CT-Diagnostik für Brustkrebsvorsorge

Drei führende europäische Institute aus dem Bereich der medizinischen Bildgebung an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Leuven und Rotterdam und ein industrieller Partner, die VAMP GmbH aus Erlangen, arbeiten gemeinsam an der Entwicklung eines Spezialgerätes für die Untersuchung der weiblichen Brust per Computertomographie.

Die Europäische Union fördert die Forschungen innerhalb ihres 7. Rahmenprogramms mit insgesamt 2,05 Millionen Euro. Antragsteller und Sprecher ist Prof. Dr. Willi Kalender, Direktor des Erlanger Instituts für Medizinische Physik (IMP).

Die Beteiligten erforschen das Potential eines Spezialgerätes für die Computertomographie (CT) zur verbesserten und früheren Diagnose von Brustkrebs. Die Leistungsmerkmale des Geräts werden charakterisiert und daraufhin geprüft, wie sie im Vergleich mit anderen Methoden bestehen. Denn neben die Spezifikation des Gerätes sollen auch Aussagen über die Zuverlässigkeit der verschiedenen konkurrierenden Verfahren in der Krebsdiagnostik treten.

Überlagerte und überlagerungsfreie Bilder

Von der Diagnose Brustkrebs ist jede achte Frau zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens betroffen. Es kann als gesichert angesehen werden, dass Früherkennung von allerhöchster Bedeutung ist und Leben retten kann. Leider ist jedoch bekannt, dass die Treffsicherheit der Diagnoseverfahren noch begrenzt ist und die Erkrankung oft zu spät erkannt wird.

Als Screening-Verfahren wird heute die Mammographie empfohlen und allgemein akzeptiert. Sie ist aber nur ein so genanntes Projektionsverfahren. Im Bild werden Strukturen und Details entlang des Strahls überlagert dargestellt und sind damit nur schwer zu unterscheiden. Sowohl Sensitivität wie Spezifität des Verfahrens sind deshalb tendenziell zu gering; dass heißt, häufig werden kritische Befunde übersehen, manchmal aber auch Erkrankungen vermutet, wenn keine vorliegen. Auf einen solchen „Fehlalarm“ folgt oft eine vermeidbare Biopsie, in jedem Fall aber eine unnötige Verunsicherung der Patientin. Deshalb wird eine erhöhte diagnostische Sicherheit allgemein angestrebt.

Der Einsatz der Computertomographie, die überlagerungsfreie Bilder einzelner Schichten der Brust liefern kann, bietet hier genau wie die Magnetresonanztomographie (MR) ein hohes Potential. Die MR wird bereits klinisch eingesetzt, ist aber sehr teuer und aufwändig und damit nicht breit verfügbar. Die CT wurde bisher nicht in Betracht gezogen, weil die Röntgendosis als unakzeptabel hoch galt.

Dem widerspricht Prof. Willi Kalender vom Institut für Medizinische Physik: „CT der weiblichen Brust kann mit einem speziell für diesen Zweck entwickelten Gerät mit der in etwa gleichen Dosis durchgeführt werden wie die konventionelle Mammographie.“ Untersuchungen, die dies belegen, wurden am IMP bereits abgeschlossen und bildeten die Grundlage für den erfolgreichen Antrag.

Die Arbeit ist damit aber noch nicht getan. In den nächsten zwei Jahren soll ein Versuchsaufbau entstehen, mit dem die Annahmen überprüft werden können und die Leistungsfähigkeit der CT für Brustuntersuchungen technisch nachzuweisen ist. Erst danach sind in Kooperation mit der Erlanger Radiologie Messungen an Patientinnen zu erwarten. „Natürlich ist es unser Ziel“, so Prof. Kalender, „dass diese Untersuchungen zuerst in Erlangen durchgeführt werden und dass wir basierend auf den Ergebnissen die Methode weiter entwickeln können.“ Die EU hat die Förderung einer zweiten Phase in Aussicht gestellt.

Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.200 Studierenden, 550 Professoren und 2000 wissenschaftlichen Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in enger Verknüpfung mit Jura, Theologie, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

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Ute Missel idw

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