Punktgenau gegen den Krebs: Mikrokugeln zerstören Lebertumoren
Mit winzigen radioaktiven Kügelchen bekämpfen Radiologen und Nuklearmediziner am Klinikum der Universität München gezielt bösartige Lebertumoren. Anders als bei der herkömmlichen Bestrahlung werden bei der Selektiven Internen Radiotherapie (SIRT) die Krebszellen nicht von außen, durch gesundes Gewebe hindurch, sondern direkt in der Leber bestrahlt.
Die SIRT wurde in Australien entwickelt – das Münchner Ärzteteam führte europaweit die erste Therapie durch. Mittlerweile wurden in der bayerischen Landeshauptstadt fast 70 Patienten mit der neuartigen Strahlentherapie behandelt. Damit ist das Klinikum der Universität München das bedeutendste SIRT-Zentrum in Deutschland – sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Forschung.
Die SIRT ist eine minimal-invasive Therapie: Über einen Katheter werden radioaktiv markierte Kunstharzkügelchen in die Leberarterie eingebracht und auf diese Weise direkt zum erkrankten Gewebe geleitet. Dort lagern sie sich ab und verkleinern oder zerstören den Tumor durch eine punktgenaue Bestrahlung. Die Therapie ist gut verträglich: Umliegendes, gesundes Lebergewebe erholt sich in der Regel rasch von dem Eingriff.
Die neue Strahlentherapie wird vor allem dann eingesetzt, wenn Behandlungsmethoden wie eine Operation oder Chemotherapie nicht angewendet werden können oder versagt haben. „Die SIRT bietet nun auch jenen Hoffnung, für die bisher keine andere Therapieoption mehr in Frage kam. Bei den meisten Patienten leitet die SIRT eine positive Wende im Krankheitsverlauf ein. Sie gewinnen nach der Behandlung ein großes Stück ihrer Lebensqualität zurück“, erklärt Prof. Maximilian Reiser, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie.
Weltweit wurden bisher mehr als 3.000 Patienten mit der SIRT behandelt. Verschiedene Studien belegen die Wirksamkeit der Therapie. So zeigt eine australische Studie einen beachtlichen Rückgang der Tumoren bei 73% der Patienten. Die SIRT wird an mehreren deutschen Kliniken durchgeführt und mittlerweile auch individuell von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. So auch am Klinikum der Universität München, das für dieses Jahr 30 Behandlungen mit den Krankenkassen vereinbart hat.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.ipse.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik
Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.
Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.
Neueste Beiträge
Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik
Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…
Datensammler am Meeresgrund
Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…
Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert
Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…