Künstlicher Lungenunterstützer als Lebensretter
Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Angewandte Medizintechnik des Helmholtz-Instituts in Aachen haben einen tragbaren Membran-Oxygenator entwickelt. „Das HEXMO-Gerät gilt als künstliche Unterstützung bei schwerem Lungenversagen und könne aufgrund seiner Handlichkeit zukünftig im Notarztwagen eingesetzt werden“, erklärt Ulrich Steinseifer vom Lehrstuhl für Angewandte Medizintechnik im Gespräch mit pressetext. Die Planung sieht vor, dass das Gerät innerhalb der nächsten zwei Jahre klinisch nutzbar sei, so Steinseifer.
Das Verfahren der extrakorporalen Membran Oxygenation (ECMO) wird bereits in wenigen spezialisierten Kliniken angewendet. Diese Medizintechnik hat bisher jedoch verschiedene Nachteile: Die Geräte sind zu groß, um sie direkt im Notarztwagen einzusetzen. Außerdem besteht die Gefahr, dass das Blut beim Patienten außerhalb des Körpers geschädigt wird, da es mit verschiedenen Materialien wie beispielsweise Schläuchen in Kontakt gerät und es dabei zur Blutgerinnung kommen kann. Beim HEXMO-Gerät ist eine Blutpumpe direkt in den Oxygenator integriert. Einerseits kann die Menge des entnommenen Blutes minimiert werden und andererseits reduziert sich der Blutkontakt des entnommenen Blutes mit anderen Materialien, so dass die Gefahr der Blutschädigung reduziert wird.
Bisher werden die meisten Patienten künstlich beatmet, indem Sauerstoff mit Überdruck in die Lunge gepresst wird. Die Gefahr ist dabei aber, dass die Lunge überbläht wird beziehungsweise noch gesunde Lungenbereiche massiv geschädigt werden. Jährlich werden rund 25.000 Fälle von schweren Lungenentzündungen behandelt. Bei etwa 50 Prozent der Wiederbeatmung durch die Herz-Lungen-Maschine wird die Lunge beschädigt, so Steinseifer.
Das HEXMO ist eine gute Alternative zur bisherigen Therapie, die zumeist mit einer klassischen Herz-Lungen-Maschine durchgeführt wird, aber ursprünglich dafür gedacht sind. Es existieren bereits erste HEXMO-Prototypen, doch bis zum Erste-Hilfe-Einsatz vor Ort dauert es noch. Momentan erfolgen Labortests mit Schweineblut. Für dieses Jahr seien weiterhin Tierversuche geplant und eine anschließende klinische Evaluierung.
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