Hilfe für den Kardiologen: Katheter magnetisch navigieren
Ein magnetisch gelenkter Katheter erleichtert Ärzten einen Eingriff am Herzen. Mit diesen neuen Angiographiesystemen von Siemens bewegt der Herzchirurg einen Katheter mit hoher Präzision über einen Joystick. So kann er auch durch stark verwinkelte Arterien problemlos navigieren und selbst kleinste Herzgefäße ohne große Mühe erreichen.
Besteht der Verdacht auf Gefäßverengung oder -verschluss, verwenden Kardiologen ein Angiographiesystem, das minimal-invasive Eingriffe ohne Operation ermöglicht. Dabei wird der Patient geröntgt, und der Arzt legt durch die Arterien einen Katheter. Damit kann er das verengte Gefäß am Herzen wieder erweitern. Bei diesem Eingriff wird dem Patienten ein Kontrastmittel injiziert. Es zirkuliert im Blutkreislauf und macht mit Hilfe der Röntgenstrahlen die Arterien und Venen sichtbar. Dadurch weiß der Arzt, wie er den Katheter steuern muss, um zum Herzen zu gelangen.
Bei den neuen magnetgestützten Katheteranlagen, die zusammen mit dem amerikanischen Unternehmen Stereotaxis entwickelt wurden, bauen zwei kühlschrankgroße Magnete ein Magnetfeld im Untersuchungsbereich auf, das über einen Joystick gesteuert wird. Das Feld dirigiert damit den mit einer Magnetspitze ausgestatteten Katheter. Gleichzeitig wird der Katheter durch einen kleinen Motor feinjustiert, indem er beliebig vor- und zurückgeschoben wird. Mit den neuen Angiographiesystemen können Einsätze daher punktgenau gesteuert werden. Der Arzt erreicht damit anatomische Regionen, die ohne Magneten nur schwer zugänglich sind.
So müssen etwa bei der so genannten Katheterablation, einer Therapie von Herzrhythmusstörungen, Zellen im Herzmuskel verödet werden. Während der Katheter durch die magnetische Navigation mit einer hohen Präzision geführt wird, erhitzt sich eine metallene Spitze am Katheter auf etwa 60 Grad und verödet die Stelle millimetergenau. Der Arzt hat den Vorteil, dass er die Katheterlegung mit dem Joystick von einem Kontrollraum aus steuern kann und so nicht permanent den Röntgenstrahlen ausgesetzt ist.
Möglich ist sogar eine automatische Navigation. Dabei wird zuvor eine Computertomographie gemacht. Aus den so erzeugten Schichtbildern generiert eine Software ein dreidimensionales Bild des Herzens. Stehen diese Untersuchungsdaten nicht zur Verfügung, kann der Arzt auf ein dreidimensionales Herzmodell zugreifen. Der Arzt muss dann nur noch mit der Computermaus den Zielort markieren, und der Katheter wandert selbsttätig zur ausgewählten Stelle.
Eine weitere Neuerung auch für herkömmliche, manuell gelenkte Angiographiesysteme ist eine Sprachsteuerung über ein Headset. Bei der Auswahl einer gespeicherten Position muss der Arzt per Hand verschiedene Aktionen ausführen, jetzt reicht ein einziger Sprachbefehl. Der Arzt spart mit der Option Voice Control Zeit und kann sich so besser auf die Ausführung des Eingriffs und damit auf den Patienten konzentrieren. Spezielles Training ist nicht notwendig, das System versteht den Arzt, sobald er auf Deutsch oder Englisch spricht. (IN 2006.01.1)
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.siemens.de/innovationAlle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik
Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.
Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…