Shock-Proof-Blutdruckmessgerät: falsche Werte ade
Der Klinikalltag ist hart: Ärzte sind in Hektik, müssen schnell handeln und rennen nicht selten durch die Flure. Für die Geräte, die sie in ihrer Kitteltasche tragen, bedeutet das oft einen Härtetest. Besonders kritisch wird es, wenn etwa ein Blutdruckmessgerät auf den Boden fällt. Apparate, die Drücke messen, beherbergen in ihrem Inneren eine sehr filigrane Mechanik und reagieren deshalb empfindlich auf jede Art von Erschütterung.
Es kann schon genügen, wenn der Arzt das Blutdruckmessgerät in der Eile unsanft auf die Tischablage wirft. Die sensiblen Bauteile des Geräts werden in Mitleidenschaft gezogen und zeigen ab diesem Zeitpunkt falsche Messwerte an. Das kann sich unter Umständen verheerend auf die Behandlung eines Patienten auswirken – in manchen Fällen verändert sich etwa die Dosierung eines Medikaments, wenn der Blutdruck einen bestimmten Schwellenwert überschreitet.
Forschern der Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe TEG in Stuttgart ist es in Zusammenarbeit mit der Firma Rudolf Riester nun gelungen, eine Polsterung zu entwickeln: Sie dämpft den möglichen Aufprall und schützt die mechanischen Bauteile vor Erschütterungen. „Mit einer High-Speed-Kamera haben wir gefilmt, was beim Aufprall eines Blutdruckmessgeräts passiert“, erklärt Andreas Reindl, Projektleiter an der TEG. „Teile schlagen aneinander und werden kräftig geschüttelt.“ Die Aufnahmen mit 2000 Bildern pro Sekunde lieferten den eindeutigen Beweis: Unter Umständen kriegt sogar der Zeiger einen Schlag weg. Dank der Filme konnten die Ingenieure genau erkennen, an welchen Stellen eine Polsterung notwendig ist, und entwickelten ein wesentliches Dämpfungselement, das sie Dämpfungslippe nennen. Wichtigste Voraussetzung: die Dichtheit der Gesamtkonstruktion muss dabei gewährleistet sein, damit der Luftdruck nicht abfällt – sonst würde es ebenfalls zu falschen Messergebnissen kommen.
Dank des „Shock-Proof“-Blutdruckmessgeräts gehören falsche Werte nun der Vergangenheit an. Zahlreiche Tests haben gezeigt, dass normale Geräte durch Erschütterungen starke Abweichungen anzeigen können: Eine Anzeige von 130 mmHg anstelle von 120 mmHg ist keine Seltenheit. Das Dämpfungssystem dagegen lässt kaum noch Abweichungen zu: maximal um 2 mmHg liegt die Nadel daneben. Das entspricht auf der Skala einem Abstand von lediglich einem halben Millimeter. Auf der Medica 2007 präsentieren die Forscher der TEG (Halle 10 / F05) und die Firma Rudolf Riester GmbH & Co. KG (Halle 10 / G40) ihre Neuentwicklung.
Andreas Reindl
Telefon: +49 711 970-3642
andreas.reindl@
teg.fraunhofer.de
Technologie-Entwicklungsgruppe Stuttgart TEG
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