Bildgebende Verfahren können Nashornfüße retten
Unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin entwickelte ein internationales Wissenschaftsteam unter Einsatz bildgebender Verfahren eine neue Methode, um Krankheiten in den Füßen von südlichen Breitmaulnashörnern (Ceratotherium simum) und indischen Panzernashörnern (Rhinoceros unicornis) festzustellen. Dank ihrer Ergebnisse können Nashörner in menschlicher Obhut in Zukunft frühzeitig gezieltere Behandlungen bei Fußerkrankungen erhalten.
Ein neuer Ansatz kombiniert und synchronisiert zwei bildgebende medizinische Diagnoseverfahren: Computertomographie und digitales Röntgen. Das Ergebnis sind neue diagnostische „Werkzeuge“ für Wildtiermediziner: radiologische Protokolle, ein optimales Vorgehen zur Positionierung von Füßen, verlässliche anatomische Orientierungspunkte, artspezifische Röntgenaufnahmen und Interpretationshilfen für normale und krankhafte Fuß-Anatomie.
„Mit unserer Forschung können wir Fachtierärzten grundlegendes Wissen über bildgebende medizinische Verfahren vermitteln und sie mit wichtigen diagnostischen Werkzeugen ausstatten. Darüber hinaus hilft die neue Arbeitsmethode dabei, weltweit gewonnene Röntgenaufnahmen von Nashornfüßen korrekt zu interpretieren“, sagt Dr. Gabriela Galateanu vom IZW, Erstautorin der wissenschaftlichen Studie, veröffentlicht in der Online-Fachzeitschrift PLOS ONE.
Besitzt man keine diagnostischen Methoden, um frühzeitig krankhafte Fußprobleme zu erkennen, können auch keine Maßnahmen ergriffen werden, um gezielte Behandlungen einzuleiten. Chronische Fußerkrankungen bei Nashörnern in menschlicher Obhut beeinträchtigen deren Zuchtfähigkeit. Zoologische Gärten spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltungszucht von Nashörnern.
„Deshalb ist es unsere Hoffnung, dass nach unserer Veröffentlichung dieser Studie radiologische Untersuchungen an Füßen von Nashörnern zu einem Standard-Verfahren in der Krankheitsdiagnostik werden und idealerweise als eine Methode zur regelmäßigen Gesundheitskontrolle angewendet wird“, empfiehlt Galateanu.
Weitere Ergebnisse der Studie sind die erstmalige Dokumentation von artspezifischen Röntgenaufnahmen mit einer einzigartigen detaillierten Knochendarstellung und die Möglichkeit der Erfassung und akkuraten Bewertung eines jeden einzelnen Fußknochens im gesamten Nashornfuß.
Nach rund 40 Millionen Jahren erfolgreicher Evolution und der Entstehung zahlreicher Arten umfasst die Familie der Nashörner (Rhinocerotidae) heutzutage nur noch fünf verschiedene Arten. Lebensraumverlust und ihr begehrtes Horn führen zu einer starken Reduktion ihrer Bestände: Von den noch lebenden fünf Nashornarten sind bereits vier am Rande der Ausrottung. Wilderer verfolgen und töten die Nashörner sogar in ihren Schutzgebieten. Es ist absehbar, dass es wohl für manche Arten nur noch ein Leben in Gefangenschaft geben wird.
Ungeachtet der langen Historie von Nashörnern in Gefangenschaft, die mindestens bis in die römische Zeit zurückreicht, ist sogar das Schicksal einiger Arten in zoologischen Gärten ungewiss. Die in menschlicher Obhut lebenden Nashörner leiden unter chronischen Fußerkrankungen. In einer vorangegangenen Studie konnten die Wissenschaftler zeigen, dass diese Fußerkrankungen sich nicht nur, wie bisher angenommen, auf die Weichteile der Nashornfüße beschränken, sondern auch die Knochen sehr stark betroffen sind.
Der Einsatz von Röntgentechnik ist zurzeit das einzige brauchbare Verfahren, um Nashornfüße zu untersuchen. Bisher gab es jedoch keine verlässliche diagnostische Methode. Durch verbesserte Diagnose-Methoden kann in Zukunft eine optimale medizinische Versorgung stattfinden.
Daher wird die neue Methode, der Kombination von bildgebenden Verfahren mit den daraus generierten diagnostischen Werkzeugen, als wichtiges Verfahren im Gesundheitsmanagement von in Menschenhand gehaltenen Nashörnern empfohlen. So können die Ergebnisse dieser Studie einen Beitrag zum nachhaltigen Gesundheitszustand von Nashörnern leisten.
http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0100415 – Originalveröffentlichung
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