rektum) besteht die Gefahr, dass sie nach erfolgter Operation nach einiger Zeit wieder nachwachsen, sich sogenannte Rezidive bilden. Nur wenn der wiederkehrende Tumor durch eine Operation vollständig entfernt wird, besteht Aussicht auf Heilung. Der chirurgische Eingriff bei solchen Rezidiven ist meist hoch komplex und erfordert das Zusammenspiel unterschiedlicher Fachdisziplinen. Die Operation wiederkehrender Tumoren sollte daher nur an großen, spezialisierten Zentren vorgenommen werden.

Anlässlich des Darmkrebsmonats März empfiehlt das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Patientinnen und Patienten mit einem wieder aufgetretenen Rektumkarzinom, so früh wie möglich eine Zweitmeinung an einem großen Zentrum wie dem NCT/UCC einzuholen.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR).

Darmkrebs ist deutschlandweit die zweithäufigste Tumorerkrankung bei Frauen und die dritthäufigste bei Männern. Knapp ein Drittel der Darm-Tumoren entwickeln sich im Enddarm, auch Mastdarm oder Rektum genannt. Aufgrund ihrer anatomischen Lage im kleinen Becken sind Tumoren des Enddarms besonders schwer zu operieren. Wenn die Geschwulst bereits die äußere Schicht der Darmwand erreicht hat oder in benachbartes Gewebe eingewachsen ist, steigt die Gefahr, dass Tumorreste oder einzelne Tumorzellen trotz einer Operation im Körper verbleiben. Dies kann dazu führen, dass der Krebs nach einiger Zeit wiederkehrt. Ein solches Rezidiv tritt abhängig vom Stadium des ursprünglichen Tumors und der Qualität des chirurgischen Eingriffs in etwa fünf bis 15 Prozent der Fälle auf. Der wiederauftretende Tumor ist dann meist nicht mehr auf Gewebeschichten des Darms beschränkt, sondern wächst an und in der Beckenwand und kann in Knochen, Blutgefäße und Nerven vordringen. Diese Rezidive werden häufig als inoperabel eingestuft und die Patientinnen und Patienten palliativ behandelt.

„Auch bei wiederkehrenden Rektumkarzinomen ist aber in vielen Fällen eine Operation mit dem Ziel einer Heilung möglich. Dabei handelt es sich oftmals um einen großen Eingriff, der viel Erfahrung und das exzellente Zusammenspiel verschiedenster Fachdisziplinen erfordert. Wir möchten Betroffenen daher dringend raten, sich eine Zweitmeinung an einem großen Zentrum einzuholen“, sagt Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Dresden und Mitglied im Geschäftsführenden Direktorium des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC).

Mehr als 100 Darmkrebs-Operationen werden jährlich an der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Dresden vorgenommen, davon etwa 15 bei wiederkehrendem Rektumkarzinom. Bei diesen hochkomplexen Eingriffen arbeiten verschiedene Spezialistinnen und Spezialisten wie Gefäßchirurgen – die unter anderem auf die Rekonstruktion von Blutgefäßen spezialisiert sind, Expertinnen und Experten für Bauchraum-Chirurgie (Viszeralchirurgie), Gynäkologen, Urologen und Traumatologen – Experten für die Chirurgie des knöchernen Skeletts – eng zusammen.

Vor jeder Therapie wird am NCT/UCC in so genannten Tumorboards – Besprechungen zu denen sich Spezialistinnen und Spezialisten aus den verschiedenen an der Behandlung einer Krebserkrankung beteiligten Fachabteilungen treffen – eine für jede Patientin und jeden Patienten individuelle Therapieempfehlung erarbeitet. Dabei wägen die Expertinnen und Experten intensiv ab, ob die jeweilige Patientin oder der Patient eine solch große Operation mit oft langwieriger Wundheilung verkraften kann. Besprochen wird beispielsweise auch, ob in Kombination mit einer Operation eine Chemo- oder Strahlentherapie erfolgen kann. Am Universitätsklinikum Dresden steht hierfür auch die besonders schonende Form der Protonentherapie zur Verfügung.

„Die Operation ist die einzige Möglichkeit, um die Prognose des Patienten erheblich zu verbessern und im besten Fall eine Heilung herbeizuführen. Sowohl die Folgen einer Operation einerseits wie auch das fortschreitende Wachstum des Tumors im Körper andererseits können die Lebensqualität allerdings erheblich einschränken. Hier besprechen wir mit den Betroffenen sehr intensiv, welchen der möglichen Wege sie gehen möchten“, erklärt Prof. Weitz.

Forschende untersuchen am NCT/UCC zudem, wie sich die therapeutischen Möglichkeiten weiter verbessern lassen. „Im Rahmen einer Studie konnten wir beispielsweise zeigen, in welchen Fällen eine präoperative Strahlentherapie bei wiederkehrendem Rektumkarzinom ratsam ist. Hier gilt es – wie auch in Bezug auf eine Operation – jeweils sehr genau abzuwägen, welcher Therapieplan optimal ist “, erklärt Dr. Johannes Fritzmann von der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Dresden. Ein wichtiges Anliegen der Forschung ist es zudem, die Rezidivwahrscheinlichkeit weiter zu senken.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am NCT/UCC entwickeln daher computergestützte Assistenzsysteme, die die Chirurgen künftig bei ihrer schwierigen Millimeterarbeit unterstützen sollen. Im Zusammenspiel mit modernsten robotergestützten Verfahren sollen sie eine noch präzisere Entfernung des Tumors ermöglichen und gleichzeitig das gesunde Gewebe bestmöglich schonen.

Eine Zweitmeinung am NCT/UCC Dresden können Patientinnen und Patienten über ihren Onkologen, ihren Hausarzt oder auf eigene Initiative hin einholen. In der Regel genügt es, zunächst alle verfügbaren Befunde zuzuschicken. Eine möglicherweise längere und beschwerliche Anreise ist zunächst nicht nötig. Nur wenn aufgrund der Befunde eine Operation denkbar erscheint, sollten sich Betroffene auch persönlich vorstellen.

Kontakt für Patienten oder Ärzte, die Interesse an einer Zweitmeinung bei wiederkehrendem Rektumkarzinom haben: Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Dresden, Tel.: 0351 458-3200 (Chirurgische Poliklinik/Spezialsprechstunden), E-Mail: zweitmeinungVTG@ukdd.de, Internet: ukdd.de/vtg

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BU: In Tumorboards besprechen Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen die bestmögliche Behandlung für jeden einzelnen Patienten. © Uniklinikum Dresden/Thomas Albrecht

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NCT/UCC Dresden
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR).
Das NCT hat es sich zur Aufgabe gemacht, Forschung und Krankenversorgung so eng wie möglich zu verknüpfen. Damit können Krebspatienten an den NCT-Standorten auf dem jeweils neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse behandelt werden. Gleichzeitig erhalten die Wissenschaftler durch die Nähe von Labor und Klinik wichtige Impulse für ihre praxisnahe Forschung. Gemeinsamer Anspruch der NCT-Standorte ist es, das NCT zu einem internationalen Spitzenzentrum der patientennahen Krebsforschung zu entwickeln. Das Dresdner Zentrum baut auf den Strukturen des Universitäts KrebsCentrums Dresden (UCC) auf, das 2003 als eines der ersten Comprehensive Cancer Center (CCC) in Deutschland gegründet wurde. Seit 2007 wurde das UCC von der Deutschen Krebshilfe e.V. (DKH) kontinuierlich als „Onkologisches Spitzenzentrum“ ausgezeichnet.

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden bietet medizinische Betreuung auf höchstem Versorgungsniveau. Als Krankenhaus der Maximalversorgung deckt es das gesamte Spektrum der modernen Medizin ab. Das Universitätsklinikum vereint 20 Kliniken und Polikliniken, vier Institute und zehn interdisziplinäre Zentren, die eng mit den klinischen und theoretischen Instituten der Medizinischen Fakultät zusammenarbeiten.
Mit 1.295 Betten und 160 Plätzen für die tagesklinische Behandlung von Patienten ist das Dresdner Uniklinikum das größte Krankenhaus der Stadt und zugleich das einzige Krankenhaus der Maximalversorgung in Ost-sachsen. Rund 860 Ärzte decken das gesamte Spektrum der modernen Medizin ab. 1.860 Schwestern und Pfleger kümmern sich um das Wohl der Patienten. Wichtige Behandlungsschwerpunkte des Uniklinikums sind die Versorgung von Patienten, die an Krebs, an Stoffwechsel- und an neurodegenerativen Erkrankungen.
Deutschlands größter Krankenhausvergleich des Nachrichtenmagazins „Focus“ bescheinigt dem Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden eine hervorragende Behandlungsqualität. Die Dresdner Hochschulmedizin belegt deshalb Platz zwei im deutschlandweiten Ranking.

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