Harte Prüfung für künstliche Kniegelenke

Wie lange hält ein künstliches Gelenk? Im Dauertest des Biomechanik-Labors der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg können jahrelange Belastungen simuliert und Hüftprothesen auf ihre Haltbarkeit geprüft werden.

Erstmals sind nun auch Kniegelenke auf dem Prüfstand. Das Labor, das 1996 seine Arbeit aufgenommen hat und u.a. durch Fördermittel des Landes Baden-Württemberg finanziert wird, hat nun sein ursprüngliches Spektrum der Untersuchung künstlicher Hüftgelenke um die Kniegelenksuntersuchung erweitert.

Das Labor ist eine der wenigen universitären Einrichtungen in Deutschland, die derartige Tests vornehmen kann. Dort laufen mehrere Studien, die bewährte Modelle und innovative Prothesen-Prototypen prüfen.

„In Deutschland werden jedes Jahr ca. 120.000 künstliche Kniegelenke implantiert“, erklärt Professor Dr. Marc Thomsen, Leiter des Biomechanik-Labors. Dabei werden die verschlissenen oder nicht mehr funktionstüchtigen Gelenkoberflächen ersetzt. „Die derzeit verwendeten Prothesen halten bei den meisten Patienten 12 bis 15 Jahre und länger“, so Professor Dr. Volker Ewerbeck, Ärztlicher Direktor an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg.

Schmerzfreie Beweglichkeit durch künstlichen Gelenkersatz

Meist ist langjähriger Verschleiß (Arthrose), manchmal eine Verletzung, die Ursache für die Zerstörung des eigenen Kniegelenkes. Schmerzen und Entzündung machen das Gehen zur Qual oder sogar unmöglich. Wird das zerstörte Gelenk bei einer Operation entfernt und durch ein künstliches Gelenk ersetzt, kann der Patient seine schmerzfreie Beweglichkeit wiedererlangen, im besten Falle sogar Ausdauersport treiben. An der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg werden jährlich rund 600 Hüftgelenksprothesen implantiert und 400 Operationen zum Kniegelenksersatz vorgenommen.

Mit zunehmender Sicherheit des Eingriffs und Perfektion der Prothesen werden auch jüngere Patienten unter 60 Jahren immer häufiger mit einem künstlichen Kniegelenk versorgt. Umso wichtiger sind aussagekräftige Daten zur Haltbarkeit der Prothesen. Denn wie bei jedem anderen technischen Gelenk findet im Laufe der Zeit Verschleiß statt: Die Prothese muss dann möglicherweise ersetzt werden.

Simulator ahmt natürliches Bewegungs- und Laufmuster perfekt nach

Im Heidelberger Biomechanik-Labor werden mehrere Prothesen-Typen rund um die Uhr getestet. So können innerhalb von 10 Monaten die Belastungen durchlaufen werden, denen das künstliche Knie normalerweise in 10 Jahren standhalten muss. Das System ist in der Lage Bewegungs- und Laufmuster des Kniegelenkes perfekt nachzuahmen.

Das Ziel der Forschung ist es, Knie-Endoprothesen-Systeme genauer zu verstehen und zu verbessern. Bei innovativen Verfahren gilt es die Risiken, die mit der Einführung eines neuen Systems verbunden sind, zu minimieren und dadurch die Sicherheit für den Patienten langfristig zu erhöhen.

Bei Rückfragen:

Prof. Dr. Volker Ewerbeck Telefon (Sekretariat) 06221 96 6302
Prof. Dr. Marc Thomsen Telefon 06221 966378,
E-Mail: thomsen@implantatforschung.de

Media Contact

Dr. Annette Tuffs idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Parkinson-Medikament verändert durch Eisenmangel das Darmmikrobiom zum Schlechteren

Störung der mikrobiellen Gemeinschaft begünstigt Krankheitserreger im Darm. In einer bahnbrechenden neuen Studie, durchgeführt im Rahmen des FWF-geförderten Exzellenzclusters „Mikrobiomes drive Planetary Health“, haben Wissenschafter*innen der Universität Wien in Zusammenarbeit…

Neues Verfahren zur Rückgewinnung wertvoller Elemente aus Holzasche

Team der Hochschule Rottenburg und der Universität Tübingen erarbeitet Grundlagen zur Aufbereitung des bisherigen Verbrennungsabfalls als Sekundärrohstoff. Die Aschen, die bei der Holzverbrennung in Heiz- und Kraftwerken entstehen, enthalten wertvolle…

Auf der Spur des „Schlüsselproteins“

Neues Forschungsprojekt zur Ursache von Lungenhochdruck bei Herzinsuffizienz. Pulmonale Hypertonie (PH) ist eine schwerwiegende Erkrankung, bei der der Druck in den Blutgefäßen zwischen Herz und Lunge dauerhaft erhöht ist. Besonders…